Schlagwort: Geschichte

Halloween: Gruseliger Ort in Niederursel

Gustav-Adolf-Kirche: Gehorsam

Oben auf einer Anhöhe, von alten Bäumen umgeben, thront die Gustav-Adolf-Kirche, an einem stillen, entrückten Ort, dem früheren Kirchhof. Noch ehe der Nachfolgebau stand, war beschlossen, dass die Kirche nach dem Schwedenkönig Gustav Adolf heißen sollte – zur Erinnerung an die „Blutzeugen evangelischen Glaubens“ im Dreißigjährigen Krieg.

Eines Tages ist ein feingliedriger nackter Fuß an der Altarwand der Gustav-Adolf-Kirche erschienen. Dem Restaurator Thorsten Moser kam der Fuß und einige Blutspuren auf dem Spann, direkt unter das Messer, mit dem er am bräunlichen Putz kratzte. Gemeindepfarrer Michael Stichling erinnert sich: „Der arme Restaurator hat vor Überraschung laut geschrien.“

In die Gustav-Adolf-Kirche wurden Überbleibsel ihres Vorgängerbaus einbezogen, so finden sich z. B. in der Außenwand des östlichen Treppenturms bis heute drei historische Grabsteine.

Aus dem Vermächtnis des Mainzer Erzbischofs Adalbert geht hervor, dass Niederursel 1132 eine Filiale der Praunheimer Pfarrei war. Aufgrund von Funden bei den Ausschachtungsarbeiten für den Kirchenneubau stellte man fest, dass die Baugeschichte der Niederurseler Kirche bis in die frühkarolingische Zeit zurückreicht. Einzelne Teile der Kirche waren fast 1000 Jahre alt.

Im Jahr 1917 wurde die 1750 angeschaffte Glocke beschlagnahmt, und da man Schwierigkeiten beim Abtransport hatte, an Ort und Stelle zertrümmert!

Außerdem ist der sogenannte „Gehorsam“ mit der noch immer vorhandenen Prangerkette am Fuße der ehemaligen Sankt Georgskapelle zu erwähnen. Hier wurden die Verbrecher tagsüber zum Gespött der Bewohner angekettet und des Nachts wieder in das hinter der Türe befindliche „dunkle Loch“ verbracht.

Fußfesseln aus Eisen, um 1800, Mittelalterliches Kriminalmuseum Rothenburg ob der Tauber G11376m

Vorher waren die Verdächtigen oft im »Peinlichen Verhöramt« der Stadt Frankfurt, „der dunklen Seele der städtischen Polizeigewalt” gefoltert worden.

Um sich vor den Flüchen der so Gepeinigten und Bestraften zu schützen, hat der Bauherr des gegenüber liegenden Frankfurter Rathauses folgenden Bann in den Türstock schreiben lassen:

„Recht tun hat betrogen.
Ich täd Recht und ward belogen.
Fuxschwenzer sind bei Herren lieb.
Stehlen mehr als ander Dieb.
Gleich wie der Fux den Hahn tud rechen,
Also wird der Teufel den Fuxschwenzer den Hals zuletzt brechen.“

Wer das Pech hatte, im Winterhalbjahr einzusitzen, konnte leicht erfrieren, da der „Gehorsam“ nicht beheizt war. Und früher waren die Winter teilweise noch richtig kalt, da die Klimaerwärmung noch keine Rolle spielte…


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Eine Tafel für die Krutzenkirche

Platz der Crutzenkirche

Der Bürgerverein Kalbach möchte am Standort der ehemaligen Krutzenkirche eine neue Tafel anbringen lassen.

Wer jedoch am Riedberg nach Kirchen sucht, stößt eher auf die evangelische Kirche, die katholische Kirche oder die Josua Gemeinde als auf die Krutzenkirche. Das hängt auch nicht damit zusammen, dass sich diese Kirche früher mit C und nicht mit K schrieb (Crutzenkirche).

Um das Jahr 1300 herum, wurde in der Nähe des Brunnens, an dem der Leichenzug des Heiligen Bonifatius auf seinem Überführungsweg nach Fulda übernachtete (754 n.Chr.), eine neue Kirche errichtet.

