Schlagwort: Umgestaltung

Riedbergplatz: Eine Planung läuft aus dem Ruder

Sonne Wärme Energie

Etwa 2009 wurde der Riedbergplatz fertiggestellt. Damals gab es bereits ein Gestaltungshandbuch, das sich mit der Ausstattung von Plätzen in Frankfurt beschäftigte. Ziel war eine Vereinheitlichung, die man »Frankfurter Stil« nannte.

Das Bauergebnis hat noch nicht überzeugt

Doch schon kurz nach Fertigstellung des Platzes begannen sich in der Bevölkerung und damit auch im Ortsbeirat erste Überlegungen zu formieren, um den Platz für die menschlichen Sinne etwas geschmeidiger zu machen.

Mehr Farbe, weniger Versiegelung, mehr Pflanzen und Ähnliches wurden ins Spiel gebracht. Im Juli 2018 wurde erstmals ein »Mobiles Grünes Zimmer« vom Umweltdezernat auf dem Platz aufgestellt, das auch gut von der Bevölkerung angenommen wurde. Es war allerdings keine Dauerleihgabe, sondern eher ein Wanderzimmer, das von einem Platz zum anderen geschafft wurde.

Klimaschutz-Initiative Riedberg bringt Bewegung ins Spiel

Durch die Anfang 2020 gegründete Klimaschutz-Initiative Riedberg (KIR) kam ein neuer Turbo ins Spiel. Es gab wieder Gespräche mit dem Grünflächenamt. Auch eine Bürgerbeteiligung sollte geplant werden. Ein erster Etat-Antrag über 95.000 € wurde im Haushalt der Stadt Frankfurt eingeplant.

Neuentwurf zur Umgestaltung

2021 fand ein erstes Vorgespräch zur Erarbeitung des Entwurfs zur Umgestaltung des Platzes vor Ort statt. Bei dem Treffen stellte ein Architekt erste Vorschläge vor, welche Möglichkeiten zur weiteren Begrünung aus seiner Sicht und aus der Sicht des Grünflächenamtes denkbar wären.

Die Mitglieder des KIR-Vereins stellten bei dieser Gelegenheit ihre gesammelten Vorschläge vor. Sie erhielten dabei volle Unterstützung vom Ortsbeirat 12. Die Hitzebelastung des Platzes im Sommer ist so hoch, dass die Dringlichkeit einer Umgestaltung dem Riedbergplatz in die Spitzenkategorie der zu sanierenden Plätze katapultierte.

Frau Heilig und das Programm zur Umgestaltung von Plätzen

Im Oktober 2021 teilte die damalige Umweltdezernentin Frau Rosemarie Heilig mit, dass die Stadt inzwischen ein Programm zur Umgestaltung von Plätzen erstellt hatte und dass 500.000 € für die Umgestaltung des Riedbergplatzes vorgesehen seien.

Vorstellung der neuen Pläne im Ortsbeirat

Im November 2021 stellten Mitarbeiter des Grünflächenamtes die neuen Pläne für die Umgestaltung des Platzes dem Ortsbeirat vor. Die Pläne stießen auf einhellige Zustimmung.
24 neue Bäume sollten gepflanzt werden, 3 Schattendächer (Stahlkonstruktionen), ebenso Sitzbänke, Spielelemente und insektenfreundliche Blumen und Stauden sollten errichtet bzw. gepflanzt werden. Insgesamt wollte man fast 1.000 Quadratmeter Fläche entsiegeln.

Die Pläne basieren auf Ergebnissen eines Workshops, an dem auch Mitglieder des Ortsbeirats sowie der KIR teilgenommen hatten. Allerdings war schnell klar, dass die 500.000 €, die dafür vorgesehen waren nicht reichen würden.

Referenzprojekt Paul-Arnsberg-Platzes

Ein vergleichbares Projekt im Ostend war die Umgestaltung des Paul-Arnsberg-Platzes, für die 1,3 Millionen Euro veranschlagt wurden. 2023 wurde die Umgestaltung dieses Platzes fertiggestellt. Die Kosten lagen letztendlich bei 1,5 Millionen Euro.

Endlich Baubeginn in 2023?

Baubeginn auf dem Riedbergplatz sollte 2023, spätestens aber 2024 sein. In der Zwischenzeit sollten noch Abstimmung mit anderen Ämtern und Institutionen erfolgen, damit ein zügiger Baubeginn erfolgen kann. Im Juni 2022 lagen die Kostenschätzung noch bei etwa 1,5 Millionen Euro für den Riedbergplatz (etwa so viel wie die ursprüngliche Anlage des Platzes einmal gekostet hatte). Allerdings sollten bei diesem Projekt auch Fördergelder in Anspruch genommen werden.

