Schlagwort: Goethe Universität

Die Schließung der Kita Zauberberg mit weitreichenden Folgen?

Kita Zauberberg

Es war ein routinemäßiger Elternabend in der Kita Zauberberg Mitte/Ende Juni, als der Regionalvertreter des Kita-Trägers BVZ mitteilte, dass die Goethe Universität sich entschieden habe, diese Einrichtung zum 31.08.2024 zu schließen.

Begründet wurde die Schließung damit, dass die Einrichtung irgendwann würde schließen müssen, weil sie dem geplanten zweiten Bauabschnitt des Chemie-Neubaus im Wege stehen wird, wenn er denn mal kommt – und ein geordneter Übergang besser früher als überstürzt erfolgen solle. Die Kita hat Betreuungsplätze für 30 Kinder und ist derzeit voll besetzt.

Herkunft der Kinder

  • Etwa 50 % stammen aus dem Ortsteil Kalbach-Riedberg.
  • Etwa 20 % stammen aus den Ortsteilen Niederursel und Heddernheim.
  • Etwa 15 % stammen aus anderen Stadtbezirken.
  • Etwa 15 % kommen von außerhalb Frankfurts.

Wo arbeiten (studieren) die Eltern

  • Die Goethe Universität unterhält am Campus Riedberg 67 Plätze (von 135 Plätzen) an der Kita Kairos. Weitere 22 Plätze (von 30 Plätzen) unterhält sie in der Kita Zauberberg. Insgesamt also 89 Plätze.
  • 33 Plätze der KiTa Kairos ist für Kinder von Mitarbeitern der Max-Planck-Institute (für Hirnforschung und für Biophysik) die am Riedberg angesiedelt sind, vorgesehen.
  • Zwischen 13 und 20 Plätze, die eigentlich der Goethe Universität an der Kita Kairos zustehen, werden derzeit von Kindern aus dem Stadtteil genutzt.

Natürliche Belegungsschwankungen

Immer dann, wenn Kinder in die Grundschule wechseln, sinkt vorübergehend die Belegung der Kita. Auch ist nicht jeder Kinder-Jahrgang gleich groß. Verzögert sich der Wechsel an die Schule bei mehreren Kindern, kann es auch zu Überbelegungen oder verlängerten Wartelisten kommen. Zudem hat sich die Arbeitsplatz-Situation noch nicht komplett aus dem Pandemie-Modus erholt: Erst nach und nach arbeiten wieder mehr Leute in Präsenz.

Balancierendes Kind

Balancierendes Kind, Foto: Kita Zauberberg

Finanzierung

Die Kita Zauberwald wird von der Stadt nach dem »Modell 100« gefördert. Das heißt, sofern 25% der Plätze mit Stadteilkindern belegt sind, werden alle belegten Plätze zu 100 % von Frankfurt finanziell gefördert (Personalkosten) – und 75 % der Investitionskosten. Im Umkehrschluss heißt das, dass die Goethe Universität neben 25% der Investitionskosten vor allem die laufenden Kosten wie Heizung (Fernwärme), Strom und Wasser tragen muss, denn die Belegungsquote mit Stadteilkindern wurde stets erreicht.

Zielbild der Zusammenlegung

Mit der Schließung der Kita Zauberberg fallen für die Goethe Universität 22 von insgesamt 89 Kitaplätzen weg (25 %). Da bisher 13 bis 20 Plätze an der Kita Kairos an Kinder aus dem Stadtteil vergeben wurden, ließen sich diejenigen der 22 Kinder vom Zauberberg in Kairos integrieren, die nicht in die Schule wechseln. Die Kinder aus dem Stadtteil müssten anderweitig untergebracht werden. Da aufgrund aktueller Belegungsschwankungen sogar nur die Hälfte der universitären Zauberberg-Plätze belegt sind, würde aktuell die Rechnung aufgehen.

Allerdings entfallen zugesagte U3-Plätze für die Stadtteilkinder und auch Geschwisterkinder hätten nur geringe Chancen dort untergebracht zu werden.

Zusage der BVZ

Den Stadtteilkindern der Kita Zauberberg wurde eine bevorzugte Aufnahme in die anderen BVZ-Kitas (FIZ-Kids, Kita Gipfelflitzer, Kita Schatzinsel, Kita Welt-Raum) am Riedberg zugesichert, was im Endeffekt aber wieder andere Stadtteilkinder ihre Plätze kosten wird.

