Stiftungen und die Stadtgesellschaft Frankfurt stehen im engen Austausch. Wenn sich die Bedürfnisse und Problemlagen der Bevölkerung ändern, hat das auch Auswirkungen auf die Stiftungen.
Daher haben sich die Verantwortlichen der Polytechnischen Gesellschaft und ihrer Stiftung mit den neuen gesellschaftlichen Herausforderungen beschäftigt und die Ergebnisse in die existierende Mehrjahresplanung einfließen lassen. Die derzeitige Strategie ist auf 5 Jahre ausgerichtet und stellt folgende Felder in den Mittelpunkt:
- Die Bildungslandschaft und die Sprachbildung
- Die Wissenschaft, die Technik und die berufliche Bildung
- Die Bildung für zivilgesellschaftliches Engagement und für Nachhaltigkeit
- Die Demokratie-Bildung
- Die Kulturelle Bildung
- Soziales, Humanitäres und Karitatives und
- Der Förderbereich.
Bildungslandschaft und die Sprachbildung
Die bestehenden Programme Deutschsommer und das Diesterweg-Stipendium für Kinder und ihre Eltern werden fortgeführt. Neu hinzu kommt das Thema »Herzensbildung«. Hier geht es um die Vermittlung wichtiger persönlicher Werte und sozial-emotionaler Kompetenzen an den Grundschulen und an den Mittelstufen zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts.
Wissenschaft, die Technik und die berufliche Bildung
Beibehalten wird das Main-Campus-Stipendiatenwerk. Neu hinzu kommt das Programm »Junge Handwerker«. Gefördert werden sollen das Potenzial und das nachhaltige Interesse an handwerklicher Betätigung. Es geht auch um die Wiedereinführung von Elementen des „Werkens“ in der Sekundarstufe I.
Die Bildung für zivilgesellschaftliches Engagement und Nachhaltigkeit
Beibehalten werden die Programme Stadtteil-Botschafter und Nachhaltigkeitspraktiker. Hinzukommen soll ein offenes Fortbildungsprogramm der Bürger-Akademie sowie Unternehmenskooperationen.
Demokratie-Bildung
Erhalten bleibt das Programm Junge Paulskirche. Als weitere Aktivitäten kommen hinzu Stipendienprogramme zur Demokratiebildung für Studierende aus vornehmlich technischen Studiengängen. Des Weiteren die Vermittlung demokratischer Grundfähigkeiten an Real- und Berufsschulen durch ein modifiziertes Programm »Junge Paulskirche« für die breite Schülerschaft. Letztendlich soll noch das Programm »Junge Menschen erhalten Einblicke in die Wege zur Stadtpolitik« kommen. Dies erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Demokratie der Polytechnischen Gesellschaft.
Kulturelle Bildung
Hier ist derzeit nichts Neues geplant. Weitergeführt werden die Programme Sinfonik für Kindergärten, Jazz und improvisierte Musik in die Schule! und das Programm der Stadtteil-Historiker.
Soziales, Humanitäres und Karitatives
Die Programme Babylotse und Willkommenstage werden fortgeführt. In das Programm wird neu aufgenommen die Linderung von Einsamkeit und Armut im Alter. Hier sollen Ärzte als Lotsen positioniert werden. Auch sollen Orte der Begegnung und kulturellen Teilhabe für alte und einsame Menschen geschaffen werden.
Förderung
Im Segment Förderung bleibt die Förderlinie Psychische Gesundheit erhalten. Neu aufgelegt werden sollen Mikrofonds. Mit ihnen soll eine niederschwellige Förderung von Bürgern mit Kleinstbeträgen erfolgen. Ziel sind z. B. Veranstaltungen, die das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Nachbarschaft stärken.
Projekt „Junge Paulskirche“ © Stiftung Polytechnische Gesellschaft
Seit 2005 hat die Frankfurter Stiftung bereits über 100 Millionen Euro für satzungsmäßige Zwecke aufgewendet. Neben der Durchführung von etablierten Projekten wie dem Deutschsommer, dem Diesterweg-Stipendium für Kinder und ihre Eltern, der Bürger-Akademie oder der Samstagsschule für begabte Handwerker, wurde damit zusätzlich die Förderung von über 1.500 Projekten Dritter zum Wohle der Frankfurter Bürger möglich gemacht.
Das Kapital stammt aus den Erträgen des Stiftungsvermögens, das dank einer durchschnittlichen Wertentwicklung von 3 % pro Jahr in den letzten 18 Jahren von anfänglich 397 Millionen Euro auf einen Marktwert von 515 Millionen Euro angewachsen ist.
Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich, der als Vorstandsvorsitzender die Bereiche Inhalte, Projekte und Kommunikation verantwortet, stellte die neue Strategie der Stiftung vor. Auch wenn noch nicht alle Vorhaben ausgearbeitet sind und auch erst dann starten können, wenn die notwendigen finanziellen Mittel dafür bereitstehen, wird das Programm die Stadtgesellschaft bei ihrem notwendigen Wandel maßgeblich unterstützen.
Unter dem Motto „Wir bauen am Wir” legt die Stiftung den Fokus ihrer Arbeit in den kommenden Jahren auf die Förderung von Bildung und Kompetenzen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. In eigenen operativen Projekten sowie im Rahmen der Förderarbeit nimmt sie sowohl Spitzen- als auch Breitenförderung für die Bevölkerung der Stadt Frankfurt in den Blick.
In der praktischen Gestaltung orientieren sich alle Stiftungsprogramme – darunter viele renommierte und erfolgreiche, aber auch zahlreiche neu zu entwickelnde – an zwei strategischen Referenzpunkten: Persönlichkeitsentwicklung und Teilhabe. „Wir setzen mit unseren Programmen und Projekten am Individuum an, fördern es und stellen sicher, dass daraus eine Teilhabe an der Gesellschaft – und im Idealfall eine ,Teilgabe’, also ein aktives, gesellschaftliches Gestalten, ein Zurückgeben an die Gesellschaft, – resultiert“, erklärte Dr. Dievernich.
„In polytechnischer Tradition zu stehen, bedeutet Verantwortung für die konstruktive Gestaltung unseres Zusammenlebens zu übernehmen. Solch eine bürgerliche ,Kraft des Handelns’ braucht es in der heutigen Zeit, in der Freiheitsräume kleiner werden, umso mehr“, so Dievernich weiter.
Die Strategie für die kommenden 5 Jahre wurden vom Stiftungsrat der Stiftung Polytechnische Gesellschaft unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Dr. h. c. Volker Mosbrugger einstimmig und mit großem Rückhalt beschlossen.