Der Bau des Riederwaldtunnels, der die A66 mit der A661 verbinden soll, steht kurz bevor. Trotz jahrelanger Diskussionen und Verzögerungen wird nun der Aushub von rund 200.000 m³ Erde erwartet, der bisher entlang der A5 in den Stadtteilen Praunheim und Niederursel aufgeschüttet werden soll. Dieses Vorhaben sorgt jedoch für gemischte Reaktionen in der Bevölkerung.
Aushub und Lärmschutz
Die Autobahn GmbH hat bestätigt, dass die Bauarbeiten in den kommenden Wochen beginnen werden. Der massive Aushub, der tausende von Sattelschlepper füllen würde, soll in meterhohen Wällen deponiert werden. Diese 10 bis 16 Meter hohen Wälle sind zwar nicht explizit als Lärmschutz ausgewiesen, bieten jedoch eine gewisse Abschirmungswirkung für die angrenzenden Wohngebiete.
Lärmschutzwall an der Stromwiese am Riedberg
Kritische Stimmen und Umweltbedenken
Die geplanten Erdwälle stoßen auf Widerstand. Kritiker, darunter Umweltschützer und Anwohner, befürchten, dass die Stadt durch die Aufschüttung weiter aufgeheizt werden könnte. Rüdiger Hansen vom »BUND Frankfurt« warnt: „Die Barrieren blockieren nicht nur den Lärm, sondern auch die lokalen Kaltluftströme.“ In den heißen Sommermonaten sei kühle Luft, die über die Felder in die Stadt strömt, entscheidend für das Mikroklima in Frankfurt.
Politische Reaktionen
Der Ortsbeirat 12 hat nun einen Antrag einstimmig beschlossen, um zu prüfen, ob der Erdaushub nicht auch bzw. nur im Bereich von Kalbach-Riedberg entlang der A5 aufgeschüttet werden kann. Susanne Kassold, Mitglied der SPD-Fraktion, betont die Dringlichkeit, alternative Varianten zu prüfen, bevor der Aushub an andere Lagerstätten transportiert wird. „Es ist wichtig, die Bedenken der Anwohner ernst zu nehmen und Lösungen zu finden, die sowohl Lärmschutz als auch den Erhalt des Mikroklimas berücksichtigen“, so Frau Kassold.
Stadtentwicklung und zukünftige Projekte
Zusätzlich zu den Bedenken bezüglich des Riederwaldtunnels wird auch der geplante Ausbau der A5 und die Schaffung eines neuen Stadtteils, bekannt als „Josefstadt“, diskutiert. Dieser Stadtteil soll östlich der A5 entstehen und ebenfalls neue Lärmschutzwälle erhalten. Die Stadt plant, den Kaltluftabfluss sicherzustellen, um eine weitere Aufheizung des Klimas zu vermeiden.
Ansprüche aus bestehenden Bebauungsplänen
In den Bebauungsplänen 840 (geltendes Recht seit 2008) und 803 Ä 4 (geltendes Recht seit 2013) war eine Verpflichtung hinterlegt, entlang der Bundesautobahn im Bereich Kalbach-Riedberg für Lärmschutz Sorge zu tragen. Der Stadt wurde dabei die Wahl der Problemlösung überlassen.
Interessensabwägungen
Der Bau des Riederwaldtunnels und die damit verbundenen Maßnahmen sind ein komplexes Thema, das sowohl Chancen als auch Herausforderungen für Frankfurt mit sich bringt. Während die Lärmminderung für die anliegenden Anwohner ein wichtiges Anliegen ist, müssen auch die Auswirkungen auf das Mikroklima und die Lebensqualität der Bürger in den nachgelagerten Stadtteilen in Betracht gezogen werden. Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um zu sehen, wie die Stadt mit diesen Herausforderungen umgeht und ob die Bedenken der Bevölkerung in den Planungen berücksichtigt werden.
Verwandte Links
- https://main-riedberg.de/argumente-gegen-die-erweiterung-der-autobahn-a5-auf-10-spuren/
- https://main-riedberg.de/klimawanderung-in-frankfurts-nordwesten/
- https://main-riedberg.de/laermschutz-contra-frischluft/
Leserbrief vom 26.05.2025
Sie fordern von der „Politik“ das Finden einer sinnvollen Lösung für den Ausbau der A5.
Ich meine aber, da sind erstmal erfahrene Ingenieure gefordert.
Eine Einhausung bietet sich dafür hier am ehesten an und zwar in diesem Fall in Form eines speziellen Tunnelbaus. Damit lassen sich alle Probleme und bisher geäußerten Bedenken entkräften.
Ich kann mir dafür sogar eine platzsparende Variante vorstellen, bei der der Verkehr entflochten wird, indem ein 4-streifiger Tunnel nur für den SLV [Schwerlastverkehr] gebaut wird, während oben die 6 Fahrstreifen für den PKW-Verkehr erhalten bleiben, plus die beiden Seitenstreifen.
Dafür müsste die A5 gar nicht verbreitert werden und der Lärm würde sofort halbiert, während der Kaltluftzustrom gar nicht behindert würde. Für den Feinstaub und die LKW-Abgase aus dem Tunnel würde ich geeignete Abluftfilteranlagen vorsehen, die die Umwelt entlasten.
Diese Anlagen würden auch der Rauchabsaugung im Brandfall dienen.
Für die Querung der Bäche und der Grundwasserströme lassen sich üblicherweise Düker als probate Lösung vorsehen, um Einstaus zu vermeiden. Schön ist, dass die Autobahn des Bundes die Planung und Entscheidung über eine Lösung bisher ganz der Stadt überlässt, und dieser damit die Kosten aufdrücken will?
Hinrich Rottmann