Schlagwort: Müllentsorgung

Alle Jahre wieder (nur mäßig)

Wie jedes Jahr hat auch dieses Mal der Frankfurter Entsorgungs- und Service (FES) angekündigt, in den Frankfurter Stadtteilen eine Abholung der Weihnachtsbäume durchzuführen. Wie alle Jahre wieder geschieht das nur mäßig

Für die Stadtteile Kalbach-Riedberg, Niederursel, Eschersheim und Mertonviertel war der 20.Januar als Abholtermin anberaumt. In der Ankündigung heißt es:
FES setzt zwischen dem 06. und 24. Januar ein Sonderfahrzeug ein, das nur Weihnachtsbäume einsammelt. Dieses kommt an festgesetzten Tagen in die Stadtteile und sammelt alle Bäume auf, die an der Grundstücksgrenze an einem für das Sammelfahrzeug leichterreichbaren Standplatz bereitgestellt werden. Diese Bäume sollen ebenfalls abgeschmückt sein und auf Stücke von max. 1 Meter gekürzt werden.

Es ist schon schwer vorstellbar, wie man an einem Tag und einem Müllwagen alle Straßen (inklusive Nebenstraßen) eines Stadtbezirks abklappern und tatsächlich alle Bäume einsammeln kann. Am Beispiel Kalbachs kann man erfahren, dass dies auch nur mit mäßigem Erfolg gelingt. Allein in der Kalbacher Hauptstraße und in der Langen Meile haben sich mühelos mehre Beispiele finden lassen, wo die FES-Leute die alten Weihnachtsbäume einfach haben stehen lassen. (Für Nicht-Kalbacher: es handelt sich hier keineswegs um verborgene, kleine Nebenstraßen.) Und die Bäume unserer Beispiele haben sich nicht versteckt in irgendwelchen Hausnischen oder hinter Mauern finden lassen – sie waren von der Straßenseite aus gut sichtbar!
Fragt sich also, warum FES die Abholung überhaupt anbietet, wenn man diese so nachlässig ausführt? Sollte man den Service ehrlicherweise nicht einstellen? Sollte man die Sammelbezirke verkleinern, damit sich die FES-Mitarbeiter mehr Zeit bei der Suche lassen können?

Letztlich bleibt denen, die ihren alten Weihnachtsbaum immer noch vor dem Haus liegen haben, nur die zweite Variante der Abholung: „Der Weihnachtsbaum wird wie bisher im Laufe des Monats Januar in der Regel über die braune Biotonne, in Ausnahmefällen über die graue Restabfalltonne oder bei der satzungsgemäßen Straßenreinigung entsorgt. Voraussetzung ist, dass die Bäume von allem Schmuck befreit und auf Stücke von max. 1 Meter gekürzt sind.“   Eine Garantie, dass dieses Verfahren besser funktioniert können wir von MainRiedberg natürlich nicht abgeben.

 

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Die Frankfurter Klappe – hat ihre Wurzeln am Riedberg

Mülleimer mit Frankfurter Klappe

Das Wort „Klappe“ lässt einen zuerst an Schlagfertigkeit, Quasselstrippen oder Ähnliches denken. Dabei handelt es sich jedoch um praktizierten Umweltschutz eines Tüftlers vom Riedberg…

Jeder hat sie schon gesehen: Überquellende Mülleimer, Vögel die im Abfall wühlen und Müllreste, die der Wind durch die Gassen treibt. Das Ende vom traurigen Lied: Menschen, die in mühseliger Arbeit versuchen den Müll wieder einzusammeln, tote Tiere, die an den Folgen des (Plastik-) Mülls verendet sind und eine Kulturlandschaft, deren Schönheit man kaum mehr wahrnimmt, weil das eigene Auge nur noch die bunten Müllreste sieht.

Spielplatz der Raben

Spielplatz der Saatkrähen

Sören Pürschel, Volkswirt, Familienvater und innovativer Geist resignierte nicht, als das Grünflächenamt ihm mitteilte, dass die notwendigen Kapazitäten fehlten, um dieses Problem in den Griff zu bekommen. Im April 2020 installierte er mit Gewebeband und Plastikbrettern provisorische Klappen an den besonders betroffenen Mülleimern im Kätcheslachpark. Anfang des Jahres war er auf den Riedberg gezogen und musste feststellen, dass die Schönheit der hiesigen Parkanlagen durch diese Müllprobleme erheblich gestört und die Sauberkeit der Kinderspielplätze stark beeinflusst war.

Weiterentwicklung

Seitdem hat er an dem ersten Prototyp zahlreiche Optimierungen vorgenommen. Die Installation der Klappen wurde verbessert, statt Klebeband werden nun Metallscharniere eingesetzt und das Produkt wurde zum Patent angemeldet. Auch ein Metallgriff oder Segelschnurgriffe in den ukrainischen Nationalfarben gelb und blau sind jetzt verfügbar. Ein integrierter Aschenbecher ist in Planung.

Frankfurter Klappen

Frankfurter Klappen

Praktische Erprobung

Etwa 30 Frankfurter Klappen wurden von Herrn Pürschel in der Zwischenzeit installiert und befinden sich seit etwa zwei Jahren im praktischen Dauereinsatz. Die ursprüngliche Befürchtung der Stadtverwaltung, dass die Klappen an den Abfallbehältern nur so lange genutzt werden, bis sie verschmutzt sind, hat sich zum Glück nicht bewahrheitet.

