Anfang Februar verkündete die Deutsche Bahn (DB) eine weitere Umwelt-Ausgleichmaßnahme im Rahmen des viergleisigen Streckenausbaus zwischen Frankfurt-West und Bad Vilbel.
An dem Verlauf des Urselbachs zwischen Eingang Sandelmühle und der Nidda-Mündung am Eschersheimer Freibad soll auf einer Strecke von etwa 400m eine Renaturierungsmaßnahme durchgeführt werden. Die DB beschreibt die Maßnahme wie folgt:
„Die DB stellt die Durchgängigkeit im Oberwasser der Staustufe Eschersheim her.
Es entsteht eine Verbindung von der Nidda zum Urselbach (Umfluter). Da die Sohle des
Urselbachs höher liegt als der Stauwasserspiegel der Nidda, muss das Bachbett auf einer
Länge von rund 400 Metern tiefer gelegt und verbreitert werden. Die Vertiefung ist zudem erforderlich, um den kaskadenförmig herabfließenden Mündungsbereich des Urselbachs anzupassen. Gleichzeitig verbessert die DB damit auch den Hochwasserschutz. Das bewegliche Eschersheimer Nidda Wehr bleibt erhalten. Mit der neuen Querprofilgestaltung wird dem Gewässer mehr Raum für seine eigene Entwicklung gegeben.“
Neben der Renaturierung werden zwei neue Brücken für Fußgänger und Radfahrer errichtet:
- Die bestehende Brücke über den Urselbach in der Straße „An der Sandelmühle“ wird durch eine neue Straßenbrücke am vorhandenen Standort ersetzt.
- Zwischen der Straße „An der Sandelmühle“ und dem Alexander-Riese-Weg entsteht eine neue Wegeverbindung zum Schwimmbad Eschersheim.
Der Fußgängerweg rechts der Nidda wurde komplett kurz hinter dem Wehr gesperrt und bietet derzeit keinerlei Durchgang.
Wie es heißt, folge die DB „damit den umweltschutzrechtlichen Vorgaben, nach denen Ausgleichsflächen für betroffene Pflanzen und Tiere an anderen Stellen im selben Naturraum geschaffen werden müssen.“
Das Projekt mit einem Investitionsumfang von rund fünf Millionen Euro werde in enger Kooperation mit dem Stadtentwässerung Frankfurt umgesetzt.
Bei einer Besichtigung vor einigen Tagen offenbarte die ‚Baustelle‘ jedoch ein unerwartetes Bild: links und rechts des Urselbachs war zwischen Sandelmühle und Mündung eine breite Schneise in den bestehenden Baumbestand geschlagen worden. Längs der Nidda und seitlich der Brücke zur Sandelmühle häuften sich die gefällten Bäume.
Das war nicht das, was man sich im Allgemeinen unter dem Begriff „Renaturierung“ vorstellt, d.h. eine Rückführung anderweitig genutzter Flächen in einen naturnahen Zustand. Hier wurde stattdessen ein gesunder Baumbestand platt gemacht! Spaziergänger und Anwohner, mit denen wir sprechen konnten, waren entsetzt.
Es ist zu vermuten, dass diese Baumfällungen durchgeführt wurden, um das Bachbett tiefer zu legen und zu verbreitern.
Aber musste das um den Preis der Zerstörung von Natur geschehen? Gab es keine Alternativen zur Fällung, die eine vergleichbare Wirkung gehabt hätten? Und reicht eine Verbreiterung/Vertiefung auf einer Länge von gerade mal 400m kurz vor der Mündung tatsächlich aus, einen wirksamen Hochwasserschutz über den ganzen Verlauf des Urselbachs zu gewährleisten?
MainRiedberg fragte deshalb bei der DB nach und bat um Auskunft.
Die Antwort liefern wir hier ungekürzt und unkommentiert:
„Ihre Einschätzung, dass die Fällungen im Zusammenhang mit der Vertiefung und Verbreiterung des Bachbetts stehen, ist korrekt. Eine naturnahe Umgestaltung des Urselbachs, insbesondere die Wiederherstellung eines natürlichen Flusslaufs, erfordert den ungehinderten Zugang zum Gewässer (für Bau-Maschinen, wie Bagger etc.).
Das bedeutet, dass Bäume, die sich in unmittelbarer Nähe befinden, entfernt werden müssen, um die notwendigen Arbeiten durchführen zu können. Die Fällungen und Aufforstungen erfolgen in enger Abstimmung mit der Stadtentwässerung Frankfurt (SEF) und dem Grünflächenamt.
Zudem waren einige Bäume auch alles andere als gesund und zeigten massive Krankheitssymptome.
Wichtig ist auch, dass die Eingriffe in die Flora nicht dauerhaft sind. Die Wiederaufforstung ist ein fester Bestandteil der Maßnahme, so dass die entfernten Bäume nach Abschluss der Arbeiten durch geeignete Neupflanzungen kompensiert werden. Die Arbeiten werden darüber hinaus von erfahrenen Bauüberwacher:innen aus Fischökologie und Gewässerbau begleitet, die im Auftrag der Deutschen Bahn (DB) agieren. Das beauftragte gewässerökologische Bauüberwachungs-Unternehmen hat eine 30-jährige Erfahrung in der Renaturierung rund um die Nidda.
Ziel der Renaturierung ist es, den Bach aus seinem bisherigen künstlichen Trapezprofil zu lösen und ihm durch den Rückbau von Wasserbausteinen eine naturnähere, ursprüngliche Struktur zu verleihen. Dadurch wird nicht nur die ökologische Qualität des Gewässers verbessert, sondern langfristig auch die Hochwasserresilienz optimiert.
Die Verbreiterung und Vertiefung auf einer Länge von 400 Metern stellt dabei einen wichtigen Abschnitt in einem größeren Gesamtkonzept dar, das langfristig zur ökologischen Aufwertung und Verbesserung des Hochwasserschutzes entlang des gesamten Bachverlaufs beitragen soll.“