Ausstellung “Queer Refugees 2022” in der VHS-Nord

Grafik: © Rainbow Cities Network

Zur Zeit findet im VHS-Zentrum Nord (Nordwest-Zentrum, Tituscorso 7) eine Foto-Ausstellung mit dem Titel “Queer Refugees 2022” statt.  Gezeigt werden Lebensgeschichten geflüchteter LSBTIQ-Personen, die in ihren Herkunftsländern Verfolgung und Gewalt seitens des Staates, der Familie oder der Gesellschaft erfahren haben. Geöffnet ist die Ausstellung bis zum 21.Juni, dienstags bis freitags von 08:00 bis 18:00 Uhr, samstags von 09:00 bis 14:00 Uhr.
Im ersten Stock der VHS-Filiale sind die Schautafeln mit (englischsprachigen)  Texten und Bildern montiert,  der Eintritt ist frei.

Die Ausstellung findet im Rahmen des Projektes „Pride Month“ statt.
Nach der Premiere im letzten Jahr wird in diesem Jahr zum zweiten Mal ein „Pride Month“ in Frankfurt vom Amt für multikulturelle Angelegenheiten (AmkA) organisiert. „Ziel des vierwöchigen Programms ist, intersektionales queeres Leben und die Belange von LSBTIQ*-Personen sichtbarer zu machen“, heißt es in der Ankündigung des Amtes. Das AmkA stellte insgesamt 25.000 € zur Verfügung. Aufgerufen waren Vereine und Initiativen, sich an dem Projekt zu beteiligen und Fördermittel für deren Aktionen zu beantragen.

Beim ersten „Pride Month” 2023 lag der Schwerpunkt auf dem Thema „Schutz und Sicherheit vor Hass und Gewalt“; die Veranstaltungen fanden im Wesentlichen im Regenbogenviertel (im Bereich der Großen Friedberger Straße) statt. „In diesem Jahr wagen wir uns aus dem Regenbogenviertel in die Stadtteile hinaus, um dort das vielfältige queere Leben zu feiern und die Belange von LSBTIQ*-Personen sichtbarer zu machen“, erläuterte die Frankfurter Bürgermeistern Eskandari-Grünberg zur Einführung. „Queere Menschen sollen sich nicht nur im Regenbogenviertel, sondern vor allem in den Stadtteilen, in denen sie wohnen und leben, wohl und sicher fühlen. Sie sollen Ihre Wünsche und Bedürfnisse angstfrei äußern und auf Solidarität und Unterstützung der Stadtgesellschaft setzen können.“.

Einen Überblick der einzelnen Veranstaltungen zum „Pride Month“ kann man sich hier verschaffen.

Im Frankfurter Norden findet die Foto-Ausstellung im Nordwest-Zentrum in Kooperation der Koordinierungsstelle für LSBTIQ* (https://amka.de/lsbtiq) im Amt für multikulturelle Angelegenheiten (AmkA) und dem VHS-Zentrum Nord (https://www.nwz-frankfurt.de/shop/volkshochschule/) statt.

Die gezeigten Schautafeln basieren auf einer Ausstellung, die durch das „Rainbow Cities Network“ (RCN) zusammengestellt wurde. RCN hat sich aus einem Netzwerk von 42 Städten in Nord- und Südamerika, Asien und Europa und Asien gebildet und versteht sich als Plattform, auf lokaler Ebene für die Gleichheit queerer Menschen zu kämpfen, von den Partnerstädten zu lernen und gemeinsame Strategien gegen die Diskriminierung von lesbischen, schwulen, bisexuellen, Transgender, intersexuellen und queeren Menschen (LSBTIQ) zu entwickeln. Ziel ist, die gleichberechtigte Teilhabe von LSBTIQ-Menschen am gesellschaftlichen Leben zu fördern.

Die einzelne Flüchtlinge werden eher in Kurzinformationen denn in wirklichen “Lebensgeschichten” dargestellt:

– Ibrahim, schwuler Aktivist aus dem Libanon
– Licka Lolly, Drag Queen und Sprecherin der LSBTIQ -Community in Rotterdam
– Bulenei, stolz darauf, schwarz, schwul und Afrikaner zu sein
– Mayumi, geboren auf den Philippinen und Transgender
– Erykah, queer-feministische Aktivistin aus Ruanda
– Rzouga, queerer Aktivistin und Künstlerin aus Tunesien
– Rey und Anton, der/die eine Journalist/in und Menschenrechtsaktivist/in aus den Philippinen, der/die andere ein Transgender-Künstler/in aus Russland, leben in der Schweiz.

Ibrahim; Foto: © Rainbow Cities Network

Licka; Foto: © Rainbow Cities Network

Die übrigen Schautafeln widmen sich – ebenfalls in Kürze – verschiedener LSBTIQ-Gruppen und Initiativen in Frankfurt, Hannover, Mannheim, Paris, Zürich, Taiwan und Genf.

Frankfurts “Rainbow Refugees Support”; Foto: © Rainbow Cities Network

Man kann sich jedoch fragen, warum diese Ausstellung derart versteckt wurde:
– einerseits hinter der englischen Sprache der Begleittexte; natürlich beherrschen immer mehr Menschen diese Sprache, der Zugang des Publikums wäre aber leichter bei einer deutschen Übersetzung
– andererseits im ersten Stock einer VHS-Filiale in der Nordweststadt; die Fotos hängen an zwei Seitenwänden des Empfangssaales, hinter ein paar Arbeitstischen. Echte Barrieren sind das zwar nicht, aber während unserer Besichtigung hat kein einziger Besucher der VHS die Foto-Ausstellung überhaupt zur Kenntnis genommen.

Eine deutlich prominentere Präsentation queerer Flüchtlinge und deren Lebensgeschichten hätte man sich wirklich wünschen können.

Die Ausstellung; Foto: D.Walz

Ein gutes Beispiel, wie man sich des Themas hätte annehmen können, lieferte das Journal Frankfurt: im Oktober 2023 wurden in einer Artikelserie die Biographien einzelner queerer Menschen dargestellt. Dort wird von Kojin aus dem Irak, Wassim aus Marokko, Atish aus dem Iran und Olga aus der Ukraine berichtet. Die Artikel empfehlen sich zum Nachlesen, denn hier wird detailliert und mit Empathie das Schicksal von Menschen beschrieben, die wegen ihrer anderen sexuellen Ausrichtung vor den Anfeindungen in ihrer heimatlichen Umgebung geflüchtet sind.

weitere Links:
https://frankfurt.de/de-de/aktuelle-meldung/meldungen/queeres-leben-in-der-ganzen-stadt/
https://www.vielfalt-bewegt-frankfurt.de/de/pride-month
https://www.rainbowcities.com/cities/frankfurt/

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