Schon seit Jahren setzen sich Bürger und Ortsbeirat in Riedberg und Kalbach für mehr Schallschutz entlang der A 5 ein. Umso mehr, seit der 8-streifige Ausbau der Autobahn geplant ist. Angestrebt war bisher ein Erdwall mit Schallschutzmauer. Das aber könnte Nachteile mit sich bringen, die man bisher nicht im Blickfeld hatte: Mehr Schallschutz würde nämlich aller Voraussicht nach weniger Belüftung bedeuten. Eine höhere Schallschutzmauer behindert die Frischluft-Zufuhr aus dem Taunus, die gerade an heißen Sommertagen für Erleichterung sorgt. Das erläuterten Vertreter des Umweltamtes bei der Sitzung des Ortsbeirates in der vergangenen Woche. Ortsvorsteherin Carolin Friedrich (CDU) sprach danach von einem „Dilemma“.
Eigentlich war Hans-Georg Dannert vom Frankfurter Umweltamt gekommen, um den Frankfurter Klimaplanatlas zu erläutern. Deutlich wurde schnell, wie begünstigt wir in unserem Stadtteil eigentlich sind – auch in puncto Frischluft. Spätestens in der zweiten Nachhälfte kommt der Wetterauwind aus Nordost, der pro Sekunde 6.000 Kubikmeter Kaltluft mitbringt. Kalte Luft setzt sich am Boden ab und folgt den Strömen der Bachauen, ist also besonders auch im „Kalbachtal“ und somit in Kalbach zu spüren. Bislang war die Autobahn für die Frischluft kein Hindernis. Würde aber eine hohe Mauer erbaut, würde das höchstwahrscheinlich ein solches Hindernis darstellen. Die Luft aus dem Taunus würde sich, so Experte Dannert, teilweise aufstauen und einen „Kaltluftsee“ nördlich der A 5 bilden. Erst wenn diese Luftmassen hoch genug sind, dass sie über den Schallschutz strömen können, würden auch kühlere Luftmassen unseren Stadtteil erreichen. Auch hinsichtlich des Klimawandels und der Belüftung der gesamten City ist das nicht ohne Bedeutung.
Im Laufe der Diskussion wurde deutlich, dass man Lärmschutz und Belüftung unbedingt in Einklang bringen sollte. Eine exakte Rechenformel für Schutzwall contra Luftmassen gibt es offenbar (noch) nicht. Doch zum Schluss fiel der Satz: „Da muss man sich entscheiden, will ich’s grüner oder will ich’s besser durchlüftet haben.“
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