Im Fokus: der Eschersheimer Wasserturm
Text: Sophia Babolin & Dieter Walz; Fotos: Dieter Walz
Der Eschersheimer Wasserturm…einer der besonderen Sehenswürdigkeiten von Eschersheim, der sehr viel Geschichte versteckt und großen historischen Wert hat.
Der Eschersheimer Wasserturm wurde um 1901 von Ingenieur Kessemer erbaut. Er liegt in Eschersheim an der Straße Lindenbaum und steht unter dem Schutz von der Denkmalschutzbehörde, außerdem ist es einer der höchsten Monumente Frankfurts.
Seine neobarocke Architektur weist zahlreiche Details auf, wie einen mit Schiefer gedeckten eisernen Wasserbehälter und eine lange Treppe auf dem Turm.
Dazu ist er mit einer kegelförmige Turmschaft und zylindrischem Aufsatz gestaltet, der bis zu 300.000 Liter Wasser fasst. Der ursprüngliche Nutzen des Wasserturmes war, große Wassermengen in einem erhöhten Bauwerk zu sammeln, um den Druck im Verteilungsnetz aufrechtzuerhalten und so die Wasserversorgung sicherzustellen.
Er wurde jedoch nur bis 1910 genutzt, bis die Stadt Frankfurt die Verantwortung übernahm.
Früher stand der Wasserturm auf freiem Feld, seit 1920 steht er inmitten einer Wohnsiedlung nach den Entwürfen des deutsch- amerikanischen Architekten Walter Gropius. Dem Turm blieben im Zweiten Weltkrieg Angriffe und Vernichtungen erspart.
Heutzutage befindet er sich im Besitz der Mainova, und wird von der katholischen Studentenverbindung, Moeno Franconia, gepachtet. Die Verbindung benutzt ihn als Versammlungsort. Den Wasserturm darf man ein bis zweimal am Jahr betreten. Außerhalb des Turms befinden sich ein Spielplatz und Gehäuse.
Seit einigen Jahren werden im Stadtteil Eschersheim Diskussionen um die mögliche öffentliche Nutzung des (umzäunten) Areals und den allgemeinen baulichen Zustand des Wasserturms geführt.
Aktuelle Initiativen gingen dabei vom Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) aus.
In einer Anfrage der Grünen im Januar wollte man vom Magistrat erfahren, wann eine letzte Zustandsbewertung durch das Denkmalsamt vorgenommen wurde und ob konkrete Pläne der Mainova AG „zur denkmalgerechten Ertüchtigung des Wasserturms“ bekannt sind.
Die SPD reichte im Februar eine Vorlage ein, in welcher der Magistrat gebeten wurde,
„umgehend Maßnahmen zur Sicherung und Erhaltung des denkmalgeschützten Wasserturms in Eschersheim einzuleiten.“ Das Mansardendach des Turms sei stark einsturzgefährdet, was eine akute Gefahr für das Bauwerk selbst sowie für die umliegende Umgebung bedeute.
Die Antworten dazu stehen noch aus.
Anfragen dieser Art haben bereits eine lange Geschichte. Im Juni 2021 trat man an den Magistrat heran, „eine öffentliche Nutzung des Wasserturmareals in Eschersheim zu unterstützen und sich bei der Eigentümerin Mainova für eine Vergabe eines neuen Pachtvertrags an einen Pächter einzusetzen, der ein öffentliches Nutzungskonzept für den Stadtteil unterstützt.“ In der Stellungnahme des Magistrats hieß es dazu:
„Sowohl das Gebäude selbst sowie auch das Gelände der Liegenschaft in Eschersheim sind derzeitig bereits längerfristig an einen gemeinnützigen Verein vermietet und eine Kündigung des Mietvertrags liegt der Mainova AG nicht vor. Vor diesem Hintergrund kann der in der Begründung genannte Zeitraum bezüglich der Neuvergabe des Pachtvertrags nicht bestätigt werden.“ Bis heute scheinen sich Magistrat als auch Mainova hinter dem Pachtvertrag (mit der Studentenverbindung) zu verstecken, um anderweitige Pläne mit dem Turm und dem umgebenden Areal nicht in Erwägung ziehen zu müssen.
Neben den institutionellen Diskussionsanstößen gab es auch Bemühungen der Eschersheimer Bürger, die Entwicklung voranzutreiben. Im Jahr 2021 wurde eine ‚Bürgerinitiative Wasserturm‘ gegründet. Unterstützung erfuhr diese durch den Verein Tortuga, der einen Gemeinschaftsgarten neben dem Wasserturm betreibt. So wurde auf der Petitionsplattform von Compact eine Petition an den Magistrat gerichtet, die bis dato 851 Unterschriften erhalten hat. Die Initiatoren begründeten ihre Eingabe so:
„Der Wasserturm ist ein historisches Wahrzeichen und bietet enormes Potenzial für die Gemeinschaft. In einem Stadtteil, der keinen eigenen Bürgertreff hat, wäre dieses Gelände ideal, um Menschen zusammenzubringen und Projekte für soziale und ökologische Nachhaltigkeit zu fördern.
Eine öffentliche Nutzung des Wasserturms könnte das Gemeinschaftsleben stärken, ein wirksames Mittel gegen die fortschreitende Vereinsamung vieler Menschen sein, kulturelle Aktivitäten fördern und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Es geht darum, ein Stück Geschichte für die Zukunft nutzbar zu machen und dem Stadtteil einen dringend benötigten Begegnungsort zu schenken.“
Dem ortsfremden Betrachter der Lokation kommt nach der Vorort-Besichtigung allerdings etwas Unverständnis auf: das umzäunte Areal um den Turm ist doch relativ klein und obendrein mit einer Anzahl an Baracken bebaut. Das grenzt die Möglichkeiten der öffentlichen Nutzung doch erheblich ein!
Wenn man auch bedenkt, dass neben dem Turm eine Rollschuhbahn und ein (kleiner) Kinderspielplatz liegen und sich ein kleiner Park mit Wiese, aber mit deutlich mehr Fläche als das Turmareal, anschließt, stellt sich ernsthaft die Frage nach dem Mehrwert: was soll die Liegenschaft um das Gebäude mehr bieten können, als was der Park nicht schon an öffentlichem Raum liefert?
Dass man den Turm selbst als Denkmal erhält und pflegt, leuchtet ein. Auch wenn der bauliche Zustand äußerlich und für den Laien nicht leicht zu beurteilen ist, erkennt man mühelos, dass an einigen Stellen der Außenputz großflächig abgebröselt ist und einzelne Schindeln am Dach tatsächlich lose sind. Aber eine Einsturzgefahr kann wohl nur von Fachleuten beurteilt werden. Und hier steht doch die Verantwortlichkeit des Eigentümers Mainova außer Frage. Und vermutlich ist wieder mal das liebe Geld (also dessen Mangel) der Grund für den Unwillen zur Restaurierung.
Weitere Links:
Petition aus dem Jahr 2021, gestartet von Günter Tatara, einem Mitbegründer der Bürgerinitiative