Schlagwort: Filialschließungen

Das Ladensterben trifft wieder mal das Nordwestzentrum

Primark Bekleidungsgeschäft

Während die Börsen neue Jahreshöchstkurse erreichen, geht es vielen Unternehmen in der Wirtschaft nicht gut. Im Schnitt wurden in den Jahren 2015 bis 2018 etwa 5.000 Ladengeschäfte pro Jahr in Deutschland geschlossen. Dann kam die Pandemie und die Zahl der jährlichen Schließungen verdoppelte sich. Nur durch die finanzielle Unterstützung des Bundes (Coronahilfen, Energie- und Gaspreisbremse) wurde verhindert, dass das Sterben der Läden sich verdreifachte.

2021 schloss im Nordwestzentrum der Kaufhof seine Pforten. Die Lücke ist bis heute nicht gefüllt. Zwischenzeitlich eröffnete Peek & Cloppenburg (P&C) dort einen Mode-Popup-Store. Doch Anfang 2023 hat das Unternehmen ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt und will sich mithilfe eines Schutzschirmverfahrens sanieren. Der Pop Up Store ist inzwischen wieder verschwunden.

Letztes Jahr kam das Aus für die Modekette Orsay. Orsay schloss alle Filialen in Deutschland und hat die 1.200 Mitarbeiter entlassen. Und dieses Jahr beginnt Primark mit der Schließung seiner Filiale im Nordwestzentrum (Schließung bis 2024). Es ist eine von 30 Primark-Filialen in der Bundesrepublik. Insgesamt 4 Filialen sollen geschlossen werden. Ein Teil der verbleibenden 26 Filialen soll noch verkleinert werden.

Welche Ursachen werden als Gründe für den Rückzug des Einzelhandels genannt

  1. Steigende Kosten bei sinkenden Umsätzen.
  2. Sinkende Kaufkraft durch hohe Inflation bei nur moderatem Lohnanstieg.
  3. Konsumzurückhaltung aufgrund des Krieges zwischen Russland und der Ukraine.
  4. Verlagerung der Käufe gerade auch durch die Einschränkungen der Pandemie ins Online-Geschäft.
  5. Die nicht gefüllten Lücken, die geschlossene Geschäfte in den Einkaufszonen hinterlassen haben, senken die Attraktivität, dort einen Einkaufsbummel zu machen.

Welche Auswirkungen sind zu erwarten?

  • Der Rückgang des stationären Einzelhandels hat sich beschleunigt. Es wird schon eine große Herausforderung sein, diese Beschleunigung wieder zurückzuführen auf das „Vor der Pandemie-Niveau“.
  • Gewerbeimmobilienpreise in Einkaufslagen werden weiter unter Druck stehen. Die Kursverluste von Immobilienfirmen (Aroundtown, …) lassen es ahnen.
  • Für die städtischen Akteure wird es immer schwieriger, die Innenstädte attraktiv zu halten, vor allem wenn es da an ausgearbeiteten Konzepten fehlt.
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Und die nächste Bankfiliale muss dran glauben

Tower der Hessischen Landesbank

Diesmal ist die Reihe an der Filiale der Frankfurter Sparkasse im Hessen-Center in Seckbach.
Nur ein Automat zum Geldabheben und ein Kontoauszugsdrucker sind geblieben. Insgesamt 17 von 49 Standorten der Frankfurter Sparkasse im Stadtgebiet sollen geschlossen werden. Bis 2024 werden in Frankfurt noch die Filialen im Reuterweg, in Sossenheim, Ginnheim und Nieder-Eschbach geschlossen, teilt die Sparkasse mit.

Die Begründungen für die Filial-Schließungen sind immer wieder die gleichen:

  • Sinkende Nutzerzahlen in den Filialen
  • Personalkosten
  • Ausweichmöglichkeit auf andere Filialen

Aus dem wirtschaftlichen Blickwinkel eines Kreditinstitutes sind die Argumente erst mal einleuchtend. Bei näherer Betrachtung sind dann jedoch Schwachstellen in der Argumentation erkennbar.

