Die Polytechnische Gesellschaft feiert am Freitag, 20. Oktober 2023, das Richtfest für den Neubau des Instituts für Bienenkunde in Oberursel. Das Gebäude verkörpert den Anspruch an nachhaltiges, klimafreundliches Bauen und zeigt, was auf diesem Sektor in Sachen Klimaschutz schon heute möglich ist. Es wird nach dem KfW Standard 55[1] gebaut und nutzt in hohem Maße lokale Umgebungsressourcen. So würde der weitgehend in Holzbauweise errichtete Gebäudekomplex 98 von 100 möglichen Punkten für nachhaltiges Bauen erreichen.
Inzwischen steht der Rohbau des neuen Institutsgebäudes, und die Dachbauarbeiten nähern sich ihrem Abschluss – der richtige Zeitpunkt, um feierlich das Richtfest zu begehen. Das neue Institut für Bienenkunde entsteht derzeit auf einem 6.500 m² umfassenden Grundstück in Oberursel. Davon entfallen knapp 1.300 m² auf die Grundfläche des Gebäudes, den „Fußabdruck“. Eingebettet in einen ökologisch nachhaltigen Vogel- und Insektengarten führt der Neubau Forschung, Ausbildung und Bienenhaltung ebenso wie die Bildungs- und Vermittlungsarbeit rund um das Thema Bienen an einem Standort zusammen. Es steht damit für den außergewöhnlichen Ansatz des Instituts, das 1937 von der Polytechnischen Gesellschaft gegründet wurde und universitäre Grundlagenforschung mit der praktischen Bienenhaltung kombiniert.
Mittlerweile wird das Institut für Bienenkunde gemeinsam mit der Goethe-Universität betrieben, wobei die Gebäude ebenso wie die Professur von der Polytechnischen Gesellschaft finanziert werden. Moderne Forschungsansätze, wachsender Platzbedarf sowie Anforderungen an moderne Bienenhaltung machten den Neubau notwendig. Die Polytechnische Gesellschaft brachte daher in enger Abstimmung mit der Stadt Oberursel 2019 das Neubauprojekt auf den Weg. Finanziert wird es vollständig aus Mitteln der Polytechnischen Gesellschaft. Dabei hat die Bauherrin in den zurückliegenden Monaten mit erheblichen Kostensteigerungen zurechtkommen müssen. Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Präsident der Polytechnischen Gesellschaft, erklärt dazu: „Seit 2021 haben wir eine exorbitante Steigerung der Energie- und Rohstoffkosten gesehen. Das hatte vor allem Folgen für die Beton-, Stahl- und Holzpreise und resultierte in einem Anstieg der Baukosten um über 40 %. Glücklicherweise konnten wir den zusätzlichen Finanzbedarf mit Mitteln aus unserem Vermögensmanagement decken.“
Die Inbetriebnahme des Gebäudekomplexes ist für Anfang 2025 geplant. Den Zuschlag hatte seinerzeit das Büro hs/c von Till Schweizer und Marcel Heller aus Heidelberg erhalten.
© Büro hs/c von Till Schweizer und Marcel Heller
Till Schweizer erläutert die Idee hinter dem Entwurf: „Der Neubau soll die Hauptfunktionen des Instituts strukturieren, das heißt Forschung, Lehre, Imkerei und Bildungsarbeit unter einem Dach zusammenbringen, so wie es dem Auftrag des Instituts für Bienenkunde entspricht. Wichtig war uns, ein Ensemble zu schaffen, das diesen Anspruch repräsentiert und im Sinne des Klima- und Artenschutzes den höchsten Standards an ökologisches Bauen folgt.“
Das Neubaugrundstück liegt am Übergang eines Wohngebiets zu Kleingärten und offener Landschaft. Der Polytechnischen Gesellschaft war es wichtig, dass in das Bauvorhaben von Anfang an die unmittelbaren Nachbarn, insbesondere der Kleingärtnerverein, eingebunden wurden. Auch die Architekten legen großen Wert darauf, dass sich das Gebäude harmonisch in die Nachbarschaft einfügt: „Unser Konzept setzt auf eine Reduktion der Baumasse. Dass der Baukörper aus Holz errichtet wird, trägt zur Harmonie zwischen dem Gebäude und der von Feldern und Gärten geprägten Umgebung bei. Die Rücksichtnahme auf diesen Kontext war für uns das leitende Entwurfsmotiv“, so Till Schweizer.
Zukunftsweisend ist das Gebäude aus mehreren Gründen: So wird es zum größten Teil aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz als vorgefertigter Ingenieurbau errichtet. Dabei hat das Holz auch eine ästhetische Funktion und prägt zusammen mit dem Tageslichtkonzept und einer auch für Besucher leicht zu erfassenden Raumaufteilung eine warme, angenehme Atmosphäre in den Innenräumen. Die Energieversorgung des Gebäudes ist dank einer eigenen Photovoltaik-Anlage weitgehend autark. Heizwärme wird durch eine Wärmepumpe und vortemperierte Zuluft erzeugt.
Auch hinsichtlich der Wasserversorgung setzt der Neubau auf den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen: Regenwasser wird in einer Zisterne gesammelt oder aber über natürliches Gefälle auf dem Grundstück entwässert. So wird der Frischwasserverbrauch stark reduziert.
Mit dem Institut für Bienenkunde verfügt Oberursel über einen herausragenden Forschungsstandort. Das Richtfest findet statt am Freitag, den 20.10.2023, ab 14:00 Uhr in der Ebertstraße 39, 61440 Oberursel.
Zahlen – Daten – Fakten
- Die Netto-Raumfläche des neuen Gebäudes, also die nutzbare Grundfläche, beträgt 2.011 qm.
- Das Grundstück, das in Oberursel (Bommersheim) liegt (Eberstraße 39), hat eine Fläche von ca. 6.500 qm.
- Die Grundfläche des Gebäudes beträgt 1.318 qm.
- Es bietet folgende Nutzflächen: Imkerei: 693 qm, Verwaltung/Öffentlichkeit: 442 qm, Forschung und Lehre: 876 qm.
- Der Keller des Gebäudes wird aus wasser- und dampfdichtem Stahlbeton mit umfassender Dämmung hergestellt. Die Gebäudehülle wird im Holzrahmen- bzw. Holztafelbau errichtet. Das verwendete Material besteht überwiegend aus Brettschichtholz. Die Energieversorgung erfolgt über Wärmepumpen und eine Photovoltaikanlage.
- Das Freigelände ist als großer Insektengarten konzipiert und wird zusammen mit dem Gebäude für eine Aufwertung des Areals sorgen.
Das Institut für Bienenkunde Oberursel der Polytechnischen Gesellschaft
wurde 1937 gegründet. Ganz im polytechnischen Sinne verbindet das Institut naturwissenschaftliche Grundlagenforschung mit praktischer Bienenhaltung: Die Einrichtung wird gemeinsam von der Polytechnischen Gesellschaft und der Universität Frankfurt getragen und ist dem Fachbereich Biowissenschaften zugeordnet.
Unter dem Neurobiologen Prof. Dr. Bernd Grünewald erforscht sie das Gehirn der Honigbiene und beantwortet die Frage, wie Bienen lernen.
Zugleich sucht das Bieneninstitut neue Wege zur Bekämpfung von Bienenkrankheiten, insbesondere zur Kontrolle der Varroamilbe, und bildet Nachwuchswissenschaftler und Imker aus.
Von hohem Rang ist daneben die Aufklärung der Öffentlichkeit über die ökologische und wirtschaftliche Bedeutung der Bienen in Form von Vorträgen und Führungen für Erwachsene und Kinder.
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