Weitere Aussichten

  • Auf Grund der natürlichen Fluktuation und der Erholung nach Ausklang der Pandemie-Situation kann die Nachfrage nach Plätzen auch ganz schnell wieder ansteigen, so dass die dann noch vorhandenen Plätze nicht mehr ausreichen.
  • Die Nachfrage nach den Plätzen in den übrig gebliebenen Kitas im Stadtteil wird zunehmen. Dort sind aber auch keine freien Kapazitäten mehr.
  • Durch die Fertigstellung der Berghöfe an der Konrad-Zuse-Straße werden zusätzliche Kinder in den Stadtteil kommen. Auch andere Gebäude am Riedberg werden in den nächsten Jahren fertiggestellt und neu bezogen. Im Mertonviertel entsteht auch ein größerer Wohnkomplex auf dem Lurgi-Gelände.
  • Neben den 43 Arbeitsgruppen im Bereich Mathematik und Informatik werden im nächsten und übernächsten Jahr etwa 8 neue Arbeitsgruppen in den Fachbereichen Chemie und Biologie an den Campus Riedberg ziehen. Damit wird die Nachfrage nach Kitaplätzen voraussichtlich erheblich ansteigen.

Und wie sieht das die Uni-Leitung?

Der Präsident der Goethe Universität hat in einer Stellungnahme festgehalten, dass der Baufortschritt des Neubaus der Chemie nicht der Grund ist und derzeit nicht die Kita Zauberberg beeinträchtigt, sondern dass die Betreuungskapazitäten für Uni-Kinder in der Kita Kairos ausreichen, um den gesamten Bedarf am Campus zu decken.

Status Exzellenz-Universität

Die Goethe Universität und auch die Max-Planck-Institute sind angehalten, die Chancengleichheit für Nachwuchsforscher und Nachwuchsforscherinnen zu erreichen. Dazu gehören auch Kinderbetreuungskapazitäten. Um als exzellenter Standort ausgewählt zu werden, muss auch dieses Kriterium erfüllt werden. Daher kann es für die Uni und die Max-Planck-Institute zu Nachteilen führen oder zum Verlust von erheblichen Fördergeldern, wenn die Chancengleichheit durch Abbau von Betreuungskapazitäten verringert statt ausgebaut wird.
(ExStra_EXU_Evaluationsleitfaden / DFG Infobrief „Von null auf hundert“)

Die Sicht der Betroffenen

Die Eltern, die Erzieherinnen und natürlich auch die Kinder würden gerne bleiben. Mehrere Forschende der Goethe Universität – sowohl Professoren als auch wissenschaftliche Mitarbeiter – und Führungskräfte der Max-Planck-Institute sind gegen die Schließung, weil die Kapazitäten künftig gebraucht werden und weil Kitaplätze essentiell wichtig für die Anwerbung von Nachwuchsführungskräften in der Forschung sind. Der Ortsbeirat 12 kämpft seit Jahren für den Ausbau von Kitas im Ortsteil Kalbach-Riedberg und angrenzenden Gebieten. Die Bewohner des Ortsteils müssen teilweise ihre berufliche Tätigkeit einschränken, weil keine Kitaplätze für ihre Kinder vorhanden sind.


Der Ortsbeirat 12 (Aktueller Antrag)
bittet den Magistrat, in Abstimmung mit der Goethe-Universität und dem Betreiber der Kita Zauberberg, der BVZ GmbH, zu klären:

  1. Wie kann die Kita Zauberberg auch für die Kinder des Riedbergs möglichst lange erhalten bleiben? Hierbei soll insbesondere geprüft werden, ob mit einer begrenzten finanziellen Unterstützung der Standort gesichert oder aus Sicht des Riedbergs sogar ausgebaut werden kann.
  2. Sollte eine Schließung schon zu Mitte 2024 leider doch unabwendbar sein: Welches Ausweichquartier steht für die betroffenen Kinder zur Verfügung und ist dieses sowohl hinsichtlich ausreichend vielen Erzieherinnen und Erziehern als auch von den verfügbaren räumlichen Möglichkeiten her gesichert?


