Schlagwort: Institut für Bienenkunde

Was verbindet die Uni mit dem Bieneninstitut in Bommersheim

Richtfest Bieneninstitut 2023

Vor über 85 Jahren wurde in Oberursel ein Institut für Bienenkunde gegründet. Schon damals hatten weitsichtige Zeitgenossen geahnt, dass diese Insekten für unser Überleben auf diesem Planeten einen wichtigen Indikator darstellen. Damals hatte die »Bösartige (Gutartige) Faulbrut« die Sterblichkeit der Bienenvölker drastisch erhöht. Nur durch systematische Forschung konnte sie in der Folgezeit wirksam bekämpft werden.

Die Forschung entwickelt sich weiter. Deswegen waren die während der 1950er und 1960er-Jahre neu errichteten Gebäude im Karl-von-Frisch-Weg 2 am Nordrand von Oberursel trotz aller An- und Umbauten für die Ansprüche einer zeitgemäßen Forschung und Bienenhaltung nicht länger ausreichend.

Eine wunderbare Partnerschaft zwischen der Polytechnischen Gesellschaft und der Goethe-Universität ermöglichte einen zügigen Neubau des Bieneninstituts in der Ebertstraße 39 in Bommersheim. Für Neubauten ganz ungewöhnlich die einhellige Zustimmung und Unterstützung der Stadtgesellschaft für dieses zukunftsweisende Gebäude.

Die Bauherren des Bieneninstituts

Architekt T. Schweizer, Dr. Mosbrugger, Präsident Dr. Schleiff, Dr. B. Grünewald (v.l.n.r)

Da die Polytechnische Gesellschaft nicht gezwungen war, über öffentliche Ausschreibung dem billigsten Angebot den Zuschlag zu geben, konnte in Ruhe ein Architekt und eine Reihe von Firmen gefunden werden, die in ihrer besonderen Komposition diesen Neubau in Fertigbauweise errichteten. In dem Architekturwettbewerb 2020 mit 72 teilnehmenden Büros hatte der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft Heller/Schweizer aus Frankfurt und Heidelberg gewonnen.

Im April 2021 lag die Baugenehmigung vor. Noch im selben Jahr wurde der 1. Bauabschnitt begonnen. Grundsteinlegung war im Juli 2022. Im April 2023 war dann der Rohbau abgeschlossen und die Holzbaumontage konnte beginnen. Im September begann der 7. Bauabschnitt mit der Montage der Haustechnik. Im Oktober 2023 konnte nun bereits das Richtfest gefeiert werden. Im Herbst 2024 soll der Innenausbau fertiggestellt werden, sodass im Jahr 2025 das Gebäude bezogen werden kann.

Obwohl ein Neubau für die Nachbarn immer mit Lärm und Dreck verbunden ist, hielt sich das bei diesem Gebäude in engen Grenzen, da viele Bauteile beim Hersteller vorgefertigt wurden. Die übersichtlichen Gebäude passen sich trotz der Baumasse, die für das Institut erforderlich ist, der Umgebung gut an.

Das Institut für Bienenkunde wird zum größten Teil als reiner Holzbau ausgeführt. Die Nachhaltigkeit des Gesamtgebäudes wird durch eine Photovoltaik-Anlage unterstützt. Das Niederschlagswasser wird in einer Zisterne gesammelt. Regen, der auf versiegelte Flächen fällt, wird über natürliches Gefälle in die Umgebung entwässert. Heizwärme entsteht durch eine Wärmepumpe und vortemperierte Zuluft.

Das Gebäude verbindet ein zentrales Foyer, das flexibel nutzbar ist, z. B. für verschiedene Veranstaltungsformen und auch für den Honigverkauf. Von dort geht es in Unterrichts- und Seminarräume, die Bibliothek, den Forschungstrakt mit dem Hightech-Flugraum, der Verwaltung, der Bienenhaltung sowie den Sozialräumen. Durch diese Lobby werden Besucher auch in den Lehrgarten geleitet. Holz bzw. Holzwerkstoffe und ein ausgeklügeltes Lichtkonzept prägen die Atmosphäre im Inneren. Die leicht verständliche Aufteilung, viel Tageslicht und Blickbeziehungen in die Umgebung bieten hohe Aufenthaltsqualität. Auch die gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr ist ein Standortvorteil.

Den Architekten ist es gelungen, traditionelle Baukunst und zukunftsweisende Innovationen zu verbinden. Offenheit und gute Kooperation prägten dabei den Planungsprozess, bei dem Auftraggeber, Bauherr und die Stadt Oberursel besonders im Mittelpunkt standen.


