Seit Kurzem logiert in der Kalbacher Hauptstraße die Initiative „We need homes to stay at home FFM“. Im Winter 2020 war ein Zirkus am Nordende des Riedbergs ansässig geworden, konnte aufgrund der Pandemie nicht weiterziehen. Durch den Einsatz des Ortsbeirates in Zusammenarbeit mit der Diakonie und dem Amt für Straßenbau und Erschließung und der Polizei wurde eine Ausweichstelle auf dem Parkplatz an der U-Bahnhaltestelle Kalbach gefunden. Dort hat der Zirkus eine Duldung für Tiere, Wohnwagen und Fahrzeuge bis zum Frühjahr.
Auch die Initiative „We need homes…“ hat mit der städtischen Verwaltung einen Zwischennutzungsvertrag über die brache Fläche auf der Kalbacher Hauptstraße 107 geschlossen.
Fremde Menschen verursachen bei den ortsansässigen Bürgern naturgemäß Unbehagen. Eigentlich will die Initiative nur auf die Wohnungsnot aufmerksam machen. In der Vergangenheit hat sie jedoch schon gezeigt, dass sie erfolgreich gemeinsame Veranstaltungen unterstützt, die das kulturelle Leben einer Gemeinschaft bereichern. Es hängt also von der Experimentierfreudigkeit der lokalen Anwohner ab, was sich aus der Gemeinschaft mit den Gästen an positiven Impulsen entwickelt.
Obwohl die derzeit herrschende Pandemie die Suche nach menschlichen Kontakten auf ein Minimum reduziert, wächst die Sehnsucht nach Gemeinschaft und Geborgenheit. Auch ein gemeinsamer Abend in angemessenem Abstand an einem schönen Lagerfeuer bei ein wenig Musik kann ein emotional wärmendes Ereignis werden. Auch die Menschen und Tiere des benachbarten Zirkus wären in dieser Runde eine willkommene Bereicherung.
Andere Gäste haben uns verlassen
2016 wurden viele neue Flüchtlingsunterkünfte benötigt. Die Fechenheimer Firma Solaris errichtete auf dem Gelände des „Alten Flugplatzes Bonames“ Unterkünfte aus Holzmodulen. Acht Wohnungen wurden in jedem Gebäude errichtet. So entstanden Unterkünfte für 320 Flüchtlinge.
Vier Jahre später waren erhebliche Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten notwendig (900.000 Euro). Die Bewohner des Flüchtlingsheims hatten mit Protesten auf die Zustände in ihren Unterkünften aufmerksam gemacht. Auf die Überlastung der Elektrik und der sanitären Einrichtungen reagierte die Stadtverwaltung mit einer Reduzierung der Zahl der Bewohner auf 270 Menschen.
Eigentlich sollte es ursprünglich ja nur eine Unterbringung bis 2018 sein. Im April 2021 lebten nur noch 150 Personen auf dem Gelände. Jetzt, 2022 ist endgültig Schluss und die Bebauung wird wieder entfernt. Die Familien wurden bei der Wohnungssuche unterstützt oder in anderen Interims-Unterkünften untergebracht.
Da die Bauten in einem Landschaftsschutzgebiet errichtet worden waren, wird jetzt nicht nur zurückgebaut, sondern die Fläche auch wieder renaturiert.
Auch damals herrschte in der Bevölkerung große Besorgnis, welche Änderungen sich für den Stadtteil abzeichneten. Tatsächlich ergab sich jedoch ein friedliches Miteinander und die Beteiligten stellten fest, dass sie alle davon profitiert haben.
Es kam sogar der Wunsch nach noch intensiverem Austausch auf. Besonders eingesetzt hatten sich die Mitarbeiter der Naturschule Hessen. Sie boten Workshops zur hiesigen Fauna und Flora an und förderten menschliche Begegnungen mit Frankfurter Bürgern. Wenn die Flüchtlinge von ihren Schicksalen berichteten, wurde so manchem klar, wie schlimm es in vielen Teilen der Welt zugeht und auf welch glücklicher Insel wir hier in Deutschland leben.