Die wichtigsten Fragen zur Schließung des Fachärztezentrums

Wichtige Information: Einen aktuellen Bericht zum Thema Ärzte-Versorgung im Stadtteil lesen Sie unter https://main-riedberg.de/erster-lichtblick-beim-thema-aerzte-versorgung/ sowie in der Dezember-Ausgabe von MAINRiedberg.

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Nur noch ein Tag – dann schließt das Fachärztezentrum Riedberg. Die Verunsicherung ist greifbar, einige wichtige Fragen an den bisherigen Betreiber sind noch ungeklärt. Fest steht inzwischen aber, dass ein Kinderarzt und eine Gynäkologin des Zentrums in Riedberg-Nähe neue Praxen eröffnen wollen.

„Ich arbeite seit vier Jahren hier am Riedberg und habe eine Verbindung zu meinen Patientinnen und Patienten aufgebaut. Mein Plan ist, dass ich ganz in der Nähe des Riedbergs wieder als Kinderarzt arbeiten werde“, erklärt Dr. Dominik Dunsch gegenüber MAINRiedberg. Er wird einen Kassenarztsitz übernehmen und sich selbständig machen. Da entsprechende Räumlichkeiten ausgerechnet im familienreichsten Stadtteil Frankfurts kaum zu finden sind, will er sich nur wenige Minuten entfernt niederlassen und voraussichtlich zum 1. Dezember 2020 mit einer neuen Praxis starten. 

Kinderarzt Dr. Dunsch und Gynäkologin Dr. Embaye eröffnen neue Praxen

Zahlreiche Patientinnen und Patienten haben bereits signalisiert, dass sie über den Standort der Kinderarzt-Praxis informiert werden möchten. Dieser Bitte will Dominik Dunsch schnell nachkommen, sobald die Einzelheiten feststehen. In der Zwischenzeit können sich Eltern nur an weiter entfernte Kinderärzte wenden, eine Übergangs-Versorgung im Fachärztezentrums gibt es entgegen früherer Ankündigungen nicht.

Eine weitere Sorge war, dass es in Zukunft keine Gynäkologie mehr am Riedberg geben könnte. Hierzu bestätigt die Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVH), dass auch die bisherige FÄZ-Gynäkologin Dr. Ulrike Embaye einen Kassenarztsitz erworben hat und eine Praxis eröffnen will – aufgrund der Raumproblematik aber ebenfalls nicht am Riedberg, sondern in einem angrenzenden Stadtteil. Der genaue Standort und der Eröffnungstermin stehen derzeit noch nicht fest.

Während ein halber Kassenarztsitz für Neurologie noch ausgeschrieben ist und vermutlich nicht am Riedberg verbleiben wird, wird Dr. Sabine Hoffmann-Metzger, bisher Neurologin im FÄZ, bereits ab 1. Oktober im MVZ Taunus in Bad Homburg praktizieren. Dies wurde auf Anfrage mitgeteilt.

In Zukunft wird es im Bezirk Kalbach-Riedberg mit mehr als 21.000 Einwohnern kein Fachärztezentrum mehr geben – das hat die Kassenärztliche Vereinigung bereits bestätigt. Für die rund 500 Quadratmeter großen und teuren Räumlichkeiten am Riedbergplatz konnte kein neuer Betreiber gefunden werden. 

Wie bekomme ich meine Arzt-Unterlagen?

Einer der bisherigen FÄZ-Ärzte weist auch auf eine Problematik hin, die vielen Patientinnen und Patienten noch nicht bewusst sein dürfte: Ihre Krankenakte ist noch beim Fachärztezentrum Riedberg. Wie aber können sie in Besitz der Unterlagen gelangen, die gerade beim Wechsel zu einem neuen Facharzt so wichtig sind? Hier hat der bisherige Betreiber, die Fachärztezentrum Frankfurt GmbH, noch keine Lösung kommuniziert. Es wird aber darauf gedrängt, dass eine entsprechende Anlaufstelle geschaffen werden soll, damit man auch noch nach der Schließung eine Kopie der Krankenakte erhalten kann.

Warum wurde das Fachärztezentrum geschlossen?

Ende April wurde publik, dass die FÄZ Frankfurt GmbH, die zur städtischen Stiftung Hospital zum Heiligen Geist gehört, „eine strategischen Neuausrichtung“ ihrer Standorte plant. Deshalb soll unter anderem das Zentrum am Riedberg mit den Bereichen Kinderheilkunde, Gynäkologie sowie Neurologie zum 30. September geschlossen werden.

Geschäftsführerin Dr. Rafaela Korte betonte damals noch, dass die Suche nach einem neuen Betreiber und die lückenlose Versorgung im Stadtteil oberste Priorität habe. Die Realität sah anders aus. Neue Termine wie die gesetzlich vorgeschriebenen U-Untersuchungen für Kinder sind offenbar schon seit Wochen nicht mehr möglich, Angestellte haben gekündigt, Ärzte haben sich neu orientiert und nahmen ihren Resturlaub, ein normaler Praxisbetrieb war nicht mehr gewährleistet. Telefonisch war die Praxis theoretisch an drei Wochentagen jeweils eine Stunde erreichbar, de facto laut betroffener Patienten nur per E-Mail.

Fragen wirft die Erklärung auf, dass die Schließung von den entscheidenden Gremien „besprochen, beraten und getragen wurde“. Die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist, die neben der FÄZ GmbH auch das Nordwest-Krankenhaus betreibt, ist einer der wichtigsten Träger von Gesundheitsdienstleistungen in Frankfurt und auch personell eng mit der Stadt verbunden. Vorsitzender im Aufsichtsrat und Vorstand der Stiftung ist Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne).

Der Dezernent hat sich nun auch persönlich in die Planungen für eine künftige Versorgung am Riedberg eingeschaltet, „letztlich hat das aber noch nicht zu einem zufriedenstellenden Ergebnis für alle geführt“, so Alexander Kowalski, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen.

KVH sieht die Versorgung in Kalbach-Riedberg gewährleistet

Nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung ist die fachärztliche Versorgung in und um Kalbach-Riedberg weiterhin gewährleistet. Nach der Schließung des Zentrums werde es „zu keiner drohenden oder gar akuten Unterversorgung kommen“. Die vorhandenen Fachärzte seien gut in der Fläche verteilt. Weniger in den östlich angrenzenden Stadtteilen, die deutlich lockerer bevölkert sind, dafür zunehmend in Richtung Frankfurter Innenstadt. Sprecher Alexander Kowalski: „Auch die beiden gut versorgten Nachbarkommunen Oberursel und Bad Homburg bieten den nördlichen Frankfurter Stadtteilen viele ärztliche Anlaufstellen und tragen somit zur Versorgung bei.“

Allerdings ist es auch eine Tatsache, dass allein am Riedberg 1700 Kleinkinder von 0 bis 5 Jahren und rund 2300 6- bis 14-Jährige leben. Für diese Familien und für ältere Menschen dürfte es durchaus einen Unterschied machen, ob Fachärzte direkt hier vor Ort, zumindest in angrenzenden Stadtteilen oder in Nachbarkommunen zu finden sind.

Foto: MAINRiedberg

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