Weiterführende Links

Die Polytechnische Gesellschaft
wurde in Frankfurt am Main 1816 gegründet – ein Kind der Aufklärung – und ist seitdem für Bildung und Ausbildung in der Stadt aktiv und engagiert sich sehr für soziale und kulturelle Themen. Inzwischen 7 Tochterinstitute, von denen eins das Institut für Bienenkunde ist, arbeiten in diesen Bereichen. Dazu zählt auch die große Stiftung Polytechnische Gesellschaft, die aus dem Verkaufserlös der 1822 gegründeten Frankfurter Sparkasse entstanden ist. Der Verein selbst mit rund 350 Mitgliedern organisiert darüber hinaus eine öffentliche Vortragsreihe mit langer Tradition, vergibt einen Kammermusikpreis und fördert außergewöhnliche lokale Projekte. Sein Logo ist ein Bienenkorb.

Das Institut für Bienenkunde
Seit über 80 Jahren hat es seinen Sitz in Oberursel. Vor Ort und in der Region ist es durch Führungen für Kinder und Familien, aber auch durch den Honigverkauf beliebt. Seine internationale Bekanntheit in der biologischen Forschung wird durch eine Anbindung an die Goethe-Universität gewährleistet. Der Institutsleiter, Prof. Dr. Bernd Grünewald, hat zugleich am Riedberg den Stiftungslehrstuhl der Polytechnischen Gesellschaft inne, die außerdem für den Betrieb des Instituts in Oberursel aufkommt.

Nachtrag: 30.10.23: Von einer aufmerksamen Leserin erreicht uns der Hinweis, dass die Lage des Bieneninstituts in der Ebertstraße eher zu Oberursel Mitte gehört und nicht zu Bommersheim.

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Oberursel: Das Institut für Bienenkunde feiert Richtfest

Neubau des Instituts für Bienenkunde (IBK)

Die Polytechnische Gesellschaft feiert am Freitag, 20. Oktober 2023, das Richtfest für den Neubau des Instituts für Bienenkunde in Oberursel. Das Gebäude verkörpert den Anspruch an nachhaltiges, klimafreundliches Bauen und zeigt, was auf diesem Sektor in Sachen Klimaschutz schon heute möglich ist. Es wird nach dem KfW Standard 55[1] gebaut und nutzt in hohem Maße lokale Umgebungsressourcen. So würde der weitgehend in Holzbauweise errichtete Gebäudekomplex 98 von 100 möglichen Punkten für nachhaltiges Bauen erreichen.

Inzwischen steht der Rohbau des neuen Institutsgebäudes, und die Dachbauarbeiten nähern sich ihrem Abschluss – der richtige Zeitpunkt, um feierlich das Richtfest zu begehen. Das neue Institut für Bienenkunde entsteht derzeit auf einem 6.500 m² umfassenden Grundstück in Oberursel. Davon entfallen knapp 1.300 m² auf die Grundfläche des Gebäudes, den „Fußabdruck“. Eingebettet in einen ökologisch nachhaltigen Vogel- und Insektengarten führt der Neubau Forschung, Ausbildung und Bienenhaltung ebenso wie die Bildungs- und Vermittlungsarbeit rund um das Thema Bienen an einem Standort zusammen. Es steht damit für den außergewöhnlichen Ansatz des Instituts, das 1937 von der Polytechnischen Gesellschaft gegründet wurde und universitäre Grundlagenforschung mit der praktischen Bienenhaltung kombiniert.

Mittlerweile wird das Institut für Bienenkunde gemeinsam mit der Goethe-Universität betrieben, wobei die Gebäude ebenso wie die Professur von der Polytechnischen Gesellschaft finanziert werden. Moderne Forschungsansätze, wachsender Platzbedarf sowie Anforderungen an moderne Bienenhaltung machten den Neubau notwendig. Die Polytechnische Gesellschaft brachte daher in enger Abstimmung mit der Stadt Oberursel 2019 das Neubauprojekt auf den Weg. Finanziert wird es vollständig aus Mitteln der Polytechnischen Gesellschaft. Dabei hat die Bauherrin in den zurückliegenden Monaten mit erheblichen Kostensteigerungen zurechtkommen müssen. Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Präsident der Polytechnischen Gesellschaft, erklärt dazu: „Seit 2021 haben wir eine exorbitante Steigerung der Energie- und Rohstoffkosten gesehen. Das hatte vor allem Folgen für die Beton-, Stahl- und Holzpreise und resultierte in einem Anstieg der Baukosten um über 40 %. Glücklicherweise konnten wir den zusätzlichen Finanzbedarf mit Mitteln aus unserem Vermögensmanagement decken.“

Die Inbetriebnahme des Gebäudekomplexes ist für Anfang 2025 geplant.  Den Zuschlag hatte seinerzeit das Büro hs/c von Till Schweizer und Marcel Heller aus Heidelberg erhalten.

