Schulstart mit Corona: Was Eltern am Riedberg bewegt

Es sind nur noch wenige Tage bis zum Schulstart – doch trotz neuer Hygiene-Regeln zur Corona-Bekämpfung sind noch viele Fragen offen. Jörg Niegemann, Vater und Vorsitzender des Elternbeirates der Grundschule 3, schreibt in MAINRiedberg, was ihn persönlich bewegt.

Ich stehe der jetzigen Wiederaufnahme des Schulbetriebes in Klassenstärke mit sehr gemischten Gefühlen gegenüber. Natürlich steht außer Frage, dass sowohl Bildung und soziale Kontakte zu Gleichaltrigen für Kinder von extrem wichtiger Bedeutung sind. Gleichzeitig vermisse ich aber sowohl von Seiten der Landesregierung als auch von den verschiedenen Expertengremien kreative Lösungsansätze.

„Hessen hat keinen Plan“

Seit Beginn der Pandemie hangeln wir uns mehr schlecht als recht von Ferien zu Ferien, immer in der Hoffnung, dass sich die Pandemielage schon entspannen wird. Dabei hat man aus meiner Sicht völlig aus den Augen verloren, frühzeitig Pläne für verschiedenste Szenarien des Pandemieverlaufs zu entwickeln. Der momentane Weg als alleinige Lösung kann es nicht sein. Gerade wenn wir in den nächsten Wochen in Richtung Herbst gehen. Meine große Befürchtung ist, dass man sich wieder mal bis zu den nächsten Ferien im Herbst durchhangeln will und danach immer noch keinen Plan hat, wie die Schulen durch den Winter kommen sollen. Wir haben in Deutschland das Selbstverständnis eines der am höchsten entwickelten Länder der Welt zu sein, wie wir aber gerade mit unseren Kindern bzw. Schülern umgehen, zeugt eher vom Gegenteil.

Wo sind innovative Lösungsvorschläge?

Es wird nur darauf gepocht, dass der traditionelle Präsenzunterricht alternativlos ist und dabei wird die gesundheitliche Verantwortung gegenüber Kindern, Lehrkräften, Betreuern,  Eltern und Angehörigen in Teilen völlig außer Acht gelassen. Nach gut einem halben Jahr mit Corona wissen wir immer noch viel zu wenig über die Rolle von Kindern in der Pandemie oder mögliche Folgeschäden.

Auch vermisse ich gerade von Bildungsexperten Lösungsvorschläge, denn eigentlich müssten Schulen in die Lage gebracht werden, individuelle und pragmatische Lösungen für die Umsetzung von Hygienemaßnahmen zu treffen. Ein einfaches „Wir machen mal weiter wie bisher, aber halt mit Maske“ kann nicht die Lösung sein.

Schulen tun unter diesen Umständen ihr Möglichstes 

Die bereits seit Jahren bekannten Probleme unseres Schulsystems wie Personalmangel, wenn überhaupt vorhanden, dann in großen Teilen mangelhafte Digitalisierung, fällt uns in dieser Zeit gnadenlos auf die Füße und da haben wir hier in unserem Stadtteil noch das Glück, dass die Schulgebäude modern sind. Komischerweise wird hierüber aber nicht in der breiten Öffentlichkeit gesprochen. Alles konzentriert sich nur auf die schnellstmögliche Wiederaufnahme eines Regelbetriebes und die Landesregierung erspart sich dadurch unangenehme Rückfragen oder Diskussionen zu den Versäumnissen, indem man der Öffentlichkeit ein „back to normal“ in Aussicht stellt.

Ich bin überzeugt davon, dass die Schulen ihr Möglichstes tun, um die Fortführung der Bildung für unserer Kinder so sicher wie möglich zu halten, aber ich befürchte, sie kämpfen unter den gegebenen Umständen und Vorgaben mit stumpfen Waffen.

Sieht den Schulstart mit sehr gemischten Gefühlen: Jörg Niegemann, Vater und Vorsitzender des Elternbeirates der Grundschule 3   Foto: privat

Text: Jörg Niegemann

Photo by Taylor Wilcox on Unsplash.com

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