Die BVZ GmbH
betreibt als großer freier und unabhängiger Träger von Kindertageseinrichtungen im Frankfurter Raum knapp 150 Kitas in unterschiedlichen Stadtteilen mit etwa 6.200 Betreuungsplätzen für Kinder im Alter von 0-12 Jahren und 2.200 Mitarbeitern. Vor Ort in den Stadtteilen arbeiten sie mit den unterschiedlichsten Institutionen zusammen, sind mit den politischen Gremien und Dachverbänden gut vernetzt, beraten und unterstützen Vereine, die in der Jugendhilfe und Bildungsarbeit tätig sind.
Beim Betrieb und der Leitung betrieblicher Kindertagesstätten können sie auf eine jahrzehntelange Erfahrung zurückblicken und sind höchst professionell aufgestellt. Seit etwa 30 Jahren sind sie in der betrieblichen- und betriebsnahen Kinderbetreuung tätig. Vor allem der Aspekt der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für sie ein großes Anliegen, dem sie besonders Rechnung tragen. Sie kooperieren mit großen Konzernen aus den unterschiedlichsten Branchen, aber ebenso mit großen staatlichen und privaten Bildungs- und Gesundheitsinstituten.
(https://www.bvz-frankfurt.info/wer-wir-sind/)

Modell 100
Die Stadt Frankfurt fördert alle belegten Plätze und gewährleistet ihre Finanzierung unter Anrechnung von Drittmitteln (insbesondere Eltern-Entgelte und Landeszuwendungen) in Höhe von 100 % der zuwendungsfähigen Kosten, wenn mindestens 25 % der Plätze von Frankfurter Kindern von Nicht-Betriebsangehörigen belegt werden können. Die Regelöffnungsdauer beträgt 47,5 Wochenstunden.
Die Stadt Frankfurt beteiligt sich mit einer Investitionsförderung (bis zur Höhe von 75 % der jeweils geltenden Sofortprogrammförderung ab einer Belegung von 25 % der Plätze mit Nicht-Betriebsangehörigen Frankfurter Kindern).
Für die Erhebung von Eltern-Entgelten gilt die Orientierung an den städtischen Regelungen.
(https://frankfurt.de/themen/arbeit-bildung-und-wissenschaft/bildung/kindertagesbetreuung/betriebliche-kindertageseinrichtungen)

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Spatenstich für Neubau der Chemie

Spatenstich Chemisches Institut

Der alte, sanierungsbedürftige Betonbau der Chemie, der 1973 als erstes Universitätsgebäude auf dem Riedberg errichtet wurde, soll durch einen Neubau der Chemischen Institute mit dazugehöriger Technikzentrale ersetzt werden. Das neue Gebäude wird in 2-3 Bauabschnitten realisiert. Für den ersten Bauabschnitt sind 86 Millionen Euro aus dem Hochschulbauprogramm HEUREKA des Landes Hessen eingeplant.

Professor Dr. Enrico Schleiff, Präsident der Goethe-Universität Frankfurt: „Das neue Chemiegebäude ist ein lang geplanter wichtiger Meilenstein für die Zukunftsfähigkeit von Forschung, Lehre und Wissenstransfer an unserem naturwissenschaftlichen Campus. Das Gebäude wird zu einem Wahrzeichen der Science City Riedberg, auf die nicht nur die Universität und das Land, sondern auch die Stadt Frankfurt stolz sein wird. Moderne Infrastrukturen sind die Grundvoraussetzung für exzellente Grundlagenforschung als Basis für Innovationen am Standort, für weltweite Vernetzung zur Stärkung der Internationalität der Region und für moderne Lehre zur Ausbildung zukünftiger Fachkräfte.“

Auch wenn die Universitätsgebäude nicht auf dem Gelände des Ortsteils Kalbach-Riedberg liegen, sondern zum Ortsteil Niederursel gehören, so fühlen sich aufgrund der räumlichen Nähe die Riedberger den Wissenschaftlern eng verbunden.

