Wer mit wachen Augen durchs Leben geht, hat Menschen mit wirtschaftlicher Not sicherlich auch schon am Riedberg entdeckt. Einige wandern von Mülleimer zu Mülleimer und sammeln die weggeworfenen Pfandflaschen derjenigen ein, denen Bequemlichkeit wichtiger ist als das eingesetzte Pfand. Andere halten sich im Umfeld des Riedbergzentrums auf und bitten um eine kleine Spende.
Ja, der Riedberg sollte von Anfang an ein heterogener Stadtteil werden. Nicht nur eine Insel der Reichen und Glückseligen, sondern auch ein Viertel, in dem junge Familien, ältere Menschen, und eben auch Sozialhilfeempfänger ein Zuhause finden. Und so wie sich der Reichtum bei den Wohlhabenden in den letzten Jahren verstärkt hat, so hat auch die Armut am anderen Ende der Gesellschaft zugenommen.
Daher kommt es nicht überraschend, dass sich die Zahl der bettelnden Menschen in den letzten Jahren erhöht hat. Trotzdem ist die Situation hier vor Ort bei Weitem nicht vergleichbar mit den Zuständen im Innenstadtbereich, wo sich sogar eine organisierte Bettelei gebildet hat. Die Bettler, die man hier vor Ort trifft, sind einem oft schon seit Längerem vom Gesicht her bekannt und somit ein Teil der Riedberg-Gesellschaft geworden.
Das kann man zum Beispiel dann feststellen, wenn ein Bettler längere Zeit an seinem üblichen Standplatz nicht mehr aufgetaucht ist. Sozial engagierte Riedberger erkundigen sich zuerst in den sozialen Netzwerken über den Verbleib und nehmen notfalls Kontakt zur Polizei auf, mit der Bitte sich um den Vermissten zu kümmern. Das ist menschliche Wärme, von der unsere Gesellschaft nicht genug haben kann.
Aber nicht jeder Mitbewohner hat so ein unverkrampftes Verhältnis zu Menschen in wirtschaftlicher Not. Sei es die unterschwellige Angst, selbst einmal einen sozialen Abstieg erleben zu müssen, oder Berührungsängste zu Menschen, die nicht frisch gewaschen, parfümiert und im schicken „Business Dress“ vor einem stehen. Und diese Ängste fördern den Wunsch, die Bettler aus unserem Stadtbild zu entfernen. Oft wird auch die Polizei eingeschaltet, in der Hoffnung, dass diese das bürgerliche Wunschbild von Recht und Ordnung wieder herstellt.
Es gilt die Verhältnismäßigkeit der Mittel
- Solange ein Bettler nicht die Grenzen zur aggressiven Bettelei überschreitet, d. h. einen dezenten Abstand einhält und nur um eine milde Gabe bittet, ist es sein gutes Recht, sich auf öffentlichem Grund aufzuhalten und zu betteln.
- Erfolgt die Bettelei auf einem Privatgelände, wie zum Beispiel dem Riedbergzentrum, ist es das Recht des Immobilieneigentümers bei Notwendigkeit einen Platzverweis oder ein Hausverbot auszusprechen.
- Handelt es sich um eine Art von aggressiver Bettelei oder fühlen sich Passanten unmittelbar bedroht, so können sich in erster Linie an die entsprechenden Fachleute des Ordnungsamtes wenden (069-212-44044) und um Abhilfe bitten. Alternativ kann auch ein Gespräch mit dem Schutzmann vor Ort (siehe Infos im Anhang) geführt werden.
- Wird ein Bettler jedoch handgreiflich, weil er zum Beispiel betrunken oder berauscht ist, können Passanten den polizeilichen Notruf (110) in dringenden Fällen nutzen, damit die Kollegen vom 14. Polizeirevier zu Hilfe kommen, die Personalien feststellen und gegebenenfalls eine Anzeige wegen Ordnungswidrigkeit oder sogar eine Strafanzeige stellen. Auch der Notruf der Wache des 14. Polizeireviers ist rund um die Uhr an allen Tagen der Woche unter der Rufnummer 069-755 114 00 erreichbar.
Nach einem aktuellen Gespräch mit den Kollegen vom 14. Polizeirevier wurde der Redaktion aber bestätigt, dass derzeit keine Beschwerden vorliegen. Auch die Kollegen die regelmäßig am Riedberg Streife gehen, oder auch mal in Zivil durch das Riedbergcenter bummeln, konnten bestätigen, dass die Bettelei hier am Riedberg auf einem sehr niedrigen Niveau stattfindet und ausgesprochen friedlich abläuft.
Für den einen oder anderen Riedberger vielleicht doch eine Gelegenheit mit „Menschen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten“ ins Gespräch zu kommen. Vielleicht können Sie den einen oder anderen Tipp geben, wo diese Menschen Unterstützung bekommen, besonders in der kalten Jahreszeit.
Weiterführende Infos
Schutzmann vor Ort, Plakat: Polizei FFM
Taskforce Sicherheit