Schlagwort: Alter Flugplatz

Aus wirtschaftlichen Ruinen entsteht am Alten Flugplatz ein Neuanfang

Grüngürteltier

Im September des letzten Jahres wurde die Insolvenz der SFG, einer Tochter der Werkstatt Frankfurt bekannt gegeben. Sie hatte im Unternehmenszweig „TowerCafé“ zum einen die Gastronomie betrieben und zum anderen im Auftrag der „Stabsstelle Sauberes Frankfurt“ sich um die Sauberkeit im Grüngürtel gekümmert. Doch die teure Unterhaltung der Gebäude des Tower-Cafés, das Corona-bedingt auch noch zeitweise schließen musste, war von der SFG dann doch nicht mehr zu stemmen.

Im Rahmen einer Neukonzeption wurde Herr Torsten Jens, Leiter der Naturschule Hessen „Hauswart“ bzw. „Guter Geist“ des Geländes im Amt. Er kümmerte sich schon seit Jahren zusammen mit seiner Partnerin Frau Stephanie König und den Landschaftslotsen um den Alten Flugplatz und um die darum liegenden Grünflächen.

Wie im letzten Jahr unterhalten Vertreter der Schaustellerfamilie Roie wieder eine kleine Außengastronomie und bieten den zahlreichen Gästen (die vor allem bei schönem Wetter kommen) Speisen und Getränke an. Schon in diesen Wochen fiel der Startschuss und so konnten die letzten sonnigen Tage bereits optimal genutzt werden und die angebotenen Produkte gingen weg, wie die berühmten „warmen Semmeln“.

Der Inhaber der Gastronomie, Herr Peter Roie berichtet, dass seine Mannschaft dem Neubeginn entgegenfieberte. Man hatte extra einen Probetag eingeplant, um alle Geräte in Gang zu bringen und das Zusammenspiel einzuüben. Das Speisenangebot wurde erweitert um Frankfurter Schnitzel mit grüner Soße sowie Bier und Apfelwein. Ab Ostern gibt es noch das besonders leckere italienische Eis im Angebot und das Bier wird an den Wochenenden frisch gezapft. Auch die Planungen für das eine oder andere Fest sind am Laufen.

Tower Café

Tower Café, Foto: A. T.

Während man sich im letzten Jahr noch mit Dixi-Toiletten behelfen musste, will man in diesem Jahr die Toiletten im Gebäude wieder zugänglich machen. Die Anlaufschwierigkeiten waren jedoch erheblich. Dazu zählte ein Wasserrohrbruch und Probleme mit den Lieferketten.

Auch die hohe Abhängigkeit von Sonnenschein und Wetter sind ein Problem für die Planung von Personal- und Wareneinsatz. Durch die lange Pause in der Gastronomie sind frühere Stammkunden verloren gegangen. Vielen muss erst wieder bewusst werden, dass man am Alten Flugplatz seit Kurzem auch etwas zu Essen und Trinken bekommt.

Der Krieg in der Ukraine lässt die Preise für einige Lebensmittel in die Höhe schnellen und auf der anderen Seite merkt man, dass das insgesamt steigende Preisniveau (aktuell über 7 % Inflation) dazu führt, dass die Kunden weniger Geld in der Tasche haben. Doch davon lässt sich Familie Roie nicht unterkriegen.

Entwicklungskonzept

Auf dem Gelände, auf dem in den letzten Jahren die Flüchtlingsunterkunft gestanden hatte, soll eine Wildblumenwiese wachsen, denn man befindet sich ja in einem Naturschutzgebiet. (Es sei denn, diese Fläche würde erneut für Flüchtlingsunterkünften benötigt werden)

Auf dem Gelände sollen auch Umweltbildung, Naherholung und Naturschutz unter einen Hut gebracht werden. Die verschiedenen Dezernate der Stadt erarbeiten derzeit einen Plan, der das gesamte Areal an der Nidda umfasst und eine „Großstadtoase mit viel wilder, unberührter Natur“ entstehen lassen soll. Das Gelände soll dadurch noch lebens- und liebenswerter werden. Besuchern bietet sich die Chance, mit zahlreichen Pflanzen und Tieren vor Ort in Sichtkontakt zu treten.

So wandelt sich ein ehemaliger US-Militärflugplatz, der Frankfurt vor Angriffen aus dem Nordosten schützen sollte, in eine botanische Untersuchungsfläche, die nicht nur für Wissenschaftler hochinteressant ist. Im Rahmen der Umweltbildung werden Themen wie der Klimawandel, Artenschutz und Biodiversität oder Zeitgeschichte wie der „Kalte Krieg“ oder auch „Flucht und Migration“ ihren Platz haben.

Die Verknüpfung der drei Schwerpunkte: Naherholung, Umweltbildung und Naturschutz werden das Zentrum der Entwicklung in den kommenden Jahren werden. Dabei soll auch das Tower-Café wieder zu dem attraktiven Anziehungspunkt werden, der es einmal war.