Nach Planungen des Architektenbüros Gerber aus Dortmund entsteht im ersten westlichen Bauabschnitt das Praktikumsgebäude mit einer Technikzentrale entlang der südlichen Hangkante am Campus Riedberg. Darüber hinaus werden flexibel nutzbare Forschungsflächen sowie studentische Aufenthaltsräume und Räume für die Fachschaft errichtet. Im zweiten und dritten Obergeschoss ist die Einrichtung von Laboren vorgesehen. Auch das Dach soll genutzt werden: Auf dessen geraden Freiflächen sollen Rückkühlgeräte aufgestellt werden.

Nach Fertigstellung der weiteren Bauabschnitte wird das neue Gebäude insgesamt 6.700 m² Nutzfläche umfassen. Aufgrund der bestehenden Energiesparverordnung wurden die Baukörper wesentlich nachhaltiger konstruiert als der Vorgängerbau, der noch im Stil des „Brutalismus“ errichtet wurde. (Eines der ganz wenigen Gebäude aus dieser Stilepoche, die es noch in Frankfurt gibt.)

Zu den oben genannten Baukosten werden noch über 4 Millionen Euro Gerätekosten hinzukommen. Die Erdarbeiten hatten im Oktober 2022 begonnen. Die inzwischen entstandene Baugrube ist beeindruckend. Auf 4.000 m² Grundfläche haben sich die Baumaschinen metertief in den Boden gefressen. In diesen Tiefen sollen Strom, Heizung und Flüssigkeitsaustausch untergebracht werden. Allein dieses riesige Loch hat fast 12 Millionen Euro gekostet.

Die folgenden Bauabschnitte müssen in den kommenden Monaten europaweit ausgeschrieben werden. Doch die dafür benötigten finanziellen Mittel sind im Heureka-Programm bis 2031 fest eingeplant.

Die Bürger, die das Geld für diese Investitionen über Steuern und Abgaben aufgebracht haben, erhoffen sich einen elementaren Beitrag der Grundlagenforschung zur Lösung der Probleme unserer Zeit. Wie die multiresistenten Krankenhauskeime und Corona gezeigt haben, sind Biologie, Biochemie und Pharmazie wesentliche Bausteine im Kampf um unsere Gesundheit.

Einziger Wermutstropfen: Die Kita Zauberberg liegt auf dem geplanten Baufeld und wird daher dem Neubau weichen müssen. Sie soll umziehen auf den Campus Westend, da dort ein entsprechender Bedarf besteht. Da in der Kita Kairos noch Plätze vorhanden sind, können die bisher betreuten Kinder dort mit integriert werden.

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Geopfad Stadt-Land-Fluss

Geopfad Station 10

Das Umweltamt bzw. die Projektgruppe GrünGürtel unterstützt gerne das federführende Geo-Institut der Uni Frankfurt bei der Instandsetzung des Geopfads, finanziert aus den Mitteln des Ortsbeirats Kalbach-Riedberg. Die Plakate der Stationen 9 und 10 werden zeitnah durch den GrünGürtel-Pflegetrupp entfernt.

Die federführende Geo-Institut der Uni Frankfurt hat ein Angebot von der Druckerei für den Neudruck der Plakate für Station 10 angefragt. Nach Neudruck soll zeitnah der Austausch der Plakate an den Dreieckstafeln erfolgen.

Der Ortsbeirat hatte den Magistrat gebeten, sich über das Umweltamt mit den für das Projekt „Geopfad Stadt-Land-Fluss“ Verantwortlichen (http://www.geopfad-frankfurt.de) in Verbindung zu setzen und die Instandsetzung der zu weiten Teilen zerstörten und mit Graffitis übersprühten Dreieckstafeln der Stationen 9 „Alles fließt…“ und 10 „Fränkische Ammoniten in Frankfurt – Fossiliensuche am Riedberg“ zu veranlassen. Die Mittel hierfür stellt der Ortsbeirat aus seinem eigenen Budget für Investitionen im Stadtteil zur Verfügung, aus dem z. B. auch die Bücherschränke finanziert wurden.

Der Geopfad wird im Internet als „Gemeinschaftsprojekt des Fachbereiches Geowissenschaften/Geografie an der Goethe-Universität und des Ortsbeirates 8 Heddernheim-Niederursel-Nordweststadt der Stadt Frankfurt am Main“ ausgewiesen. Seine 9. Station befindet sich am Kätcheslachweiher, die 10. und letzte Station „Fränkische Ammoniten in Frankfurt – Fossiliensuche am Riedberg“ befindet sich im Bonifatiuspark an der Straße „Zur Kalbacher Höhe“.