Wer sinkende Nutzerzahlen als Argument heranzieht, verkennt, dass nur klassische „einfache“ und unproblematische Geschäftsvorfälle inzwischen vollständig elektronisch abgewickelt werden. Sobald es Probleme in der Geschäftsbeziehung gibt, wird durchaus Beratung benötigt.

Auch komplexere Bankdienstleistungen wie Wertpapiergeschäfte, Auslandszahlungsverkehr, Baufinanzierungen, um nur einige zu nennen, benötigen einen gut ausgebildeten Bankmitarbeiter, der den Kunden ordentlich berät. Wie schlecht inzwischen die Beratungsleistung in einigen Banken ist, konnte durch entsprechende Test-Kunden festgestellt werden.

Gerade die Sparkassen zeichnen sich nicht durch besonders günstige Gebühren aus. Wer Wert auf Verfügbarkeit vor Ort und gute Beratung legt, zahlt bisher bereitwillig diese Preise. Gerade wenn eine positive Beziehung zu den Mitarbeitern in der jeweiligen Filiale aufgebaut werden konnte. Fällt die persönliche Bindung und die Kundennähe weg, bleibt die Preisfrage und viele Kunden weichen dann auf eine der kostengünstigeren Konkurrenzinstitute aus. So erodiert mittel- und langfristig die eigene Kundenbasis.

Verarschen kann ich mich selber – dazu brauche ich keine Bank

In der Wächtersbacher Straße wurde die Filiale geschlossen mit dem Hinweis, man könne ja in die Schäfflestraße gehen. In der Schäfflestraße wurde die Filiale zugemacht mit dem Hinweis, auf die Filiale im Hessen-Center. Und jetzt wurde die auch noch geschlossen. Nun müssen die Leute nach Enkheim oder Fechenheim. Wer weiß wie lange die Filialen dort noch existieren? Wie lautet der uralte Banker-Witz: Beim Geschäft steht der Kunde im Mittelpunkt und auch da nur im Weg!

Die Sparkassen unterscheiden sich von den anderen Kreditinstituten durch den Versorgungsauftrag und die kommunalen Eigentümer als Träger der Sparkassen. (Hessisches Sparkassengesetz: „Die Sparkassen haben die Aufgabe, als dem gemeinen Nutzen dienende Wirtschaftsunternehmen ihrer Träger geld- und kreditwirtschaftliche Leistungen zu erbringen, insbesondere Gelegenheit zur sicheren Anlage von Geldern zu geben.“ Und: „Die Erzielung von Gewinn ist nicht Hauptzweck des Geschäftsbetriebes.“)

Gilt der Versorgungsauftrag noch?

Wird der Versorgungsauftrag jedoch nicht mehr ernst genommen (Abhängen älterer Mitbürger, Diskriminierung behinderter Menschen, Ausgrenzung von Menschen die nicht Technik-Affin sind und dem Online-Banking nicht trauen, …) entfällt auch die Grundlage für eine Sonderbehandlung der Sparkassen. Dann sollten sie sich auch dem vollen Konkurrenzdruck stellen, wie alle anderen Kreditinstitute. Auf die öffentliche Hand kommt dann die Aufgabe zu, wie sie die Versorgungssicherheit der Bevölkerung mit Bankdienstleistungen zukünftig sicherstellen will.

Die Ortsbeiräte werden vom Magistrat abgebügelt, wenn sie eine Änderung der Situation fordern. Die Macht der Bankvorstände reicht weit in die Politik hinein. Es fehlt derzeit an politischem Willen und so verschanzt man sich hinter Aussagen wie: „Der Magistrat hat keinen direkten Einfluss auf die wirtschaftlichen Entscheidungen von Anstalten öffentlichen Rechts und kann nicht in die Geschäftstätigkeit der Frankfurter Sparkasse eingreifen.“ Das kann zwar erst mal nicht widerlegt werden, aber der politische Wille der Bevölkerung kann den Sparkassen trotzdem um die Ohren fliegen.

Im Ortsbezirk 11 wurde im vergangenen Sommer die Filiale an der Wilhelmshöher Straße geschlossen. Die Sparkasse habe einen alternativen Standort in Seckbach für einen Automaten gesucht, aber nicht gefunden. Die Suche nach einem Standort sei nun final eingestellt worden, so ein Sparkassen-Sprecher.


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