Grundriss des Instituts für Bienenkunde (IBK)

© Büro hs/c von Till Schweizer und Marcel Heller

Till Schweizer erläutert die Idee hinter dem Entwurf: „Der Neubau soll die Hauptfunktionen des Instituts strukturieren, das heißt Forschung, Lehre, Imkerei und Bildungsarbeit unter einem Dach zusammenbringen, so wie es dem Auftrag des Instituts für Bienenkunde entspricht. Wichtig war uns, ein Ensemble zu schaffen, das diesen Anspruch repräsentiert und im Sinne des Klima- und Artenschutzes den höchsten Standards an ökologisches Bauen folgt.“

Das Neubaugrundstück liegt am Übergang eines Wohngebiets zu Kleingärten und offener Landschaft. Der Polytechnischen Gesellschaft war es wichtig, dass in das Bauvorhaben von Anfang an die unmittelbaren Nachbarn, insbesondere der Kleingärtnerverein, eingebunden wurden. Auch die Architekten legen großen Wert darauf, dass sich das Gebäude harmonisch in die Nachbarschaft einfügt: „Unser Konzept setzt auf eine Reduktion der Baumasse. Dass der Baukörper aus Holz errichtet wird, trägt zur Harmonie zwischen dem Gebäude und der von Feldern und Gärten geprägten Umgebung bei. Die Rücksichtnahme auf diesen Kontext war für uns das leitende Entwurfsmotiv“, so Till Schweizer.

Zukunftsweisend ist das Gebäude aus mehreren Gründen: So wird es zum größten Teil aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz als vorgefertigter Ingenieurbau errichtet. Dabei hat das Holz auch eine ästhetische Funktion und prägt zusammen mit dem Tageslichtkonzept und einer auch für Besucher leicht zu erfassenden Raumaufteilung eine warme, angenehme Atmosphäre in den Innenräumen. Die Energieversorgung des Gebäudes ist dank einer eigenen Photovoltaik-Anlage weitgehend autark. Heizwärme wird durch eine Wärmepumpe und vortemperierte Zuluft erzeugt.

Auch hinsichtlich der Wasserversorgung setzt der Neubau auf den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen: Regenwasser wird in einer Zisterne gesammelt oder aber über natürliches Gefälle auf dem Grundstück entwässert. So wird der Frischwasserverbrauch stark reduziert.

Mit dem Institut für Bienenkunde verfügt Oberursel über einen herausragenden Forschungsstandort. Das Richtfest findet statt am Freitag, den 20.10.2023, ab 14:00 Uhr in der Ebertstraße 39, 61440 Oberursel.

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Ebertstraße 39, 61440 Oberursel

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Ebertstraße 39, 61440 Oberursel 50.210252, 8.582253


Zahlen – Daten – Fakten

  • Die Netto-Raumfläche des neuen Gebäudes, also die nutzbare Grundfläche, beträgt 2.011 qm.
  • Das Grundstück, das in Oberursel (Bommersheim) liegt (Eberstraße 39), hat eine Fläche von ca. 6.500 qm.
  • Die Grundfläche des Gebäudes beträgt 1.318 qm.
  • Es bietet folgende Nutzflächen: Imkerei: 693 qm, Verwaltung/Öffentlichkeit: 442 qm, Forschung und Lehre: 876 qm.
  • Der Keller des Gebäudes wird aus wasser- und dampfdichtem Stahlbeton mit umfassender Dämmung hergestellt. Die Gebäudehülle wird im Holzrahmen- bzw. Holztafelbau errichtet. Das verwendete Material besteht überwiegend aus Brettschichtholz. Die Energieversorgung erfolgt über Wärmepumpen und eine Photovoltaikanlage.
  • Das Freigelände ist als großer Insektengarten konzipiert und wird zusammen mit dem Gebäude für eine Aufwertung des Areals sorgen.

Das Institut für Bienenkunde Oberursel der Polytechnischen Gesellschaft
wurde 1937 gegründet. Ganz im polytechnischen Sinne verbindet das Institut naturwissenschaftliche Grundlagenforschung mit praktischer Bienenhaltung: Die Einrichtung wird gemeinsam von der Polytechnischen Gesellschaft und der Universität Frankfurt getragen und ist dem Fachbereich Biowissenschaften zugeordnet.
Unter dem Neurobiologen Prof. Dr. Bernd Grünewald erforscht sie das Gehirn der Honigbiene und beantwortet die Frage, wie Bienen lernen.
Zugleich sucht das Bieneninstitut neue Wege zur Bekämpfung von Bienenkrankheiten, insbesondere zur Kontrolle der Varroamilbe, und bildet Nachwuchswissenschaftler und Imker aus.
Von hohem Rang ist daneben die Aufklärung der Öffentlichkeit über die ökologische und wirtschaftliche Bedeutung der Bienen in Form von Vorträgen und Führungen für Erwachsene und Kinder.

Weiterführende Links

[1] Das Effizienzhaus beim Neubau

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