Hätten Sie es gewusst, dass Frankfurt zu den glücklichen Städten zählt, die mit drei botanischen Gärten gesegnet sind? Zum einen den Alten Botanischen Garten, zum zweiten den Palmengarten und zum dritten den Wissenschaftsgarten hier am Riedberg.
Während andere Städte, aufgrund der Wirtschaftslage, Gartenanlagen eher abbauen oder schließen, sorgen Unterstützungsgelder von Firmen und großzügige Privatspenden dafür, dass bei uns der Wissenschaftsgarten sogar noch ausgebaut wird und die anderen Gärten weiter intensiv genutzt werden können.
Der erste botanische Garten wurde von Johann Christian Senckenberg 1763 in der Nähe vom Eschenheimer Turm begründet. Auch damals war es ein wissenschaftlicher Garten, in dem Kräuter und Arzneien wuchsen und für wissenschaftliche Untersuchungen zur Verfügung standen. Gerade die Entwicklung der Gärten in Frankfurt erfolgte in enger Kooperation zwischen Wissenschaftlern und Bürgern der Stadt. Durch die Gründung von Stiftungsvereinen wie die „Freunde des Palmengartens“ oder dem „Freundeskreis Botanischer Garten Frankfurt am Main“ wurden die finanziellen Mittel der Mäzene gebündelt.
Das weitverbreitete Artensterben und der Klimawandel haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass das Thema Biodiversität* in den wissenschaftlichen Mittelpunkt gerückt ist. Hier am Riedberg läuft schon seit Jahren ein Projekt zum Thema „Wald der Zukunft“ – welche Bäume überleben hier in den kommenden, immer heißer werdenden Jahren. Auch Pilzkulturen werden hier untersucht, denen Wassermangel und Hitze schwer zu schaffen machen.
Schattenhalle
Parallel zu den kultivierten Pflanzen, werden Informationen über ihr Vorkommen, ihre Umweltanforderungen, ihre Besonderheiten und viele andere Daten digital erfasst und gespeichert. Neben so mancher Pflanze steht ein Hinweisschild mit einem QR-Code, so das Smartphone-Besitzer nicht nur die Pflanze bewundern können, sondern auch interessante Informationstexte in verständlicher Sprache abrufen können.
In diesem Jahr konnte der Wissenschaftsgarten von 2,2 ha auf 3 ha ausgedehnt werden. Dafür musste ein angrenzendes Gebiet mit einem engmaschigen Zaun versehen werden und die dort ansässigen Ureinwohner (Kaninchen) in andere Gebiete umgesiedelt werden. Ansonsten hätten diese niedlichen Tiere dafür gesorgt, dass jedes Pflanzenwachstum nach kurzer Zeit in ihrem Magen endet. Voraussichtlich in den nächsten fünf Jahren werden neben dem Wissenschaftsgarten nicht nur die neuen Gebäude für die Chemie errichtet, sondern im Süden der Chemie, bis hin zur Altenhöferallee das Gelände ausgeweitet und am Ende etwa 6 ha umfassen.
Das Wachstumspotenzial ist ein großer Anreiz für Forscher hierher zum Riedberg zu wechseln, da hier noch genügend Flächen für weitere botanische Experimente zur Verfügung stehen. Ein weiterer Pluspunkt, für den Standort Riedberg bzw. für die Goethe Universität Frankfurt ist der neu gegründete Dachverband Bio-Frankfurt. Ein Zusammenschluss wichtiger Frankfurter Institutionen, die ebenfalls am Thema Biodiversität arbeiten. Zu nennen wären hier zum Beispiel die Senckenbergische Gesellschaft, aber auch der Frankfurter Zoo und der Opel-Zoo. Dazu noch die Frankfurter Zoologische Gesellschaft, das Umweltamt, zahlreiche Naturschutzvereine, aber auch die KfW und die GIZ. Sie alle kämpfen für den Erhalt der Artenvielfalt bei Tieren und Pflanzen, die so wichtig für das Überleben des Menschen und auch aller anderen Lebewesen auf diesem Planeten ist. „Nur wenn die Vielfalt der Arten erhalten bleibt, stehen uns auch in Zukunft genügend Lebensmittel und Medikamente oder ökologische Dienstleistungen wie zum Beispiel sauberes Wasser zur Verfügung.“ so Frau Maike Piepenbring, die wissenschaftliche Leiterin des Wissenschaftsgartens.
Vortrag Prof. Dr. Meike Piepenbring
Wissenschaftliche
Leiterin des Wissenschaftsgartens
Seit den Eröffnungsfeierlichkeiten im Jahre 2014 wurde fast jedes Jahr im Mai ein Frühlingsfest gefeiert, mit Unterstützung von Sponsoren und großem Arbeitseinsatz der wissenschaftlichen Gemeinde. Nur in den beiden Corona Jahren 2020 und 2021 musste auf diese schöne Tradition verzichtet werden. Aber man ist optimistisch auch in den nächsten Jahren dieses schöne Event wieder ausrichten zu können. Hier bietet sich nämlich die beste Gelegenheit wissenschaftliche Erkenntnisse durch Fachleute dem interessierten Publikum näherzubringen. Sei es durch Informationsstände oder durch eine der zahlreichen Führungen auf dem Gelände.
Präsentation Pflanzversuche
Bei dem herrlichen Wetter konnte man sich kaum vorstellen, dass es eigentlich ein Frühlingsfest war, denn die Temperaturen und der UV-Index ließen einen eher an Hochsommer denken. Kalte Getränke, leckere Pfannkuchen und andere Speisen vertrieben dabei jeden Anflug von Hunger.
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* Biodiversität ist die Vielfalt aller lebenden Organismen, Lebensräume und Ökosysteme auf dem Land, im Süßwasser, in den Ozeanen sowie in der Luft.
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