1953 hatte die Stadtverordnetenversammlung entschieden, dass ambulante Gewerbetreibende, die bisher an verschiedenen Orten in der Stadt lebten, auf einem neuen Platz am Rand der Stadt anzusiedeln sind. Zwischen 600 und über 1.000 Menschen wurden auf den Platz an der Bonameser Straße umgesiedelt. Inzwischen leben dort weniger als 100 Menschen.
Anfangs gab es weder asphaltierte Wege noch Strom und Wasser. Die wurden erst später in Eigenregie errichtet. Das Gelände war mit Draht umzäunt. Unterstützung erhielten die Bewohner von der evangelischen Kirche. Der damalige Kirchenpräsident Martin Niemöller schilderte Oberbürgermeister Werner Bockelmann die unzumutbaren Zustände.
Erst 1983 änderten sich diese Zustände – die Wege wurden asphaltiert sowie in die städtischen Leitungen und die Sanierung kontaminierten Bodens aus Zeiten der Nachkriegsbesetzung investiert.
Die Mehrheit der Bewohner stammt aus einer Bevölkerungsgruppe fahrender und teilstationärer Händler-, Handwerker- und Artistenfamilien. Der Erhalt der Wohngemeinschaft wichtig, weil es ein Ort ist, mit dem sich die dort lebenden Menschen identifizieren. Und weil sie zum Stadtteil dazugehören, auch wenn das Gebiet jenseits der Autobahn liegt.
1984 schloss die Stadt einen Vertrag mit der ABG Holding und übertrug ihr die Aufgabe eine langfristige Lösung zu finden, die einen Ausgleich zwischen den Interessen der Wohngemeinschaft, dem Umland und der weiteren Stadtentwicklung schafft (dieses Gelände war inzwischen zu einem sehr wertvollen Grundstück geworden).
Der Magistrat – in seiner momentanen Zusammensetzung – bekennt sich in einer aktuellen Stellungnahme zur politischen, sozialen, historischen Verantwortung der Stadt gegenüber den in der Wohngemeinschaft lebenden Menschen. Im Sinne dieser Verantwortung hat das Amt für multikulturelle Angelegenheiten einen umfangreichen Aktenbericht erstellt. Damit unternehme man „transparent einen ersten Schritt zur Sachstandsklärung“.
Knapp 40 Seiten lang ist der Bericht, der dem Ortsbeirat 9 (Dornbusch, Eschersheim, Ginnheim) mitsamt einer Stellungnahme zugegangen ist. Nachdem sich das Stadtteilgremium bereits vor mehr als zwei Jahren für einen „Runden Tisch“ zur Zukunft der Wohngemeinschaft eingesetzt hatte. Doch dann kam die Corona-Pandemie und der „Runde Tisch“ musste immer wieder verschoben werden.
Seit mehreren Jahren erlaubt die Stadt keine Zuzüge mehr. Wird eine Parzelle geräumt, darf sie nicht mehr bebaut werden. Nicht einmal von Familienmitgliedern. Damit kein Mieterschutz greift, wurden nur Pachtverträge abgeschlossen.
Die Dienstleistungen auf der Dippemess oder anderen Volksfesten werden aber von der Stadt gerne in Anspruch genommen. „Zuckerwatte ist süß, aber uns will keiner“ so einer der Bewohner. Hoffen wir, dass die Toleranz inzwischen gewachsen ist und für die dortigen Menschen eine tragfähige Lösung gefunden wird.
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