Erstellung »Leitfaden für Klimaangepasste Stadtplatzgestaltung«

Die inzwischen verstrichene Zeit hatte die Stadt dazu genutzt, einen verwaltungsinternen Leitfaden für Klimaangepasste Stadtplatzgestaltung zu erstellen. Dieser wurde von den Stadtverordneten auch abgesegnet. Bei der Planung neuer Plätze sollten nun alle Kompetenzen des Magistrats dezernatsübergreifend gebündelt werden. Auch die Expertise externer Fachleute sollte mit eingebunden werden.

Gelder bewilligt

Dazu kam noch die gute Nachricht, dass der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags bereit war, die Umgestaltung des Riedbergplatzes mit 1,1 Million Euro zu fördern. Die dazu benötigten Mittel sollten aus dem Bundesprogramm: „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ genommen werden.

Die Zeit eilt unerbittlich weiter

Im Juni 2024 – eigentlich hätte mit dem Umbau schon längst begonnen werden sollen – erklärte auf Nachfrage das Amt, dass der Baubeginn im Frühjahr 2025 nun erfolgen sollte, da der Beschluss der Bau- und Finanzierungsvorlage noch nicht vorläge. Auch müssten die Ergebnisse der Prüfstatik noch abgewartet werden.

Und dann noch ein Überraschungsei zu Ostern …

Jetzt, im April 2025 wurde die vom Magistrat beschlossene Bau- und Finanzierungsvorlage für die Umgestaltung des Platzes veröffentlicht. Zur großen Überraschung des Ortsbeirats 12 waren in der Vorlage plötzlich Schattendächer aus Beton enthalten. Diese hatte man dem Ortsbeirat im Vorfeld jedoch nicht vorgestellt.

Was ist hier los?

So wurde kurzfristig ein Treffen mit Vertretern des Grünflächenamtes anberaumt, um sich auf den aktuellen Stand bringen zu lassen. 2021 bei der Vorstellung der Planung waren noch drei Holzkonstruktionen mit einer Gesamtfläche von fast 200 Quadratmetern Teil der Planung.

Die Versiegelung des Bodens zu beenden und dafür einige Meter höher eine neue Betondecke zu errichten, führte im Ortsbeirat zu lebhaften Diskussionen. Ob die vorgesehene Begrünung der Betondächer die Sonnenbelastung und die Temperaturen vor Ort überlebt hätte, wäre auch unsicher gewesen.

Und die Kosten explodieren

Auch eine neue Kostenschätzung wurde vorgestellt. Die geplante Bausumme liegt inzwischen bei 3,2 Millionen Euro. Begründet wurde dies vom Grünflächenamt mit allgegenwärtigen Kostensteigerungen. (Die Inflation liegt derzeit bei 2 % – 3 %)

Zwei von drei Projektzielen gerissen

Auch die neu in die Planung aufgenommene Zisterne und die teuren Betondächer hätten ihren Teil zur Kostensteigerung beigetragen. Dafür wurde der Baubeginn auf dem Riedbergplatz auf Ende 2026 wahrscheinlich, aber erst Anfang 2027 vertagt. Der Ortsbeirat hat die Betondächervariante einstimmig abgelehnt und sich erst mal für eine Arbeitsgruppe entschieden, um neue Lösungsvorschläge zu finden.

Die Projektziele Zeit und Kosten wurden also von den Verantwortlichen wieder mal mit Vehemenz gerissen. Erinnerungen an die Elbphilharmonie (Baukostenplanung 2007: 80 Mio. € -> 2016 Endkosten 800 Mio. €) und den Flughafen Berlin (Baukostenplanung 2005: 2 Mrd. € -> Endkosten 6 Mrd. €) werden wach.

Das Publikum darf gespannt sein, ob später wenigstens das Projektziel Qualität eingehalten wird.


30.04.2025 Korrektur: Im November 2021 wurde dem Ortsbeirat die Planung inclusive Schattendächern vorgestellt. Dort war von Stahlkonstruktionen die Rede. Dass die Dächer aus Beton sein sollten, war für den Ortsbeirat nicht ersichtlich. Eine reine Holzkonstruktion wurde vom Grünflächenamt abgelehnt. 


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Hortus Nucis – Finale

Hortus Nucis neue Mauer

Der Projektgarten am Frankfurter Berg musste einem breiten Serviceweg neben den Gleisen der Main-Weser-Bahn weichen. Für die Permakultur-Designerin Julia Auer ein herber Schlag. Nun ist es vollbracht. Stadt und Bahn haben ihre Fläche um den geplanten Service- und Rettungsweg ausgedehnt und der Hortus Nucis ist um einiges geschrumpft.

