Trotz Ärzte-Mangel am Riedberg gibt es kein neues Fachärztezentrum

Das Fachärztezentrum Riedberg schließt und die Verunsicherung ist groß. Denn trotz Ärzte-Mangel im Stadtteil wird es kein neues Zentrum geben. Es gibt aber auch eine erste positive Nachricht: Der bisherige Kinderarzt des FÄZ will mit einer neuen Praxis in Riedberg-Nähe bleiben.

Es ist Mittwoch Vormittag in der vergangenen Woche. Zwei Patienten stehen vor der verschlossenen Tür des Fachärztezentrums Riedberg (FÄZ) und müssen klingeln, um zumindest Rezepte abholen zu können. „Ich habe drei Kinder und wir haben schon bei anderen Kinderärzten nachgefragt. Doch auch die haben keinen Platz“, klagt ein Vater, der namentlich nicht genannt werden will, im Gespräch mit MAINRiedberg.

Für ihn wie für viele andere Patientinnen und Patienten kam die Schließung des FÄZ mit den Fachgebieten Gynäkologie, Kinder- und Jugendmedizin, Psychotherapie sowie Neurologie zum 30. September 2020 völlig unerwartet. Ende April wurde publik, dass die städtische FÄZ Frankfurt GmbH eine „eine strategischen Neuausrichtung“ ihrer Standorte plane. Geschäftsführerin Dr. Rafaela Korte betonte damals noch, dass die Suche nach einem neuen Betreiber und die lückenlose ärztliche Versorgung im Stadtteil oberste Priorität habe.

Trotz Ärztemangel gibt es kein neues Zentrum

Die Realität sah in den vergangenen Wochen anders aus. Termine wie die gesetzlich vorgeschriebenen U-Untersuchungen für Kinder sind schon lange nicht mehr möglich, Angestellte haben gekündigt, die Ärzte haben sich mehrheitlich neu orientiert. Telefonisch ist die Praxis theoretisch an drei Wochentagen jeweils eine Stunde erreichbar, de facto laut betroffener Patienten nur per E-Mail.

Was aber vermutlich noch schwerer wiegt: Obwohl in Riedberg und Kalbach mit mehr als 21.000 Bewohnern schon jetzt Fachärzte-Mangel herrscht, wird es kein Fachärztezentrum mehr geben. „Eine Übernahme des gesamten Zentrums ist derzeit nicht in Aussicht“, heißt es auf Nachfrage bei der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KVH). Sprecher Alexander Kowalski: „Derzeit geht es daher insbesondere um die Übernahme einzelner Sitze. Hier zeichnen sich – wenn auch nicht am gleichen Standort – Lösungen ab, zu denen wir uns aktuell jedoch noch nicht äußern können.“

Vertretung für Gynäkologie – Kinderarzt bleibt in Riedberg-Nähe

Das Vergabe-Verfahren ist kompliziert: Durch die Schließung des Zentrums müssen die sogenannten Kassenarzt-Sitze neu ausgeschrieben werden. Die Preise dafür legt der bisherige Betreiber fest. Ein weiteres Problem: Die bisherigen Praxisräume sind für einen niedergelassenen Arzt oder eine Gemeinschaftspraxis zu teuer und zu groß. Alternative Räumlichkeiten sind am Riedberg schwer zu finden.

Einen halben Kassenarzt-Sitz im Bereich Neurologie will das FÄZ an einen anderen Standort verlagern, ein halber könnte theoretisch am Riedberg verbleiben. Für den Bereich Gynäkologie gibt es BewerberInnen. Die FÄZ-Gynäkologin Dr. med. Ulrike Embaye hat bereits signalisiert, dass sie „gerne am Riedberg bleiben würde“. Offenbar sind auch hier die fehlenden Räumlichkeiten im Stadtteil ein Problem. 

Kinderarzt Dr. Dominik Dunsch wird definitiv weiter in Riedberg-Nähe praktizieren, der Eröffnungstermin der Praxis steht aber noch nicht fest. Laut FNP werden Patientenfamilien, die weiter von ihm betreut werden wollen, von ihm selbst über seinen künftigen Standort informiert, wenn sie dazu ihr schriftliches Einverständnis geben. 

Im jüngsten Stadtteil Frankfurts sorgt diese Nachricht für Erleichterung – wenn auch ein einziger Kinderarzt bei 4500 Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren allein am Riedberg bei weitem nicht ausreicht (MAINRiedberg berichtete).

Jetzt hat sich der Gesundheitsdezernent eingeschaltet

Fragen wirft die Erklärung vom bisherigen Betreiber des Fachärztezentrums, von FÄZ-Geschäftsführerin Rafaela Korte auf, dass die Schließung des Standortes Riedberg von den entscheidenden Gremien der GmbH „besprochen, beraten und getragen wurde“. Die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist, zu der auch die Fachärztezentrum Frankfurt GmbH und das Nordwest-Krankenhaus gehören, ist eng mit der Stadt verbunden. Vorsitzender im Aufsichtsrat ist Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne). Der war zu einer Ortsbeirats-Sitzung vor den Sommerferien eingeladen, habe es aber abgelehnt zu kommen, so Carolin Friedrich, Ortsvorsteherin des Bezirks Kalbach/ Riedberg.

Die Kassenärztliche Vereinigung berichtet allerdings aktuell von einem „durchaus konstruktiven Gespräch“ mit Gesundheitsdezernent Majer und Vertretern der KVH. Ein Sprecher: „Konkretes gibt es aus unserer Sicht jedoch nicht zu kommunizieren.“

Foto: MAINRiedberg

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