Schlagwort: A5

Ortsbeirat 12 lehnt Ausbau A5 mehrheitlich ab

Anträge der Grünen und der SPD wenden sich gegen den zehnspurigen Ausbau der Autobahn

Bei der letzten Sitzung des Ortbeirates 12 (Kalbach-Riedberg) am 05.Juli wurde über zwei Vorlagen zu diesem Thema abgestimmt.

Der Antrag der Grünen (OF 524/12) wurde damit begründet, dass bei einem erheblichen Aufwand die bestehenden Verkehrsprobleme nicht gelöst werden könnten und ein insgesamt hoher Preis (Lärm, Luftverschmutzung und Vernichtung landwirtschaftlicher Flächen) zu zahlen sei: „Mehr Fahrspuren ziehen mehr Verkehr an“.
Aus Sicht der Grünen liefert die Machbarkeitsstudie selbst Argumente gegen den Ausbau, indem diese auf den Konfliktpunkt ‚Vorranggebiet für Landwirtschaft‘ verweist; in der genannten Studie heißt es: „Stellvertretend auch für andere Böden im mittleren Streckenabschnitt zum geplanten Ausbau der A 5 wird der Bereich südwestlich des Autobahnkreuzes mit der A 661 als Konfliktpunkt des Vorhabens mit dem Schutzgut Fläche, Boden hervorgehoben. Insgesamt werden im mittleren Ausbauabschnitt der A 5 fruchtbare Böden mit Vorrangfunktion für die Landwirtschaft im Umfang von rd. 43 ha anlagenbedingt in Anspruch genommen.“
Der Magistrat wird gebeten, sich auch zukünftig mit Nachdruck und „unter Nutzung der in der Machbarkeitsstudie verwendeten Zahlen und Einschätzungen gegen einen Ausbau der Bundesautobahn 5 – insbesondere im Bereich Kalbach-Riedberg – einzusetzen.
Darüber hinaus wird der Magistrat aufgefordert, sich unabhängig vom etwaigen Ausbau „für den Baubeginn des planfestgestellten Lärmschutzwalls im Bereich Kalbach-Riedberg einzusetzen“.

Die SPD begründete ihren Antrag (OF 525/12) damit, dass die Frankfurter Bevölkerung heute schon unter einem permanenten Lärmpegel leide, „der durch den Ausbau und die damit verbundene Zunahme der Fahrzeugbewegungen noch weiter ansteigen wird. Zudem ist eine Ausweitung des Autoverkehrs, der bundesweit ein Viertel aller Umweltbelastungen ausmacht, nicht mit dem Klimaschutzgedanken vereinbar.“  Vielmehr benötige man keine weiteren Autobahnen, „sondern ein funktionierendes Schienennetz und ein Tempolimit, welches den CO₂-Ausstoß reduziert und dem Verkehrsfluss dient.
Erwartbar sei „wie bei allen großen Infrastrukturmaßnahmen“, dass auch beim Ausbau der A5 der Kostenrahmen als „viel zu niedrig angesetzt“ sei. „Das dafür vorgesehene Geld sollte daher jetzt in einen wirksamen Lärmschutz, dem Ausbau des ÖPNV und der Radwege investiert werden.
Die Stadtverordnetenversammlung und der Magistrat werden gebeten, den „Ausbau der A 5 zu verhindern“ und sich darum zu bemühen, „dass der durch die hessische Landesregierung geforderte beschleunigte Ausbau wieder zurückgenommen wird.

Die beiden Vorlagen wurden durch den Ortsbeirat mehrheitlich mit den Stimmen von Grünen, SPD, Volt und Linke „in der vorgelegten Fassung beschlossen“.

Links:
https://main-riedberg.de/machbarkeitsstudie-zum-ausbau-der-a5-endlich-bekannt/
https://main-riedberg.de/beurteilung-der-machbarkeitsstudie-durch-die-spd-kalbach-riedberg/

 

 

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Machbarkeitsstudie zum Ausbau der A5 veröffentlicht

Autobahn A5

Die Autobahn GmbH veröffentlichte am 05.06.2024 die lange erwartete Machbarkeitsstudie zum Ausbau der A5

Seit geraumer Zeit wird ein geplanter Ausbau der Autobahnstrecke zwischen dem Frankfurter Kreuz und dem Anschluss Friedberg auf 10 Spuren intensiv diskutiert. Was der politischen Auseinandersetzung bislang an Grundlage fehlte, war eine lange zurückgehaltene Machbarkeitsstudie der Autobahn Gmbh, der Infrastrukturbetreiberin des bundesdeutschen Autobahnnetzes. In dieser Studie sollte verifiziert werden, dass die Erweiterung der A5 möglich und verkehrspolitisch sinnvoll sei.
An Brisanz hatte der öffentliche Streit dadurch gewonnen, dass sich die neue, aus CDU und SPD gebildete hessische Landesregierung dem Vorhaben als aufgeschlossen zeigte, wogegen sich die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung eindeutig dagegen ausgesprochen hatte. Der zivile Protest gegen das Vorhaben, insbesondere des Bündnisses Verkehrswende Frankfurt und darin organisierter Gruppen und Initiativen, besteht natürlich fort.

