Ein vergessener Spielplatz
Im kleinen Waldstück zwischen Kalbach und der Ludwig-Ruppel-Straße in Bonames sollte in den 1980er-Jahren ein Spielplatz entstehen. Doch aus den ursprünglichen Plänen wurde nichts. Stattdessen hat sich das Gebiet in ein dichtes Gestrüpp verwandelt, das den Blick auf die einstige Spielfläche versperrt. Fußgänger und Radfahrer, die den Weg zum Alten Flugplatz nutzen, nehmen die Fläche kaum wahr. Dabei ist der Bedarf an Spielplätzen in Bonames groß.
Mangel an Spielflächen
Michael Bartram-Sitzius, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Ortsbeirat 10, hat die alten Bebauungspläne entdeckt und ist verwundert über die Tatsache, dass die Stadt immer wieder erklärt hat, es gäbe keine Flächen für neue Spielplätze. In einem aktuellen Antrag forderte er die Stadt auf, zu erklären, warum der Spielplatz nie gebaut wurde und welche Schritte notwendig wären, um dies nachzuholen.
Für die rund 900 Kinder bis 13 Jahre in Bonames gibt es nur zwei Spielplätze: einen im Nordpark, der weit außerhalb liegt, und einen im Zentrum an der Straße „Am Storchenhain“. Bartram-Sitzius argumentierte, dass ein Spielplatz an der Straße „Am Burghof“ ideal wäre, um den Bedürfnissen der Familien in der Siedlung gerecht zu werden und den bestehenden Spielplatz zu entlasten.
Alternative zur Erweiterung
Um dem Mangel an Spielflächen entgegenzuwirken, hat die Bürgerinitiative „Mein Bonames“ in Zusammenarbeit mit dem Ortsbeirat eine Vergrößerung des Spielplatzes „Am Storchenhain“ angeregt. Diese Idee wurde von der Stadt geprüft. Allerdings möchten Bartram-Sitzius und die SPD diese Erweiterung verhindern, da sie den Parkplatz am Friedhof erhalten wollen. Der nie gebaute Spielplatz „Am Burghof“ sollte eine Alternative zur Erweiterung darstellen.
Die Bürgerinitiative hatte jedoch Bedenken. Julia, eine Vertreterin der Initiative, berichtete, dass die Stadt auf ihre Anfrage hin erklärt hatte, dass das Gebiet nun als „Vogelschutzgehölz“ gilt. Dies hat bei den Eltern den Eindruck hinterlassen, dass die Bedürfnisse der Kinder in Bonames weniger zählen als die der Vögel.
Naturschutz und politische Hürden
Die Diskussion um den Spielplatz wirft auch Fragen des Naturschutzes auf. Das Grünflächenamt erklärte, dass die Fläche ein Habitat für Vögel darstellt, jedoch nicht unter Naturschutz steht. Dies bedeutet, dass die politischen Hürden für die Errichtung eines Spielplatzes nicht unüberwindbar sind, aber es ist auch klar, dass der Weg nicht einfach sein würde.
Bartram-Sitzius verfolgte mit seiner Initiative zwei Ziele: den Mangel an Spielflächen in Bonames zu beheben und die Erweiterung des Spielplatzes „Am Storchenhain“ zu verhindern. Dies ist ein heikles Thema, da die Bürgerinitiative und Teile des Ortsbeirats für die Erweiterung plädieren. Ortsvorsteherin Wera Eiselt hat jedoch klargestellt, dass der Parkplatz nicht vollständig in Frage gestellt wird, sondern nur ein kleiner Teil für die Erweiterung des Spielplatzes genutzt werden soll.
Lesermeinung: Ein kritischer Blick auf die Politik
In einem Leserbrief äußerte Ralf Jäger aus Bonames seine Bedenken gegenüber der SPD und der Stadtregierung. Er fragte sich, warum es so lange gedauert hat, bis der fehlende Spielplatz entdeckt wurde, und kritisiert die Prioritätensetzung der Stadt. Jäger betont, dass alte Bäume und der bestehende Wald wertvoll für das Klima und die Biodiversität sind und nicht einfach beseitigt werden sollten.
Ein schwieriger Weg zur Lösung
Die Diskussion um den Spielplatz in Bonames ist ein komplexes Thema, das viele Facetten hat. Auf der einen Seite steht der dringende Bedarf an Spielflächen für Kinder und Familien, auf der anderen Seite die berechtigten Anliegen des Naturschutzes und der Erhalt von Grünflächen.
Der Baumbestand wird nicht angetastet
Im April kam nun die Entscheidung der Stadtregierung. Dem Biotop und damit dem Rest an Natur, die den Bürgern noch verblieben ist, wird der Vorrang gewährt. Ein Spielplatz wird daher auf dieser Fläche nicht errichtet werden. So das Ergebnis nach einer Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde. Noch dazu befindet sich das bewaldete Stück im Privatbesitz. Außerdem hat die Pflanzenstruktur inzwischen den Character eines „Tiny Forest“ oder eines Vogelschutzgehölzes angenommen und ist damit im Sinne der Klimaanpassung und der Artenvielfalt ein „großer Gewinn und sollte unbedingt erhalten werden“.