Die dort aufgestellte Dreieckstafel ist seit geraumer Zeit in weiten Teilen zerstört und mit Graffitis übersprüht, was weder dem Erscheinungsbild des Bonifatiusparks gut zu Gesicht steht, noch dem Anliegen des Geopfades gerecht wird, geografische und geowissenschaftliche Sachverhalte näherzubringen und aufzuzeigen.


Verwandter Link

 

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Das FIAS unterstützt ukrainische Wissenschaftler

FIAS-Gebäude

Vom Schutzbunker in Kiew zur Forschungsinstitution in Frankfurt

Sieben Wissenschaftler haben eine vorläufige Forschungsstelle am Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) gefunden. Persönliches Engagement und die Unterstützung der Alexander von Humboldt-Stiftung und der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main sichern zwei Professoren, fünf (Post-)Doktoranden und ihren Familienmitgliedern finanzielle Sicherheit, Forschungsmöglichkeiten und eine vorläufige Heimat in Frankfurt.

Roman Poberezhnyuk, promovierter Theoretischer Physiker aus Kiew, traf der Krieg gegen sein Heimatland unvorbereitet im Urlaub in Spanien. Da er schon mehrfach einige Monate als Gastwissenschaftler am FIAS verbracht hatte, lud FIAS-Mitbegründer Horst Stöcker ihn umgehend nach Frankfurt ein. Die FIAS-Verwaltung half bei der Suche nach einer Unterkunft. „Ich bin froh und freue mich über die Hilfe und die produktive Atmosphäre hier“, so Poberezhnyuk. Er erhielt zunächst ein befristetes Stipendium der Stiftung Polytechnische Gesellschaft und wird nun für ein halbes Jahr mit einem Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung unterstützt. Poberezhnyuk arbeitet schon seit Jahren mit Forschenden am FIAS zusammen, um die thermodynamischen Eigenschaften dichter elementarer Materie zu verstehen.

Oleh Savchuk war ebenfalls bereits ein Jahr als Gastwissenschaftler am FIAS. Er hat jetzt ein Jahresstipendium am GSI Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung und ist Doktorand bei Prof. Mark Gorenstein. Gorenstein ist Forschungsleiter am Bogolyubov-Institut für Theoretische Physik an der Nationalen Akademie für Wissenschaften der Ukraine in Kiew. „Wir erlebten die ersten Bombardements in Kiew, hausten praktisch in einem Schutzbunker und entschieden schließlich im März, mit dem Auto nach Deutschland zu fliehen,“ berichtet der Alexander von Humboldt-Preisträger 2001. Dank eines Stipendiums der Alexander von Humboldt-Stiftung kann Gorenstein nun mit Frau, Tochter und Enkeltochter in Frankfurt leben und am FIAS forschen sowie Phasenübergänge und deren Signaturen in Kooperation mit der GSI experimentell untersuchen.

Auch Maria Khelashvili berichtet von Bombardierungen und häufigem Luftalarm in Kiew. Sie arbeitete am Bogolyubov-Institut an ihrer Promotion über ultraleichte dunkle Materie. „Ich bin sehr froh, dass ich am FIAS die Möglichkeit bekommen habe, meine Forschung fortzusetzen“, so die Physikerin. Sie kann dank eines Stipendiums der Stiftung Polytechnische Gesellschaft ihren Lebensunterhalt bestreiten. Khelashvili forscht auf dem Gebiet der allgemeinen Relativitätstheorie und setzt am FIAS ihre Arbeiten zur statistischen Analyse von Kandidaten der dunklen Materie fort.

Oleksandr Stashko, ein Doktorand aus Kiew, arbeitet ebenfalls auf dem Gebiet der allgemeinen Relativitätstheorie, Gravitation und Materie. Im Herbst wird er als Postdoc nach Princeton, USA, gehen. Bis dahin ist er als Gastwissenschaftler am FIAS untergekommen, finanziert von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft: „Ich bin unglaublich dankbar für die Rundum-Unterstützung meines Forschungsaufenthalts hier“.