Wenn die Räumlichkeiten wiederhergestellt worden sind, sollen sie an einen Gastronomen verpachtet werden. Dabei wird die Stadt darauf achten, dass das Betreiberkonzept mit den drei Schwerpunkten harmoniert und die Gastronomie ein Magnet für zahlreiche Gäste wird. Zur Finanzierung des Konzepts tragen die Regionalpark Ballungsraum RheinMain gGmbH und die Regionalpark RheinMain Taunushang GmbH insgesamt 200.000 Euro bei.

Öffnungszeiten Tower-Café: täglich von 11:00 bis 20:00 Uhr. Montag ist Ruhetag, außer an Feiertagen.

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Kalbach-Riedbergs temporäre Gäste

Zirkus am Kalbacher Parkplatz

Seit Kurzem logiert in der Kalbacher Hauptstraße die Initiative „We need homes to stay at home FFM“. Im Winter 2020 war ein Zirkus am Nordende des Riedbergs ansässig geworden, konnte aufgrund der Pandemie nicht weiterziehen. Durch den Einsatz des Ortsbeirates in Zusammenarbeit mit der Diakonie und dem Amt für Straßenbau und Erschließung und der Polizei wurde eine Ausweichstelle auf dem Parkplatz an der U-Bahnhaltestelle Kalbach gefunden. Dort hat der Zirkus eine Duldung für Tiere, Wohnwagen und Fahrzeuge bis zum Frühjahr.

Auch die Initiative „We need homes…“ hat mit der städtischen Verwaltung einen Zwischennutzungsvertrag über die brache Fläche auf der Kalbacher Hauptstraße 107 geschlossen.

Fremde Menschen verursachen bei den ortsansässigen Bürgern naturgemäß Unbehagen. Eigentlich will die Initiative nur auf die Wohnungsnot aufmerksam machen. In der Vergangenheit hat sie jedoch schon gezeigt, dass sie erfolgreich gemeinsame Veranstaltungen unterstützt, die das kulturelle Leben einer Gemeinschaft bereichern. Es hängt also von der Experimentierfreudigkeit der lokalen Anwohner ab, was sich aus der Gemeinschaft mit den Gästen an positiven Impulsen entwickelt.

Obwohl die derzeit herrschende Pandemie die Suche nach menschlichen Kontakten auf ein Minimum reduziert, wächst die Sehnsucht nach Gemeinschaft und Geborgenheit. Auch ein gemeinsamer Abend in angemessenem Abstand an einem schönen Lagerfeuer bei ein wenig Musik kann ein emotional wärmendes Ereignis werden. Auch die Menschen und Tiere des benachbarten Zirkus wären in dieser Runde eine willkommene Bereicherung.

Andere Gäste haben uns verlassen

2016 wurden viele neue Flüchtlingsunterkünfte benötigt. Die Fechenheimer Firma Solaris errichtete auf dem Gelände des „Alten Flugplatzes Bonames“ Unterkünfte aus Holzmodulen. Acht Wohnungen wurden in jedem Gebäude errichtet. So entstanden Unterkünfte für 320 Flüchtlinge.

Vier Jahre später waren erhebliche Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten notwendig (900.000 Euro). Die Bewohner des Flüchtlingsheims hatten mit Protesten auf die Zustände in ihren Unterkünften aufmerksam gemacht. Auf die Überlastung der Elektrik und der sanitären Einrichtungen reagierte die Stadtverwaltung mit einer Reduzierung der Zahl der Bewohner auf 270 Menschen.

Eigentlich sollte es ursprünglich ja nur eine Unterbringung bis 2018 sein. Im April 2021 lebten nur noch 150 Personen auf dem Gelände. Jetzt, 2022 ist endgültig Schluss und die Bebauung wird wieder entfernt. Die Familien wurden bei der Wohnungssuche unterstützt oder in anderen Interims-Unterkünften untergebracht.

Da die Bauten in einem Landschaftsschutzgebiet errichtet worden waren, wird jetzt nicht nur zurückgebaut, sondern die Fläche auch wieder renaturiert.

Auch damals herrschte in der Bevölkerung große Besorgnis, welche Änderungen sich für den Stadtteil abzeichneten. Tatsächlich ergab sich jedoch ein friedliches Miteinander und die Beteiligten stellten fest, dass sie alle davon profitiert haben.

Es kam sogar der Wunsch nach noch intensiverem Austausch auf. Besonders eingesetzt hatten sich die Mitarbeiter der Naturschule Hessen. Sie boten Workshops zur hiesigen Fauna und Flora an und förderten menschliche Begegnungen mit Frankfurter Bürgern. Wenn die Flüchtlinge von ihren Schicksalen berichteten, wurde so manchem klar, wie schlimm es in vielen Teilen der Welt zugeht und auf welch glücklicher Insel wir hier in Deutschland leben.

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