„Nie wieder!“ – Gedenken an die Novemberpogrome von 1938

Es geschah vor 82 Jahren. In der Nacht vom 9. auf den 10. November brannten die Synagogen, Geschäfte wurden zerstört, Wohnungen geplündert. Jüdinnen und Juden wurden misshandelt, verhaftet und deportiert. Oberbürgermeister Peter Feldmann gedachte heute gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde und Bürgern den Opfern der Novemberpogrome von 1938.

Frankfurt hatte in den 1930er Jahren die zweitgrößte jüdische Gemeinde Deutschlands. In der so genannten „Reichspogromnacht“ wurden 1000 Frankfurter Juden in die Messehalle verschleppt, einige starben in dieser Nacht, viele wurden ins Konzentrationslager Buchenwald deportiert.

„Es wird oft gesagt, dass in dieser Nacht die Kulturgeschichte ins Mittelalter zurückfiel. Das stimmt. Es war ein Schritt, der in den Vernichtungslagern für Millionen Menschen mit ihrer Ermordung endete“, sagte Oberbürgermeister Peter Feldmann während der Gedenkveranstaltung am Montag, 9. November, am Mahnmal vor der Paulskirche. Aufgrund der aktuellen Situation wurde die Gedenkveranstaltung im Freien vor der Paulskirche abgehalten. Gemeinsam mit Leo Latasch vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde, geladenen Gästen und Frankfurtern, gedachte das Stadtoberhaupt der Opfer des Novemberpogroms und des Nazi-Regimes.

Frankfurt wurde durch seine Jüdische Gemeinde wie kaum eine andere Stadt geprägt. „Wir sagen mit Stolz: Wir sind die jüdischste Stadt Deutschlands. Unsere Universität, das reiche Stiftungswesen Frankfurts, unsere Kultur wäre ohne den Beitrag der jüdischen Gemeinschaft undenkbar. Leopold Sonnemann, Charles Hallgarten oder Bertha Pappenheim. Sie stehe dafür. Paul Ehrlich, Ludwig Edinger, Max Horkheimer oder Martin Buber. Sie stehen dafür“, sagte das Stadtoberhaupt.

„Der 9. November ist und bleibt als Gedenktag unentbehrlich. Wir gedenken der Opfer und wir erinnern uns an die Untätigkeit vieler, die schweigend mitansahen, wie ihre jüdischen Nachbarn und Freunde gedemütigt, geschlagen und deportiert wurden, wie Synagogen brannten und die Hemmschwelle der Brutalität immer tiefer sank. Das Gedenken an den 9. November ist nur einmal im Jahr, aber die Lehren müssen wir auch an alle anderen 364 Tagen ziehen. Wenn Rechtspopulisten die Geschichte umdeuten wollen, wenn rechtsextreme Positionen in der Mitte der Gesellschaft sicht- und hörbar werden, dann darf die Mehrheitsgesellschaft nicht mehr schweigen. Dies ist und bleibt Aufgabe von allen“, sagte Latasch.

„Die vier großen Frankfurter Synagogen – errichtet zwischen 1860 und 1911 – waren sichtbarste Zeichen der Größe und des Stolzes der Jüdischen Gemeinde. 1938 wurden sie zu Terrorzielen der Nazis. Die Thorarollen – das Heiligste – wurden geschändet, Rabbiner gedemütigt und misshandelt. Der Weg, der zur Ermordung von Millionen führte, begann im Kleinen: in Schulen, am Arbeitsplatz, am Küchentisch in den Familien. Er begann überall dort, wo Nazis und deutschnationale Rassisten unwidersprochen Hassreden hielten“, sagte Feldmann.

Der Oberbürgermeister betonte, dass auch heute wieder Synagogen Ziel von Terror und Juden- und Völkerhass in Parlamenten seien. Der Weg der Barbarei beginne mit vielen kleinen Schritten, mit Wegschauen und Weghören und mit klammheimlicher Zustimmung: „Stellen wir uns dem in den Weg: Heute, morgen, an jedem Tag! Beherzigen wir das Erbe unseres Landes und unseres Frankfurt in zwei Worten: Nie wieder!“, sagte Feldmann.

Foto: Bernd Kammerer/ Stadt Frankfurt

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