Es fällt schwer, sich mit diesem neuen Anblick anzufreunden …

Am Tag der Rodung stand Frau Auer mit drei Bauarbeitern bei Temperaturen um den Gefrierpunkt vor der Totholzmauer und sie besprachen wie sie am geschicktesten vorgehen. Frau Auer hatte chemisch behandelte Zaunpfosten abgelehnt und zeigte den Bauarbeitern, wie sie die anderen Totholzzäune gebaut hatte. Plötzlich hatte einer eine zündende Idee und sagte, sie würden in einer halben Stunde zurückkehren.

Sie kamen mit einem Stapel Holzstämmen im Laster und einer Motorsäge. „Wir haben neulich am Friedhof ein paar Bäume entfernen müssen …“ Sie spitzten die Stämme mit der Motorsäge an, buddelten Löcher alle zwei Meter und eine zweite Reihe 60 cm davor. Dann schnitten sie mit der Motorsäge durch die Mauer und sie transportierten die Abschnitte an ihren neuen Standort.

Am Ende des zweiten Tages war die Mauer umgesetzt und Frau Auer stellte fest: Es sieht gut aus! Die Bauarbeiter waren am Schluss richtig stolz auf ihr Werk und Frau Auer versicherte ihnen, dass das wohl das Schönste sei, was sie in diesem Jahr geschaffen hätten. Ein junger Mann war so beeindruckt, dass er meinte bei sich zu Hause auch so etwas bauen zu wollen.

Nun stand die Mauer an der neuen Grenze, aber die Wiese lag noch im Winterschlaf auf der falschen Seite …

Am letzten Tag wurde die schöne Fichte gefällt und der alte Bauwagen freigelegt für den Abtransport. Ein paar Tage später ging es weiter. Leider musste der Baggerfahrer mehrmals über die Magerwiese fahren, um den Bauwagen zusammenzufalten und in einen Container zu stecken. Es ist schon erstaunlich, wie viel Kraft so ein Bagger hat.

Mit einer Kanne Kaffee und Schoko-Croissants bewaffnet kam Frau Auer zurück und bat ganz lieb, ob die Kollegen ihr nicht wenigstens den Rest der Magerwiese über den Zaun werfen könnten … und das taten sie dann auch.

Teile seines geliebten Gartens zu verlieren, geht ganz schön an die Substanz. Aber jetzt ist dieser Prozess endlich abgeschlossen.

Die Wiese ist hin, aber Frau Auer hat den Sand-Lehm-Boden auf ihrer Grundstücksseite! Der ist bestimmt noch voller Samen und sie fängt jetzt langsam an, die Fläche vor der Hütte vorzubereiten, um ihn dort wieder auszubreiten.


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Leitfaden „Klimaangepasste Stadtplatzgestaltung“ jetzt verfügbar

Riedbergplatz Juni 2018

Die verschiedenen Ämter der Stadtverwaltung vollen – wenn es um die Umgestaltung öffentlicher Plätze in Frankfurt geht – in Zukunft gemeinsam an einem Strang ziehen.

Daher hat eine ämterübergreifende Arbeitsgruppe bestehend aus dem Grünflächenamt, dem Stadtplanungsamt, der Stadtentwässerung, dem Amt für Straßenbau und Erschließung und dem Umweltamt einen gemeinsamen „Leitfaden für klimaangepasste Stadtplatzgestaltung“ erstellt.

Dem Leitfaden basiert auf drei Leitzielen:

  • Der Mensch als Bewohner Frankfurts
  • Das besondere Klima in Frankfurt
  • Die ökologischen Gegebenheiten in einer Metropole wie Frankfurt

Bei den weiteren Planungen soll die Stadtverwaltung sich an den erarbeiteten Grundlagen dieses Leitfadens orientieren. Dies gilt sowohl für die gegenwärtigen Planungen bei den bestehenden Plätzen als auch für die Errichtung zukünftiger Plätze.

Als Erstes wird der Magistrat beauftragt, eine Liste von 10 bis 20 Plätzen zu erarbeiten, bei denen hoher Handlungsbedarf besteht. Danach ist eine Planung mit Realisierungsterminen und Meilensteinen zu erstellen, sowie eine daraus folgende Kosten- und Ressourcenplanung.

Bereits bestehende Projekte wie zum Beispiel der Umbau des Atzelbergplatzes oder des Riedbergplatzes sind in diese Projektplanung mit aufzunehmen. In zwei Jahren ist eine überarbeitete Fassung des Leitfadens, in dem die Planungs- und Umsetzungsprozesse dann mit eingeschlossen sein sollen, dem Magistrat vorzulegen.


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