Einige Details aus der 521 Seiten umfassenden Machbarkeitsstudie

Kern der Studie ist die Darstellung von vier „Planfällen“, also vier alternativen Ausbauvarianten:

Planfall 1 sieht

  • einen 10-streifigen Querschnitt (=Spuren) vom Autobahnkreuz (AK) Frankfurt bis zum Nordwestkreuz vor. Der 10-streifige Querschnitt ist eine Erweiterung des 8-streifigen Querschnitts mit einem weiteren Fahrstreifen je Fahrtrichtung.
  • Zwischen dem Nordwestkreuz und der Anschlussstelle (AS) Friedberg ist ein 8-streifiger Querschnitt vorgesehen.

Planfall 2 sieht

  • wie im Planfall 1 einen 10-streifigen Querschnitt vom AK Frankfurt bis zum Nordwestkreuz vor.
  • Zwischen dem Nordwestkreuz und der AS Friedberg ist ein 8-streifiger Querschnitt mit temporärer Seitenstreifenfreigabe (TSF) vorgesehen. Dabei wird die Richtungsfahrbahn im Zuge des Ausbaus so verbreitert, dass die für die Freigabe des Seitenstreifens notwendige Zusatzbreite ohne Verringerung der anderen Fahrstreifenbreiten realisiert werden kann.

Planfall 3 sieht

  • einen durchgehenden 10-streifigen Querschnitt vom AK Frankfurt bis zur AS Friedberg vor.

Planfall 4

  • Zur Abwicklung des Fernverkehrs sind 2 Fahrstreifen pro Richtung vorgesehen, zur Abwicklung des Regionalverkehrs 4 Fahrstreifen pro Richtung. Die Gesamtanzahl der Fahrstreifen im Querschnitt beträgt also 12. Wegen der baulichen Trennung der einzelnen Fahrbahnen erhalten die Querschnitte für Regional und Fernverkehr eigene Seitenstreifen.

In der Bewertung der einzelne Planfälle gelangen die Autoren der Studie zu dem Ergebnis, den Planfällen 1 und 2 „keine ausreichende Leistungsfähigkeit“ beizumessen.
Auch Planfall 4 entspreche nicht den Erfordernissen, da die vorgesehenen drei Spuren dem Volumen des Regionalverkehrs nicht genügten.
Bei einer Gestaltung der A5 gemäß Planfall 3 sind dagegen ausreichende Kapazitäten zu erwarten. Dieser Planfall mit dem 10-streifigen Regelquerschnitt“ solltedaher objektplanerisch weiter verfolgt“ werden.

Die Machbarkeitsstudie zieht zu guter Letzt dieses Gesamtfazit:

Die hohe prognostizierte Verkehrsnachfrage erfordert den Ausbau der Verkehrsanlage. Der Ausbauzustand im Planfall 3 mit einem 10-streifigen Querschnitt der A 5 zwischen dem Frankfurter Kreuz und der Anschlussstelle Friedberg erreicht als einzige der untersuchten Varianten eine ausreichende Leistungsfähigkeit für die Bewältigung des für das Jahr 2030
prognostizierten Verkehrsaufkommens.
Trotz der in Deutschland bislang beispiellosen Dimensionen der in diesem Planfall vorgesehenen 10-streifigen Streckenquerschnitte und der Aus- und Einfahrten an den Autobahnkreuzen erreichen mehrere Netzelemente eine Auslastung knapp unter der oberen Grenze … so dass die erarbeitete Entwurfslösung als verkehrstechnisch hoch effizient angesehen werden kann.
Für die Streckenabschnitte und die Knotenpunkte wurden verkehrssichere und leistungsfähige Lösungen entwickelt …
Der Ausbau der A5 führt zum gegenwärtigen Planungszeitpunkt nicht zu unüberwindbaren umweltrechtlichen Hindernissen. Bei den weiterführenden Planungen kommt dem Aspekt des Verkehrslärmschutzes besondere Bedeutung zu …
“ (S. 203)

Man kann sich sicher sein, dass mit diesem Fazit die Diskussion um den Ausbau der A5 längst nicht abgeschlossen ist und dem Optimismus dieser Machbarkeitsstudie noch heftig widersprochen werden wird.
Merkwürdig erscheint die bisherige Geheimniskrämerei um diese Studie. Lange Zeit haben selbst öffentliche Stellen aus Land und Stadt vergeblich Einsicht gefordert. Transparenz in (verkehrs-)politischen Fragen sieht wirklich anders aus.

weitere Links:
https://www.autobahn.de/machbarkeitsstudie-zum-ausbau-vom-frankfurter-kreuz-bis-anschlussstelle-friedberg
https://main-riedberg.de/10-spuriger-ausbau-der-bundesautobahn-a5-ein-fragwuerdiges-projekt/
https://main-riedberg.de/das-fettauge-autobahnausbau-ist-wieder-aufgetaucht/

 

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