Schlagwort: Gustav-Adolf-Kirche

Oktogonale Kirchen in Frankfurts Norden

Sankt Bonifatius Kapelle

Was haben die Stadtteile Heddernheim und Bonames (neben vielen anderen Dingen) gemeinsam? Eine Kirche, bzw. Kapelle in der Bauform eines Oktogons, die sich dadurch von den klassischen Sakralbauten deutlich abhebt. Beide Gebäude haben außer der Form des Achtecks eine Reihe von Gemeinsamkeiten und Unterschieden.

Hier ein kurzer Überblick …

  Gustav Adolf-Kirche St.-Bonifatius-Kapelle
Standort Niederursel Bonames
Architekt Martin Elsaesser Martin Weber
Baumaterial Beton Holz
Bauzeit 1927-1928 1930-1932
Konfession Evangelisch Katholisch
Plätze 450 116 für Erwachsene
45 für Kinder
plus 100 Stehplätze
Höhe 15 Meter 7 Meter plus 4 Meter Zeltdach
Altar An der Wand gegenüber dem Eingang Im Mittelpunkt
Nutzung Als Kirche Derzeit keine Nutzung
Denkmalschutz Ja Ja
Architekturstil Bauhaus Bauhaus

Aktuell wird das 90-jährige Jubiläum der Bonifatius-Kapelle gefeiert. Eine Restaurierung des historischen Gebäudes ist geplant. Ähnlich wie die Gustav-Adolf-Kirche war die Bonifatius-Kapelle damals ihrer Zeit voraus und erregte viel Aufsehen.

Der zugrunde liegende theologischen Gedanke war bahnbrechend. Der Altar sollte in die Mitte der Gemeinde rücken. Ältere Kirchenbauten wurden für die alte Liturgie, den alten Ablaufplan des Gottesdienstes entworfen, mit einer klaren Trennung von Klerus und Bevölkerung. Dann erfolgte eine Demokratisierung des Beziehungsverhältnisses zwischen Pfarrer und Gemeinde. Lange bevor das Zweite Vatikanische Konzil solche Gedanken aufnahm.

Der achteckige Grundriss symbolisierte den Neuanfang. Das sich gemeinsame Scharen um den Altar mit Ausrichtung zu dem Gekreuzigten trat in Verbindung mit einer traditionellen Zahlenmystik. Das Oktogon, eine Annäherung an den Kreis, hat 8 Ecken und 8 Seiten. Acht Säulen tragen das Dach. Acht Menschen wurden durch die Arche gerettet. Am achten Tag, dem Montag, beginnt die neue Woche und an einem Montag ist Jesus von den Toten auferstanden.

Gustav-Adolf-Kirche, Niederursel

Gustav-Adolf-Kirche, Niederursel 2017

1923, also vor hundert Jahren, beschloss das Bischöfliche Ordinariat den Bau der Kapelle. Neun Jahre später wurde der Grundstein gelegt und am 19.03.1933, wurde die Kapelle geweiht. Die Frage ist noch nicht geklärt, wann die geplante Restaurierung beginnen soll. Vielleicht in 9 Jahren?

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Die Gustav-Adolf-Kirche in Niederursel muss sich in Geduld üben

Kirchturm Gustav-Adolf-Kirche

Die Kirche wurde 1928 nach den Plänen von Martin Elsaesser (1884-1957) errichtet, dem herausragenden Architekten in Frankfurt, dem wir auch den Bau der Großmarkthalle verdanken, die heute in den Bau der Europäischen Zentralbank im Ostend integriert ist. Jetzt ist die Gustav-Adolf-Kirche schon seit einem Jahr eingerüstet und wartet auf die Renovierung der Außenfassade des Kirchenturms. Inzwischen sind Material-Lieferschwierigkeiten zum alltäglichen Problem geworden und verzögern dementsprechend die Fertigstellung.

Seit 2002 ist Pfarrer Stichling der gute Hirte dieser historisch bedeutsamen Kirche. Aber erst 2007 sorgte eine besondere Lichteinstrahlung der Sonne dafür, dass der Sockel des rund 1,20 Meter hohen Wandkreuzes unter der Farbschicht hervorblitzte und seine Aufmerksamkeit erregte. Im Laufe der letzten 90 Jahre war dieses Kreuz übermalt worden und somit in Vergessenheit geraten.

Nach Voruntersuchungen im Jahr 2014 beschloss der im selben Jahr gegründete Förderverein, zunächst die Innenarbeiten mit einigen aufwendigen Maßnahmen wie dem Austausch der Fenster auszuführen, während der Evangelische Regionalverband und der Ortsbeirat ein Konzept für die Außensanierung und die Gestaltung des Kirchplatzes erarbeiteten.

Die Innensanierung kostete etwa 1,5 Millionen Euro und hatte nur einen Terminverzug von 3 Monaten. Im März 2017 konnte Pfarrer Stichling die Kirche in neuem Glanz wieder für Gottesdienste nutzen. Viele Gäste aus dem In- und Ausland haben inzwischen dieses architektonische Juwel wieder so bewundern können, wie Martin Elsaesser es damals geplant hatte.

Kirchturmspitze Gustav-Adolf-Kirche

Kirchturmspitze Gustav-Adolf-Kirche, Foto: A. Woitun

Der aufmerksame Beobachter wird erkennen, dass das goldene Kreuz auf der Spitze des Kirchturms inzwischen um einen „Jubelkranz“ ergänzt wurde. Offen ist aktuell noch die Frage, in welchen Farben die Kirchturm-Uhr gestrichen werden soll. Da die historischen Aufnahmen nur in Graustufen vorliegen, helfen sie bei der Wahrheitsfindung auch nicht weiter. Die Farben Rot und Schwarz werden von den Bausachverständigen derzeit diskutiert. Der Restaurator Thorsten Moser hat mit Akribie versucht, Informationen über die ursprüngliche Farbgestaltung der Kirche zusammenzutragen.

Wie man an der Restoration der Innenräume sehen kann, schaffen die historischen Farben (cremefarbene Wände, eine rund 15 Meter hohe Decke in leuchtendem Rot sowie ein Lilaton in den Nischen über der Empore) eine Raumatmosphäre der besonderen Art.

Martin Elsässer, der eigentlich aus dem schwäbischen Raum stammte, hatte dort vor seiner Schaffensperiode in Frankfurt schon eine ganze Reihe von Kirchen renoviert und sich dabei vielfältige Kenntnisse angeeignet. Die Gustav-Adolf-Kirche war die einzige Kirche, die er in Frankfurt renovierte und auch seine letzte Kirche. Sie wurde zu einem krönenden Schlussstein in seinem Lebenswerk.

Wie monumental musste dieses Bauwerk damals in dem beschaulichen Fachwerkdörfchen Niederursel gewesen sein. Gut, dass der evangelische Regionalverband hier noch Geld investiert, obwohl an anderen Stellen in Frankfurt kirchliche Gebäude mangels Nutzung aufgegeben werden müssen. Wir dürfen uns auf das Ende der Renovierung freuen, auch wenn Materialmangel den Fertigstellungszeitpunkt noch etwas in die Zukunft verschiebt.

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