Frau Barbara Albert ist seit einiger Zeit Stipendiatin im Programm »Nachhaltigkeitspraktiker« der Stiftung Polytechnische Gesellschaft. In diesem Programm werden die Teilnehmer angeleitet, ein individuelles Nachhaltigkeitsprojekt aufzusetzen und gegebenenfalls mit entsprechender finanzieller Unterstützung der Öffentlichkeit vorzustellen.
Frau Albert hatte die schöne Idee, auf einem Gelände der evangelischen Riedberggemeinde ein zweites Urban Gardening Projekt am Riedberg umzusetzen.
Durch ihr rühriges Engagement konnte sie die Josephine-Baker-Gesamtschule als Mitwirkende gewinnen. Als Erzieherin der evangelischen Kita hatte sie sowieso den engen Kontakt zum Kirchenvorstand und zu den Eltern der ihr anvertrauten Kinder. So war sichergestellt, dass das Projekt von den nötigen Mitstreitern getragen wird. Auch aus dem Kreis der Klimainitiative Riedberg kam weitere Unterstützung. Ihre Mitglieder hatten bereits Erfahrung beim ersten Urban Gardening Projekt am Riedberg gesammelt und konnten so mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Die Errichtung und Befüllung sowie die spätere Bepflanzung von drei Hochbeeten erfordert eben nicht nur körperlichen Einsatz, sondern auch einiges an Erfahrung und Know-how. Von daher waren viele Köpfe und Hände an der Realisierung beteiligt.
Mitte März wurde ein Sandbett gelegt und Pflastersteine als Auflage für die Hochbeete gesetzt. So war der 14. März im wörtlichen Sinne ein Tag der Grundsteinlegung.
Jetzt, Anfang Mai stehen die Hochbeete und auch die Bepflanzung zeigt sich mit grünen Trieben und Blättern. Es sprießen verschiedene Blattkohlsorten, diverse Kräuter und noch so einige andere Pflanzen.
Eines der Beete wurde nach dem Prinzip von „Market Gardening“ bepflanzt. Dieses Konzept stammt aus dem 19. Jahrhundert und ermöglicht den Anbau von Gemüse mit hoher Effizienz auf kleinen Flächen.
Mit diesem Projekt will Frau Albert zeigen, wie schön es ist, wenn sich Menschen gemeinsam nachhaltig engagieren. Daher wurden die Beete auch mit plastikfreier Gartenerde aus Altenstadt befüllt, auch wenn das Erdmaterial und der Transport zum Riedberg einen recht teuren Posten in der Gesamtrechnung darstellen.
Die Kirchengemeinde lieferte das dazugehörige Programm für die Gäste: Waffeln backen, Getränke, Brot, Wildkräuter-Salat, Kräuterquark, … Für die Kinderbespaßung gab es verschiedene Malmöglichkeiten und Bastelaktionen. Auch ein Pflanzenquiz war ausgehängt. Die Initiatoren hatten sich mit viel Fantasie und Arbeitseinsatz für das Wohlfühlambiente der Gäste eingesetzt.
Hier ein paar Auszüge aus dem Projekttagebuch:
- Am Anfang war die Idee: Hier könnte Essen wachsen, nachhaltig, regional, ressourcenschonend.
- Gebrauchte Steine aus Niederursel. Sie wurden für das Projekt verschenkt und sogar angeliefert.
- Damit die Holzkanten der Beete nicht auf dem feuchten Boden stehen, wurden die Steine im Untergrund verlegt.
- Der Boden in der Mitte der Beete bleibt frei. Dadurch können wichtige Bodenlebewesen in die Beete wandern. Zum Beispiel Regenwürmer und viele andere nützliche Helfer.
- Die ausgestochene Grasnarbe wird später zusammen mit Strukturmaterial wieder in die Beete gefüllt. So wird weniger Erde benötigt und das Material muss nicht weggeworfen werden.
- Der Besuch bei einer integrativen Gärtnerei in Hattersheim brachte die Mannschaft auf viele neue gute Ideen.
- Die Bausätze der Beete kommen vom »Hochbeet-Profi« aus der Oberpfalz. Sie waren plastikfrei auf einer Palette verpackt! Super für ein Nachhaltigkeitsprojekt.
- Die Noppenfolie zum Stopp von Nässe erwies sich als recht sperrig. Das Befestigen förderte bei den Mitarbeitern ungeahntes Vokabular an den Tag.
- Jedes Beet hat nun eine Birke als Blickachse und die Beete verbinden den Kiesplatz mit der Wiese neben der Kirche.
- Die plastikfreie Erde der Firma Scherz aus Altenstadt wird geliefert. Die Frankfurter Gemüseheldinnen schwören drauf.
- Das Strukturmaterial kommt aus der direkten Nachbarschaft. Eine kleine Spende der IG Riedberg. Auf ihrem Grundstück hatte sich etwas Obstbaumschnitt angesammelt.
- Zehn Kinder der Kita Riedberg waren einen ganzen Vormittag lang damit beschäftigt, das Obstholz zu den Beeten zu transportieren. Aber sie waren mit Begeisterung dabei.
- Im Rahmen einer „Meditativen Nachverdichtung“ gab es einen kleinen Tanz auf den Beeten. So wurde sichergestellt, dass die Erde in den Beeten kompakt genug eingefüllt war.
- Zu guter Letzt kam die Bepflanzung der Beete. Auch das eine Wissenschaft für sich. Größere Pflanzen beschatten die Gewächse, die sich im Halbschatten wohlfühlen. Nebeneffekt: es passen mehr Pflanzen ins Beet rein.
- Nach kurzer Zeit ist der Boden bedeckt. Ein wichtiger Faktor für den Wasserhaushalt und die Bodenqualität.
- Schlussendlich erfolgte noch die Beschriftung. Die Namen der Pflanzen wurden auf kleine Tonscherben geschrieben: Wiederverwendetes, plastikfreies und kostenloses Material.
- Bis zum ersten Regen dient unbehandelte Schafwolle, die noch das Wollfett enthält, als Schneckenschutz. Später schiebt man die Wolle unter die Erde und hat damit einen Langzeitdünger.
- Mit Strohmulch werden die gestressten Jungpflanzen verschattet und durch diese Bodenbedeckung trocknet der Boden nicht so schnell aus. Auch bei Starkregen sind Boden und Pflanzen etwas geschützt.
Das Programm Nachhaltigkeitspraktiker
In diesem Programm unterstützt die Stiftung Polytechnische Gesellschaft interessierte Menschen ab 18 Jahren dabei, ihren eigenen Einflussbereich zu identifizieren und diesen langfristig hin zu einem nachhaltigeren Alltag zu verändern.
Weitere Infos unter: https://sptg.de/projekte/engagement/nachhaltigkeitspraktiker