Als im März 2023 in der Bürgersprechstunde bei der Sitzung des Ortsbeirats 12 über eine der geplanten Unterkunft für Geflüchtete am Riedberg gesprochen wurde, kamen etwa ein Dutzend Anwohner, um ihrer Furcht, ihrem Unmut und ihrer Empörung Ausdruck zu verleihen.
Sie hatten Angst um ihre Töchter, hatten selbst schlechte Erfahrungen in einer Unterkunft für Geflüchtete gemacht, und auch die Angst vor der Entwertung der eigenen Immobilie trieb die Bewohner um.
Die Polytechnische Gesellschaft beschäftigt sich in diesem Herbst mit der Frage, unter welchen Bedingungen Menschen, die aus ihrem Herkunftsland geflohen sind, hier erfolgreich ein neues Leben aufbauen können.
Die Flüchtlingszahlen in Deutschland entwickeln sich wieder dynamisch nach oben. Allein in Hessen wurden von Januar bis September diesen Jahres 19.360 Erstanträge auf Asyl gestellt. Die Menschen müssen versorgt werden, sie benötigen eine Unterkunft und ärztliche Betreuung. Kinder müssen in die Schulen gehen. Nicht wenige sind durch die Flucht und den Neuanfang im Aufnahmeland psychisch belastet und brauchen Hilfe. Diese Situation stellt Kommunen, Schulen und Behörden vor große Herausforderungen. Inzwischen wird der Ton der Debatte um die politische Steuerung der Migration schärfer.
Die Integration geflüchteter Menschen in das gesellschaftliche Miteinander ist auch unter dem Blickwinkel einer sozial und ökonomisch nachhaltigen Entwicklung der Kommunen ein großes Zukunftsthema. Ihm widmet die Polytechnische Gesellschaft im Rahmen ihrer Vortragsreihe „Frankfurt Next Generation“ den Themenabend „Neue Heimat? Wie Flüchtlinge gut bei uns ankommen können“ am 31.10.2023 um 19:00 Uhr in der Evangelischen Akademie Frankfurt.
„Die Flüchtlingsthematik wird wieder kontrovers diskutiert, die Probleme stehen dabei stark im Vordergrund. Wir möchten bei unserer Veranstaltung jedoch einen Wechsel der Perspektive versuchen und fragen, unter welchen Bedingungen Integration gelingt“, erklärt Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger, Präsident der Polytechnischen Gesellschaft. „Es gibt viele Positivbeispiele von geflüchteten Menschen, die sich hierzulande ein neues Leben aufbauen und erfolgreich sind. Die spannende Frage ist, welche Faktoren dazu beitragen, dass eine Fluchterfahrung zu einer Erfolgsgeschichte wird“, so Mosbrugger.
Eine Erfolgsgeschichte kann die Polytechnische Gesellschaft aus ihren eigenen Reihen erzählen: Nedal Altahan, seit 2020 Mitglied der traditionsreichen Bürgervereinigung von 1816, kam 2014 als Flüchtling nach Kronberg im Taunus, wo er viel Unterstützung durch die Kronberger Flüchtlingshilfe e. V. erfuhr. Später machte er eine Ausbildung bei Fresenius Medical Care und arbeitet heute im internationalen Kundendienst des Unternehmens. Inzwischen hat er die deutsche Staatsbürgerschaft erlangt. Am 31. Oktober wird er seinen Werdegang schildern und darstellen, was ihm den Neuanfang im Rhein-Main-Gebiet erleichtert hat. Außerdem zu Gast sind Dr. Schahryar Kananian, Leiter der psychosozialen Beratungsstelle für Flüchtlinge an der Goethe-Universität, und Petra Thiede, Lehrerin in Intensivklassen für geflüchtete Kinder an einer kooperativen Gesamtschule in Kelkheim. Beide stehen sozusagen an der Front der Integrationsarbeit und sehen trotz aller Schwierigkeiten gute Gründe für Optimismus. Am Themenabend diskutieren sie darüber, wie Flüchtlingsarbeit zum Erfolg führt.
Die Arbeit mit Flüchtlingen, insbesondere in der Schule, ist Gegenstand einer weiteren Veranstaltung der Polytechnischen Gesellschaft in diesem Herbst, diesmal in Kooperation mit der Goethe-Lehrkräfteakademie: Die Diplompädagogin und Supervisorin Katarina Rubic gestaltet vom 30. November bis 2. Dezember einen Workshop über „Traumasensible Arbeit mit geflüchteten Menschen“. Er richtet sich insbesondere an Lehrer sowie an pädagogische Fachkräfte und ehrenamtlich Aktive, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten. Geflüchtete Kinder waren durch Fluchterfahrung und Entwurzelung hohen psychischen Belastungen ausgesetzt, Verhaltensauffälligkeiten können die Folge sein. Ziel des Workshops ist es, Pädagogen Instrumente an die Hand zu geben, um frühzeitig Kinder in psychischen Notlagen zu erkennen und ihnen wirksam zu helfen.
Der öffentliche Themenabend am 31.10.2023 findet statt um 19:00 Uhr in der Evangelischen Akademie, der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Für den Workshop am 30. November erfolgt der Anmeldung über die Website der Goethe-Lehrkräfteakademie.
Weiterführende Links