Im Spätsommer wird Dmitri Anchyshkin mit Frau, eventuell Tochter und Enkel erwartet, der ebenfalls Professor am Kiewer Bogolyubov-Institut für Theoretische Physik ist. Eine weitere Doktorandin, Zhanna Huranova, die ihren Master in Physik und Astronomie vor zwei Jahren in Kiew abschloss, wird im FIAS als Doktorandin zu Big-Data-Analysen arbeiten.

Alle 7 geflüchteten ukrainischen Forschende unterstützen den FIAS-Forschungsschwerpunkt „MAGIC – Matter, Astrophysics, Gravitation, Ions, Cosmology“. Zu diesen Themen bestand bereits von Kiew aus eine enge Zusammenarbeit mit den internationalen MAGIC-Arbeitsgruppen am FIAS.

Die ukrainischen Wissenschaftler und ihre Angehörigen konnten vorübergehend in Gästehäusern der Stiftungen der Goethe-Universität und des Forschungskollegs Humanwissenschaften in Bad Homburg untergebracht werden. Das schnelle und große Engagement haben die Gastwissenschaftler am FIAS vor allem Horst Stöcker zu verdanken: „Es ging mir um rasche Übergangshilfe für Kollegen, die ich persönlich kannte, die teils zögerlich und verängstigt waren“.

Ebenso wie die Allianz der Wissenschaftsorganisationen verurteilt der FIAS-Vorstand den Angriffskrieg auf die Ukraine aufs Schärfste. Auch wenn die Wissenschaft weitgehend politikfrei sein sollte und immer wieder Brücken über internationale Konflikte geschlagen hat, darf niemand diesen Kriegshandlungen tatenlos zusehen. Daher bietet das FIAS ukrainischen Wissenschaftlern Hilfe an, wo auch immer möglich.


Aktuelle Informationen zu Forschung, Projekten und Veranstaltungen unter https://fias.institute/

Das FIAS (Frankfurt Institute for Advanced Studies)
ist eine interdisziplinäre Forschungseinrichtung in Frankfurt am Main. Hier entwickeln international ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Theorien zu komplexen naturwissenschaftlichen Zukunftsthemen in den Bereichen theoretische Naturwissenschaften, Computerwissenschaften und KI-Systeme sowie Lebens- und Neurowissenschaften. Über die Grenzen der Disziplinen hinweg erforschen sie mit Hilfe mathematischer Algorithmen und Simulationen die komplexen selbstorganisierenden Systeme der Natur. Das FIAS ist eine gemeinnützige Stiftung zwischen der Goethe-Universität und privaten Stiftern und Sponsoren.

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Der Geopfad (ver-)endet am Riedberg

Geopfad-Tafel

Geo-Wissenschaften sind an vielen Stellen sichtbar. Auch direkt vor unserer Haustür am Riedberg sind 3-4 Stationstafeln des 7,5 km langen Geopfades, der in der Römerstadt beginnt, zu finden.

  • Station 7: „Loch Löss“
    Straße „Im Kreuzerhohl“. Hinter der Brücke über die Rosa-Luxemburg-Straße hinweg.
  • Phantom-Station 8: Aussichtsturm
    Die damals geplante Aussichtsplattform sollte eine Rundumsicht vom Riedberg zu allen Mittelgebirgen der Umgebung ermöglichen.
  • Station 9: Kätcheslachweiher im Kätcheslachpark
    Die Teichanlage ist in erster Linie eine „entwässerungstechnische Anlage“, sie dient der Regenwassersammlung und Regenwasserrückhaltung.
  • Station 10: Natursteinmauer im Bonifatiuspark
    Fränkische Ammoniten in Frankfurt – Natursteinmauer im Bonifatiuspark.

Beteiligte

Der Geopfad wurde als „Gemeinschaftsprojekt des Fachbereiches Geowissenschaften/Geografie an der Goethe-Universität und des Ortsbeirates 8 (Heddernheim-Niederursel-Nordweststadt) der Stadt Frankfurt am Main“ ausgewiesen. Finanziert wurde das damals rund 15.000 Euro teure Projekt aus dem Budget des Ortsbeirates 8 und durch die Sponsoren Flughafen-Stiftung, Freunde und Förderer der Universität und anderen. Eine Übersichtskarte und ein Faltblatt gab das Umweltamt heraus.