Die mit der Frankfurter Klappe ausgerüsteten Abfallbehälter werden nun seit 2020 intensiv genutzt und eine Verschmutzung ist kaum festzustellen. Eine kurze Reinigung mit einem feuchten Lappen und einem Desinfektionsspray würde außerdem zeitlich weniger Aufwand bedeuten, als die im größeren Umkreis herumliegenden Müllreste aufzusammeln und ordnungsgemäß zu entsorgen.

Wirtschaftlichkeit

Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass durch die Anbringung der neuen Klappen sich das krähensichere Aufnahmevolumen der Mülleimer um bis zu 50% erhöht. Ein Standardsammelbehälter liegt preislich bei etwa 700 €. Dazu kommen noch die Kosten für die Aufstellung. Eine Kapazitätserhöhung um 50 % entspricht dadurch mindestens einem Wert von 350 €. Der Preis für eine Frankfurter Klappe wird auf etwa 100 € geschätzt.

Noch überzeugender wird diese Rechnung bei der Aufstellung von Müllgaragen. Diese liegen preislich bei etwa 1.800 € und die Budgets des Grünflächenamtes sind sehr limitiert. In Zeiten von Klimawandel und Energieknappheit sollte man zudem meinen, dass wir effiziente und umweltschonende Produkte einsetzen und so Umwelt und Budgets entlasten sollten.

Traditionelle Verhaltensweisen

In Kalbach, im Gewerbegebiet bei McDonald’s, wurde vor einiger Zeit eine Müllgarage aufgestellt. Oft nutzen die Gäste der Gastronomie jedoch weiterhin die alten Sammelbehälter (noch ohne Frankfurter Klappe), was dazu führt, dass der Müll nicht in der Müllgarage, sondern drumherum landet.

Sicherlich gibt es für die Mitarbeiter der Stadtreinigung, des Grünflächenamtes und für die Bevölkerung auch einen kleinen Anpassungsbedarf an die richtige Nutzung der „Frankfurter Klappe“, aber das sollte uns eine saubere Umwelt doch wert sein.

Produkterfolg

Die installierten Frankfurter Klappen haben bei der Bevölkerung teilweise so großen Anklang gefunden, dass anfangs drei Exemplare entwendet wurden, und vermutlich an anderer Stelle ihren Dienst verrichten. Eine online Petition für Klappen an Mülleimern erreichte im Jahr 2021 ca. 200 Unterstützer. Mittlerweile ist Vandalismus kein Thema mehr, die Klappen sind von der Bevölkerung akzeptiert und fast jeder sieht den Nutzen.

Produktkreislauf und Entsorgung

Die Bestandteile der Klappen sind so miteinander verbunden, dass sie sich auch leicht wieder voneinander trennen lassen. Dadurch sind sie gut recycelbar. Einzelne defekte Teile können ersetzt werden, sodass man nach einer kleinen Reparatur die Klappe problemlos wieder montieren kann. Die erwartete Lebensdauer der Frankfurter Klappe liegt sicherlich bei 5-10 Jahren. Der Erfinder hat von Anfang an darauf geachtet, dass möglichst wenig Ressourcen zum Einsatz kommen, diese lange halten und standardmäßig verfügbar sind. Um die Lebenszeit weiter zu verlängern, kann statt Plastik auch Metall eingesetzt werden. Damit würde auch der Brandschutz erhöht. Zudem lässt sich eine Klappe in ca. 1 Minute installieren und deinstallieren. Hiermit kann eine Klappe etwa zu Reinigungszwecken bei starker Verschmutzung leicht ausgetauscht werden. Die Klappe reinigt man dann in einer Spülmaschine.

Herstellung und Vermarktung

Da Herr Pürschels Frankfurter Klappe GmbH keine eigene Fabrikation hat, könnte eine Fertigung zum Beispiel bei den Praunheimer Werkstätten erfolgen. Die Lösung „Frankfurter Klappe“ könnte in Verbindung mit entsprechenden Werbeaufdrucken ein tolles Werbeprodukt für Frankfurter Firmen werden. Der Erfolg des „#MainBecher“ hat gezeigt, was in Kooperation mit der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) alles möglich ist. Es könnte jedoch auch durch Gestaltung von Jugendlichen in Schulen die Integration in das Quartier gefördert werden.

Rahmenbedingungen

Der Erfolg dieser schönen Idee hängt zum einen davon ab, dass die verantwortlichen Entscheider die Chancen in diesem Produkt erkennen und es entsprechend fördern. Zum anderen ersetzt die Klappe natürlich nicht die regelmäßige Leerung der Mülltonnen und auch die Ausstattung müllträchtiger Standorte mit einer ausreichenden Anzahl an Müllbehältern. Auch das Verhalten der Frankfurter Bürger, was Müllvermeidung und Müllentsorgung angeht, spielt bei diesem Konzept eine große Rolle.

Leider ist für dieses Projekt die Unterstützung durch die Behörden noch nicht gegeben, das zuständige Grünflächenamt hat die Anbringung abgelehnt und zum 01.05.2022 eine Demontage angemahnt. Herr Sören Pürschel hat daraufhin eine Unterschriftenaktion zum Verbleib der Klappen initiiert, welche bisher ca. 500 Nutzer des Kätcheslachparks unterstützen. Das sind ca. 98% der befragten Nutzer. Die Menschen vor Ort scheinen den Nutzen der Klappen zu verstehen und diese zu akzeptieren, wann folgen die Behörden?

 


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