Das Gelände war damals noch ein Acker, hieß am „Sankt-Bonifatius-Born“ und gehörte dem Kloster Fulda. Die Kirche diente als Pfarrkirche und Bestattungsplatz für Kalbach, Weißkirchen (Oberursel) und andere Gemeinden der Umgebung vom 11. Jahrhundert bis zum 16. Jahrhundert.

Auch Wallfahrten wurden hierher gemacht, besonders zur Linderung von Augenleiden. Zur Kirche gehörten einige Wohnungen und Nutzbauten. Die Anlage war ein kleines Tochterkloster von Fulda wenigen Mönchen.

Bereits 1535 (Reformationszeit) wird die Kirche aufgegeben. Die nahe gelegenen Häuser werden durch Brand verwüstet. Im 17. Jahrhundert wird die Kirche abgerissen und der Platz verwildert. Erst 1983 konnte durch Luftaufnahmen der Ort der Crutzenkirche lokalisiert werden.

Heute findet sich die Kirche auf dem Riedberg im Bonifatiusviertel, umrahmt von der Straße „Am Bonifatiusbrunnen“. Zuerst entdeckt man nur eine unauffällige Grünfläche. Erst bei genauerem Hinsehen entdeckt man die im Boden eingelassenen Steine, die die ehemalige Lage der Kirche andeuten. Auch ein Hinweisschild aus Metall ist dort zu finden.

Foto: Bianca Bellchambers

Der Bürgerverein Kalbach

Der Kalbacher Bürgerverein gründete sich 1980 im Anschluss an die 1200 Jahr Feier Kalbachs die 1979 stattfand. Seit dieser Zeit greift der Bürgerverein die kunst- und kulturhistorischen Aufgaben Kalbachs auf, und vergegenwärtigt die wechselvolle Geschichte der Stadt.

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Halloween am Riedberg

Beleuchteter Kürbis

Wo ist der gruseligste Ort am Riedberg?

Vor Jahrhunderten befand sich am »Alten Gerichtsplatz« (nördlich vom Bonifatiuspark) eine Gerichtsstätte. Auch die angrenzende Straße „Zum Stulen“ weist darauf hin. Hier kreuzten sich einst eine römischen Steinstraße und die Elisabethenstraße.

Ab dem 12. Jahrhundert wurde hier nachweislich Gericht gehalten. Es gehörte damals zur Grafschaft Ursele (Oberusel) und befand sich im Besitz von Philipp von Falkenstein. Neben dem Gericht befand sich der Galgen. Das Gericht wurde später nach Oberursel verlegt. Der Galgen blieb in Kalbach bis ins Jahr 1806.

Auch damals war das Gerichtswesen schon in Stufen aufgebaut. Am Riedberg wurde die „Höhere Gerichtsbarkeit“ ausgeübt, die man auch die blutige Gerichtsbarkeit nannte, da sie sich mit Straftaten beschäftigte, auf die blutige Strafen verhängt wurden (Verstümmelungen und auch Todesurteile).

Insbesondere Straftaten wie Raub und Mord, Diebstahl, sexuelle Belästigung, Vergewaltigung, Hexerei oder Zauberei und Kindesmord wurden hier verhandelt. Als Todesurteil standen je nach Straftat zur Auswahl: Ertränken, Verbrennen, Rädern und Ähnliches.

Image by Servicelinket from Pixabay

Bei Adeligen gab es eine Vorzugsbehandlung: Sie wurden „nur“ enthauptet.
Zur Abschreckung erfolgten Hinrichtungen in der Öffentlichkeit. Daher ließ man die Gehängten auch lange Zeit am Galgen hängen.

Bei kleineren Straftaten wie Beleidigungen oder Raufereien waren die niederen Gerichte zuständig, die Geldbußen, Gefängnishaft, Ehrlosigkeit oder Verbannung anordneten.

Priester und geistliche Gerichte durften keine Blutgerichtsbarkeit ausüben („Die Kirche dürstet nicht nach Blut“). Doch von Pfarrern der nahe gelegenen Crutzenkirche wurde die letzte Beichte abgenommen und die Leichen bestattet.

 

Wer am Riedberg noch einen Ort kennt, wo er sich mehr gruselt – wir freuen uns auf Hinweise…

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