Gestern hatte der Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt, Mike Josef, bei der Pressekonferenz der Bürgerenergiegenossenschaft (FraBeG) die Hoffnung geäußert, dass die Genossenschaft die Unterstützung vieler Bürger im Rhein-Main-Gebiet gewinnen kann. Die FraBeG hat sich das Ziel gesetzt, Projekte im Bereich erneuerbarer Energien zu planen und umzusetzen. Die Stadt Frankfurt will das Vorhaben politisch unterstützen, da es die Ziele Frankfurts bis 2035 klimaneutral zu werden fördert.
Oberbürgermeister Mike Josef hob die Bedeutung des Klimaschutzes hervor:
„Es ist erst knapp zwei Wochen her, dass ein Unwetter über dem Rhein-Main-Gebiet tobte. Die Leitstelle der Feuerwehr rief den Ausnahmezustand aus, es wurden Wasserschäden, überflutete Straßen und umgestürzte Bäume gemeldet. Dies zeigt, die Auswirkungen des Klimawandels sind auch hier bei uns in Frankfurt deutlich spürbar.“
„Es ist daher entscheidend, dass die Investitionen für den Klimaschutz konsequent in unserer Infrastruktur ankommen. Daher freut es mich, dass die FraBeG zum Start den Schwerpunkt auf Fotovoltaikprojekte gelegt hat, da diese relativ zügig zu verwirklichen sind. Ich begrüße die niedrigschwellige Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger unserer Stadt, sich zu beteiligen.“
Seit 2006 sind bundesweit rund 950 Bürgerenergiegenossenschaften gegründet worden. Etwa 220.000 Bürger sind Mitglied geworden. Über 3 Milliarden Euro wurden für Projekte im Bereich erneuerbarer Energien investiert.
Klima- und Umwelt-Dezernentin Rosemarie Heilig:
„Die Frankfurter Bürgerenergiegenossenschaft war die erste Initiative, die das neue Beratungsangebot der Stadt genutzt hat und in der Gründungsphase vom Klima- und Umweltdezernat begleitet wurde, und sie ist die erste Initiative, die sich voll auf den Ausbau der erneuerbaren Energien in unserer Stadt konzentriert. Eine unglaublich wertvolle Initiative, in einer Zeit, in der wir die Auswirkungen des Treibhausgasausstoßes und des voranschreitenden Klimawandels immer stärker zu spüren bekommen. Wir brauchen auf kommunaler Ebene eine Vielzahl solcher Initiative, um uns auf die Folgen der Klimakrise einzustellen.“
Klimadezernentin Heilig freut sich, zum Ende ihrer Amtszeit die Gründung der FrabeG zu feiern. „Sobald ich keine Dezernentin mehr bin, steige ich ein“, verspricht sie.
Die FraBeG hat aktuell rund 45 aktive und weitere fördernde Mitglieder. Jedes Mitglied hat in der Generalversammlung – unabhängig von der Zahl der gezeichneten Genossenschaftsanteile – eine Stimme. „Die Bürgerenergiegenossenschaft steht somit für ein demokratisch organisiertes, solidarisches Wirtschaften“, sagte Andreas Heming, Aufsichtsratsvorsitzender der FraBeG.
350 Anteile à 150 Euro wurden schon gezeichnet. Mit dem Geld und ihrem Fachwissen plant die Genossenschaft Projekte, berät ihre Mitglieder und gibt den Bau etwa von Fotovoltaikanlagen bei Fachfirmen in Auftrag.
Alle Bürger im Rhein-Main-Gebiet haben nun die Möglichkeit, vor Ort einen Beitrag zum Gelingen der Energiewende zu leisten. Wer Mitglied werden möchte, füllt eine Beitrittserklärung aus und zeichnet mindestens einen Anteil in Höhe von 150 Euro. Hinzu kommt ein Aufgeld von maximal 5 Euro, dessen Höhe mit der Zahl der gezeichneten Anteile sinkt.
Anderswo würden den Genossenschaften die Anteile aus den Händen gerissen, wenn ein neues Windkraftwerk oder eine große PV-Anlage ansteht. Heming: „Das müssen wir in Frankfurt auch hinkriegen, nach dem Motto: Energiewende in Bürgerhände“.
Die Arbeit der FraBeG wird von einem dreiköpfigen Vorstand gesteuert und von einem Aufsichtsrat kontrolliert. Alle Aktiven in der FraBeG arbeiten ehrenamtlich. Die Eintragung der Bürgerenergiegenossenschaft in das Handelsregister hat im März 2024 stattgefunden.
Vergleicht man bundesweit den Zuwachs an Energieproduktion aus erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren, dann fällt die Steigerungsrate in denjenigen Städten und Gemeinden am stärksten aus, in denen Bürgerenergiegenossenschaften aktiv sind, betonen die drei Vorstände der FraBeG, Markus Schaufler, Lothar Stanka und Christian Stenglein.
„Im ersten Schritt bietet insbesondere der Ausbau der Solarenergienutzung auf den Dachflächen in Frankfurt ein erhebliches Potenzial für klimaneutrale und lokal produzierte Energie, das bisher nur wenig ausgeschöpft ist.“ Sogar von Windkraftanlagen ist die Rede, auch wenn das Stadtgebiet dafür zu eng ist. Vernetzung mit der Region sei gefragt, in jeder Hinsicht, sagt Vorstandsmitglied Markus Schaufler.
Das erste Projekt der FraBeG wird daher die Errichtung einer Solaranlage auf dem Dach der Josephine- Baker-Gesamtschule auf dem Riedberg sein. Aktuell beträgt der Stromverbrauch der Schule jährlich etwa 150 Megawattstunden (MWh). „Wir gehen davon aus, dass durch die projektierte Anlage künftig rund 60 % des Stromverbrauchs im Tagesverlauf durch Solarenergie gedeckt werden kann“, erklären die drei Vorstände. Die Installation der Anlage ist in den Schulsommerferien 2024 geplant. Für die Finanzierung müssen die Mitglieder etwa 1.000 Anteilsscheine zeichnen.
Umfang und Geschwindigkeit, mit der weitere Projekte angegangen werden können, werden maßgeblich von der Bereitschaft der Bürger abhängen, sich bei der FraBeG zu engagieren. „Wir sind für weitere Projekte bereits in Gesprächen mit verschiedenen Partnern, unter ihnen beispielsweise die Mainova“, erläutern die drei Vorstände.
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