Pädagogisches Ziel

An den 10 Stationen zeigt der Geopfad „Stadt-Land-Fluss“, was sich alles unter dem Begriff „Geo“ verbirgt. Er erklärt Zusammenhänge zwischen tieferen Untergrund, Landschaft und Gewässer, der Nutzung des Gesteins und des Bodens bis hin zur Stadtplanung und gegenwärtigen Bebauung. An 9 der 10 Geopfad-Stationen gab es darüber hinaus für Kinder eine eigene Informationstafel und Objekte zum Anfassen, Spielen und Ausprobieren.

Route Geopfad

Route Geopfad

Die Schöpfer

Die Initiative für den Geopfad hatte 2006 der stellvertretende Ortsvorsteher im Bezirk 8, Robert Pastyrik, ergriffen. Auf die Idee des damals 38-Jährigen, der selbst Geografie studiert hatte, ist dann Judith Jördens vom Fachbereich Geo-Wissenschaften der Goethe-Universität aufmerksam geworden. Einen guten Teil der Info-Tafeln haben Geografie-Studenten wie Frau Marion Richert erarbeitet. Gerade noch rechtzeitig ist damals die Eröffnung im „Internationalen Jahr des Planeten Erde“ 2008 gelungen. Das Motto hatten die Vereinten Nationen ausgerufen.

Erosion und Vandalismus

Die aufgestellten Informationstafeln sind seit geraumer Zeit in weiten Teilen zerstört und mit Graffitis übersprüht, was weder dem Erscheinungsbild des Riedbergs, bzw. Frankfurts gut zu Gesicht steht, noch dem Anliegen des Geopfades gerecht wird, geografische und geowissenschaftliche Sachverhalte dem interessierten Publikum zu vermitteln. Fast vom ersten Tage an, wurden die Aufsteller von Chaoten bis zur Unkenntlichkeit besprüht, eingetreten und die speziell für Kinder gedachten interaktiven Elemente mit Gewalt zerstört. Seitdem sind diese Schautafeln für viele Spaziergänger und Nachbarn eine stete Erinnerung an sinnlose Gewalt.

Geopfad Verwüstung

Aufsteller im Bonifatiuspark

Finanzierung der Neugestaltung

Da das Umweltamt der Stadt Frankfurt am Main – neben anderen Beteiligten – als Förderer des Projektes angeführt wird, liegt es nahe, dass die Stadt die Instandsetzung der Geo-Tafel veranlasst und gegebenenfalls auch die hierzu erforderlichen Finanzmittel zur Verfügung stellt oder andere Sponsoren wieder mit ins Boot holt.

Was lange währt, …

Bereits im September 2019 wurde in der Presse berichtet, dass die Schilder des Geo-Lehrpfads, der in Teilen über den Riedberg führt, erneuert würden. Der Magistrat hatte damals mitgeteilt, dass die Rohlinge für neue Hinweistafeln (Aluverbund-Platten) bereits geliefert wurden. Nach Angaben der Projektverantwortlichen bedurfte es nur noch einiger inhaltlicher Überarbeitungen, Aktualisierung bzw. Neugestaltung der Texte und Abbildungen. Dann würde einem runderneuerten Geo-Lehrpfad nichts mehr im Wege stehen.

Herr Sascha Staubach, Geowissenschaftler an der Goethe-Universität, der die Zuständigkeit für den vergessenen Lehrpfad in 3. Generation von den Vorgängern geerbt hatte, berichtete dass interaktive Elemente, so genannte Mitmach-Objekte, nicht mehr verwendet werden sollen (da besonders Vandalismus-gefährdet). Stattdessen würde es einen mit dem Handy ablesbaren QR-Code geben.

Auch eine Erweiterung um zwei weitere Stationen sei geplant. So soll der „Wissenschaftsgarten“ der Biowissenschaften auf dem Riedberg integriert werden in den Verlauf des Lehrpfades und eine große geologische Karte vom Rhein-Gebiet-Gebiet.
So weit der Stand 2019.

Es gibt viel zu tun

Die Ursache für die Verzögerung der Umsetzung liegt aber offenbar nicht bei dem jungen Dekanatsassistenten, sondern im allgemeinen Zuständigkeits-Wirrwarr. Das Umweltamt ist für das Layout, die Geowissenschaftler für die Inhalte zuständig. Ein Teil der Texte kommt von der Ernst-May-Gesellschaft. Insgesamt sind 30 Tafeln zu erstellen und im Gelände anzubringen. Vorher müssen die alten Reste entfernt werden.

