Argumente gegen die Erweiterung der Autobahn A5 auf 10 Spuren

Autobahn bei FFM mit 6 Fahrspuren und 2 Standstreifen

Planung ohne Rücksicht auf die Ziele der Verkehrswende

Anlässlich der Fahrraddemo auf oder entlang der Autobahn A5, die am kommenden Sonntag, 29.09.2024, um 14:00 Uhr in Frankfurt am Mainkai startet, verweist der BUND Kreisverband Frankfurt auf seine Mitwirkung beim Widerstand gegen die geplante A5-Verbreiterung.

Dazu Wolf-Rüdiger Hansen vom BUND Kreisvorstand Frankfurt: “Wir haben zusätzlich zu den detaillierten und zahlreichen Stellungnahmen in einem prägnanten 10-Punkte-Katalog die gesamte Bandbreite an Argumenten zusammengefasst, die sich aus unserer Sicht als führender Nachhaltigkeitsverband ergeben. Der Katalog erstreckt sich von den Erfordernissen einer Verkehrswende bis hin zu den zahlreichen Belastungen für Umwelt und Gesundheit.”

1. Paradoxe Verkehrsplanung: Mehr und weniger Autos zugleich

Dem von einer A5-Verbreiterung hervorgerufenen Mehrverkehr steht entgegen, dass Frankfurt die Stellplätze für Pkws in der Stadt reduzieren will, um dem Masterplan Mobilität gerecht zu werden und Verkehrsflächen zwecks Verbesserung des Stadtklimas zu entsiegeln.

2. Lärmschutzdilemma statt politischem Bekenntnis zu Tempo 100

Mit der Einführung eines Tempolimits von 100 km/h auf Autobahnen wäre im Stadtgebiet Frankfurt eine deutliche Reduzierung der Lärm- und Schadstoffbelastung möglich. Stattdessen wird auf eine extrem kostspielige Einhausung verwiesen, für die ohnehin ein Tempolimit auf 100 km/h notwendig wäre. Die Kosten dafür werden nicht aufgeführt. Demgegenüber wird in der Machbarkeitsstudie dargestellt, dass der gesetzlich vorgeschriebene Lärmpegel an vielen Stellen der A5 auch mit Einhausungen nicht eingehalten würde. Das erfüllt den Tatbestand der Nichtmachbarkeit.

3. Der Autobahnausbau konterkariert die Auslastung des ÖPNV

Eine ökologische Verkehrswende erfordert Anreize zur Verlagerung von Personen- und Güterverkehr auf die Schiene. Durch die parallel zur A5 in Bau befindliche Regionaltangente West (RTW) zwischen Bad Homburg und Dreieich/Langen wird diese Verlagerung in wenigen Jahren deutlich gefördert werden. Das wird sich besonders auf den Pendlerverkehr auswirken. Würde vielleicht mit der RTW eine Spur der A5 wieder überflüssig?

4. Verschleierung unkalkulierbarer Kosten

Die Machbarkeitsstudie nennt Kosten von 1,1 Mrd. Euro für den 10-spurigen Ausbau von der Anschlussstelle Friedberg bis zum Bad Homburger Kreuz. Auch in Anbetracht der dabei noch nicht berücksichtigten Lärmschutz-Einhausung sind diese Kosten viel zu niedrig angesetzt. Andererseits wird verschleiert, welche kostengünstigen und ökologisch sinnvollen Maßnahmen zum Ausbau der Verkehrsinfrastruktur alternativ zum A5-Ausbau realisiert werden könnten.

5. Gravierende Wirkungen auf Ökosysteme

Der A5-Ausbau würde vorhandene Bebauungen, Naturschutzgebiete, Waldflächen und den Frankfurter Grüngürtel belasten. Damit würden Biodiversität und regionale Ökosysteme beeinträchtigt – eine Belastung für Gesundheit und Erholungsräume der Menschen.

6. Verheerende Auswirkung auf das Stadtklima in Frankfurt

Frankfurt gilt bereits jetzt als heißeste Stadt Deutschlands. Die gemäß Machbarkeitsstudie empfohlenen Lärmschutzwände würden vor allem in heißen Sommernächten den nächtlichen Zustrom von Kaltluft in die Stadt blockieren. Die Folge wären erhöhte Gesundheitsbelastungen und mehr Hitzetote. Der A5-Ausbau stünde auch im Widerspruch zum Klima- und Klimaaktionsplan der Stadt Frankfurt, der u.a. die Entsiegelung von Verkehrsflächen vorsieht.

7. Deutliche Risiken für das Grundwasser

Die Rhein-Main-Region leidet bereits jetzt unter der Übernutzung der Trinkwasserressourcen im Umland. Trinkwasserschutzgebiete auf Frankfurter Gebiet müssen deswegen besonders geschont werden, so die Schutzgebiete »Praunheim 2« und Goldstein. Straßen und Schienen, die diese Gebiete passieren, müssen aufwändig in wasserdichte Wannen gelegt werden, um das Oberflächenwasser aus den Schutzgebieten abzuleiten. Dies gilt gleichermaßen für die Schienenwege der Regionaltangente West. Die Machbarkeitsstudie erwähnt zwar diese Risiken, verschiebt aber die Ermittlung der Umsetzungskosten auf spätere Untersuchungen.

8. Deutliche Gesundheitsbelastungen durch Feinstaub

Die Machbarkeitsstudie räumt ein, dass sich die Belastung der Menschen durch Feinstaub auch bei zunehmend nicht-fossilen Antriebssystemen kaum reduziert, da der Reifenabrieb dafür maßgebend ist. Dieser wird durch immer größere Pkw eher noch zunehmen. Spätestens bei einer Anpassung der derzeitigen Grenzwerte nach WHO-Empfehlungen müsste zu deren Einhaltung der Autoverkehr auch auf der A5 reduziert bzw. ein Tempolimit festgelegt werden.

9. Schmerzhafte Lärmbelastung auch durch langjährigen Baustellenbetrieb

Die Baumaßnahmen würden zahlreiche Öffnungen der vorhandenen Lärmschutzwände erfordern. Dadurch würde der ungedämpfte Lärm der Autobahn in die betroffenen Gebiete eindringen – erhöht durch den Lärm der Baustellen und des Baustellenverkehrs. Für die Anwohner und Anwohnerinnen würde das zu einer langjährigen schmerzhaften Belastung führen.

10. Nicht akzeptable Gefahr für die Frankfurter Klimabilanz

Frankfurt strebt bis 2035 Klimaneutralität an. Die Klimabelastung durch den Autobahnverkehr im Stadtgebiet werden vom Verkehrsdezernat ausgeklammert. Damit wird die Klimabilanz der Stadt Frankfurt unaufrichtig. Auch für die bundesdeutsche Klimabilanz wäre der A5-Ausbau durch Bau und Betrieb und unter Einbeziehung des induzierten Mehrverkehrs verheerend.


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