Wann hat der Stau am Wertstoffhof ein Ende?

Bis zu einer Stunde Wartezeit und mehr sind am Wertstoffhof Nord in Kalbach seit Corona keine Seltenheit. Der Ortsbeirat spricht von „chaotischen Zuständen“ und hat von einer Einbahnstraßen-Regelung bis zur Online-Buchung schon diverse Vorschläge gemacht, um die Situation zu entzerren. Spielt die Stadt auf Zeit?

Montag morgen, Nieselregen. Es ist kurz vor 10 Uhr. Also noch vor Öffnung des Wertstoffhofs Nord in Kalbach. Doch schon jetzt reicht die Warteschlange bis zum Schild „Wartezeit ab hier ca. 30 Minuten“. Und da hatte ich offenbar noch Glück, wie mir andere Wartende erzählen. Im ersten Lockdown, als gefühlt alle die Keller entrümpelten und den Garten neu planten, sei das alles noch viel schlimmer gewesen.

So viel zum „Selbstversuch“ der MAINRiedberg-Redaktion. Im Ortsbeirat Kalbach/ Riedberg, wo derzeit noch die Stimmen für die neue Legislaturperiode ausgezählt werden, war dies in den vergangenen Monaten immer wieder Thema. Erst wurde der Magistrat gebeten, zu prüfen und zu berichten, wie die Situation an der Zufahrt zum Wertstoffhof im Gewerbegebiet am Martinszehnten entzerrt werden kann. Ob beispielsweise längere Öffnungszeiten, die Einrichtung einer Wartespur oder eine Einbahnstraßenregelung Teil der Lösung sein könnten. Denn zu chaotischen Situationen kam es auch, weil irgendwann das Warten an den Nerven zehrte und unter anderem kaum einer wusste, ob gerade die Autos aus nördlicher Richtung oder die aus Richtung Autobahn zuerst in den Wertstoffhof einbiegen dürfen. Manchmal war die Straße irgendwann auch ganz blockiert. 

Ein weiterer Vorschlag des Ortsbeirates war die Einführung eines Online-Ticketsystems mit Zeitfenstern. Das würde, so hieß es kurze Zeit später bei der FES, den Betriebsablauf verkomplizieren. Auch sei es aus logistischen und arbeitsrechtlichen Gründen kurzfristig schwierig, mehr Personal einzustellen.

„Die aktuellen Wartezeiten sind der Corona-Situation geschuldet“

Fakt ist: Der Wertstoffhof Nord wurde ursprünglich für eine Benutzung an drei Tagen in der Woche konzipiert. Inzwischen wird die Entsorgungsleistung an sechs Tagen in der Woche angeboten. Und, darauf wird Anfang Februar in einem Bericht des Magistrats an die Stadtverordnetenversammlung ebenfalls hingewiesen, „die aktuellen Wartezeiten sind ausdrücklich der Corona-Situation geschuldet“.

In der Zeit vor Corona sah sich die FES täglich mit rund 250 Anlieferungen konfrontiert. Während des Lockdowns sind die Zahlen auf bis zu 1100 gestiegen und haben sich somit mehr als vervierfacht. Aktuell beläuft sich der Andrang auf etwa 450 bis 500 Entsorgungen und ist damit noch immer nicht auf dem Normalstand. Wartezeiten, wie sie noch im vergangenen Jahr üblich waren, könnten daher derzeit nicht garantiert werden. 

So ist beispielsweise die vom Ortsbeirat geforderte Trennung des Kofferraumservice von der gewerblichen Entsorgung allein aus logistischen Gründen, mit der begrenzten Fläche des Wertstoffhofes, nicht umsetzbar. Zudem haben auch die an die Abfallsatzung angeschlossenen Gewerbebetriebe das Anrecht auf Entsorgungsmöglichkeiten am Wertstoffhof. 

Kein Bonus für Fußgänger und Radfahrer

Eine Anlieferung für Fußgänger und Radfahrer wird derzeit auch ausgeschlossen, „da auch bei dieser Zielgruppe am Eingang eine Vorkontrolle durchgeführt wird und auch hier der Abstand gewährleistet werden muss“.  Langfristig, wenn sich die Wartezeiten wieder normalisiert haben, ist die getrennte Zuführung von Radfahrenden und Fußgängerinnen und Fußgängern geplant, um jenen, die meist nur kleine Mengen entsorgen wollen, eine unkomplizierte Anlieferung zu ermöglichen. 

Grundsätzlich wird im Laufe der Zeit eine Normalisierung der Situation erwartet, auch durch die Öffnung des neuen Wertstoffhofes in Höchst. Mit der kommenden Änderung der Abfallsatzung wird dieser Wertstoffhof als zusätzliche Annahmestelle für Bauabfälle eingeführt. Die Stadt geht davon aus, „dass dadurch zumindest ein Teil der gewerblichen Anlieferungen von Kalbach nach Höchst umgeleitet wird“.

Im Dezember gab es einen Ortstermin mit Vertretern der FES. Ansonsten, so die Bilanz eines Ortsbeiratsmitglieds, sei viel Papier entstanden. „In der Sache selbst ist nichts passiert! Übrigens haben wir bald wieder die längeren Sommeröffnungszeiten. Ich glaube, der Magistrat versucht, das auszusitzen, und denkt, dass es nach Corona wieder weniger Müll gibt.“

Die Öffnungszeiten am Wertstoffhof Nord sind derzeit noch Mo. – Sa. von 10 – 16 Uhr. Ab 1. April gelten die Sommeröffnungszeiten, Mo.  -Sa. von 8 – 17 Uhr

Weitere Informationen unter fes-frankfurt.de

Fotos: MAINRiedberg

Auch dieses Schild gibt es inzwischen am Wertstoffhof Nord Foto: MAINRiedberg

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