An der Universität wiederum fehlt es an personellen Kapazitäten, um das Projekt entsprechend umzusetzen. Auch Herr Staubach muss sich noch um andere Arbeitsfelder kümmern. Daher läuft das Projekt „Geopfad“ so nebenher. Auch die Corona-Pandemie habe zu den Verzögerungen beigetragen.

Das Projekt entstand lange vor Staubachs Zeit, ebenso die dazugehörige Homepage. Mittlerweile seien etliche Informationen verloren gegangen, etwa darüber, wer eigentlich als Webmaster für die Internetseite zuständig ist. Umso schwieriger seien jetzt die Abstimmungen darüber, wer sich um das Layout der neuen Tafeln kümmern soll.

Lokale Unterstützung

Der Ortsbeirat 12 (Kalbach, Riedberg) unterstützt die Instandsetzung der Stationen des Frankfurter Geopfades, die in seinem Bezirk liegen, und stellt dafür bis zu 180 Euro bereit. Das beschloss das Gremium im April dieses Jahres.
Begründung: Die Geo-Agentur bereitet derzeit die Aufstellung neuer Tafeln vor, verfügt aber nicht über die entsprechenden Mittel. Deshalb übernimmt der Ortsbeirat nun die Druckkosten.

Dem Magistrat wurde darüber hinaus bereits im Februar nahegelegt, an der Umsetzung der Tafelerneuerung mitzuwirken.


Kommentar

Deutschland ist gut im Schmieden von Plänen und Entwerfen von Vorschriften. Wenn es an die Umsetzung geht, stehen wir uns meist selbst im Weg. Von daher werden wir uns noch in großer Geduld über müssen.

Die Einbindung zeitgemäßer QR-Code-Technik ist sicherlich von Vorteil. Schade, dass die Idee des Aussichtsturms nie umgesetzt wurde. Auch eine Verlängerung des Geopfades nach Kalbach wäre schön gewesen.

A. Woitun

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Goethe-Universität: Mongolische Gazellen herausfordernd für den Naturschutz

Forschung Frankfurt

Eine der letzten intakten Graslandschaften befindet sich im Herzen der Mongolei. Etwa 1 Million Gazellen bevölkern eine der letzten intakten Graslandschaften der gemäßigten Zone. Wenn die Gazellen das leckere Gras abgeerntet haben, verschwinden sie wieder in der ungeheuren Weite der Landschaft.

Die Gazellen sind ein bis eineinhalb Meter lang, einen guten Meter groß und bis zu 45 Kilogramm schwer. Sie sind schnell, tauchen in Gruppen von 100 bis 1000 Tieren auf und verschwinden wieder, stets auf der Suche nach frischem Gras. Mobilität ist das A und O, denn Regen und Flächenbrände sind unvorhersehbar und können das Nahrungsangebot rasch ändern. Wer mobil ist, kann auch Winterstürmen und dem Feuer ausweichen, was natürlich gleichermaßen für Paarhufer wie auch für die Hirten gilt.

Prof. Thomas Müller, Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und Goethe-Universität, untersucht mit seinem Team seit vielen Jahren das scheinbar chaotische Wanderverhalten der Tiere, das weltweit einzigartig ist.

Die wirtschaftliche Entwicklung der Mongolei zeigt sich auch in neuen Straßen, Eisenbahnlinien und Ölförderanlagen, die immer weiter in die Steppe vordringen. Im Laufe ihres Lebens nutzt eine Gazelle ein Gebiet von der Größe Ungarns (93.000 km2). So werden selbst die großen Schutzgebiete, die die Mongolei in den vergangenen Jahren eingerichtet hat, dem Raumbedarf der Tiere nicht gerecht. Hier müssen neue Naturschutzkonzepte entwickelt werden.

Dieser Bericht wurde in der aktuellen Ausgabe von Forschung Frankfurt veröffentlicht. Diese Ausgabe kann kostenlos heruntergeladen und gelesen werden: https://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/111309754.pdf


Quelle: https://idw-online.de/de/news786643

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