Vor 22 Jahren wurde Karl-Heinz Wensing in seiner Funktion als Briefträger von der Deutschen Bundespost vorzeitig in Ruhestand geschickt. Damals war er 48 Jahre alt und konnte sich ein Leben ohne Arbeit nicht vorstellen. Seine Frau Tilly war zwei Jahre jünger und arbeitete halbtags als Kinderpflegerin. So bewarben sie sich bei Kurdirektor Holger Reuter um die Pacht der Minigolf-Anlage.
Die Vorpächter hatten sich nicht mit Ruhm bekleckert und so rannten Karl-Heinz und Tilly mit ihrer liebenswerten Ausstrahlung offene Türen ein. Sie machten die Minigolf-Anlage zu ihrer Herzensangelegenheit. Nicht nur die Pflege des Geländes, das Management der Geräte, die Reinigung der Toiletten, sondern auch die Bewirtung ihrer Gäste mit selbst gemachtem Kuchen waren ihr Markenzeichen.
Hinter dem Tresen des Minigolfhäuschens, Foto: Familie Wensing
So mancher Gast kam auch nur wegen des Kuchens und weniger wegen des Minigolf-Spielens. Letztes Jahr wurde die Anlage mit ihren 18 Bahnen überarbeitet. Jetzt spielt man rund um Bad Homburger Wahrzeichen herum seine Bälle ins Loch. Auf Infotafeln kann man bei Bedarf Näheres über die Geschichte der Sehenswürdigkeiten erfahren. Dass damit der Nerv der Kundschaft getroffen wurde, zeigt der Anstieg der Spielerzahl von 7.500 auf 15.500 im letzten Jahr.
So haben kluge Investitionen und persönliches Engagement großen Erfolg hervorgebracht. Die Verdopplung der Kundschaft hat das Arbeitsvolumen auch entsprechend erhöht. Doch Familienmitglieder und Freunde sprangen ein, wenn „Not am Mann“ war.
Dem Ehepaar, das am Riedberg wohnt, fällt der Abschied nach dieser langen Zeit schwer. Eine gestiftete Parkbank erinnert in Bad Homburg an ihr segensreiches Wirken. Drei bis vier selbst gebackene Kuchen wurden pro Woche verkauft. Auch bei der Verabschiedung konnte man sie letztmalig verkosten.
Von April bis Oktober hatten die beiden eine arbeitsintensive Sieben-Tage-Woche. Jetzt wollen sie etwas kürzertreten und sich mehr Zeit für die große Familie (2 Töchter, 3 Enkelinnen, 7 Urenkel) nehmen und auch ein wenig Reisen. Auch andere Städte haben schöne Minigolfanlagen!
Foto: Familie Wensing
Und wer weiß, vielleicht wird auch am Riedberg der eine oder andere Käsekuchen benötigt. …