Schlagwort: Dr. Ralf Roth

Die Frankfurter Sparkasse hat einen guten Kompromiss gefunden

Tower der Hessischen Landesbank

Die Frankfurter Sparkasse entstand 1989 durch den Zusammenschluss der Frankfurter Sparkasse von 1822, einer Tochter der polytechnischen Gesellschaft und der Stadtsparkasse Frankfurt die damals noch in der Rechtsform eines wirtschaftlichen Vereins geführt wurde.

Somit liegt das Gründungsdatum der beiden fusionierten Institute im Jahr 1822, sodass die Bank in diesem Jahr ihr 200-jähriges Jubiläum feiern kann. Anlässlich dieser Feierlichkeiten ist auch die Herausgabe einer Festschrift geplant, mit deren Erstellung das Institut für Bank- und Finanzgeschichte (IBF) beauftragt worden war. Das IBF seinerseits hatte den Historiker Dr. Ralf Roth, einem Professor für neuere Geschichte und Experte für Unternehmensgeschichte im »Dritten Reich« beauftragt, einen Teil dieser Festschrift (die Ära von 1822 – 1970) zu erarbeiten.

Dabei stieß Herr Dr. Roth auf tiefe Verstrickungen der Sparkasse mit den Gräueltaten der Nationalsozialisten. Daraufhin entbrannte ein monatelanger Streit wie mit diesen Entdeckungen umzugehen war. Ein erheblicher Imageschaden für die Bank drohte. Die Beteiligten suchten seitdem nach einer Lösung, wie auf der einen Seite die Festschrift noch rechtzeitig fertiggestellt werden kann und wie man auf der anderen Seite dem Vorwurf begegnet, die Bank wolle Teile ihre Geschichte vor der Öffentlichkeit verbergen.

Der Vorstand der Frankfurter Sparkasse und die Polytechnische Gesellschaft als damalige Gründerin der Sparkasse fanden nun gemeinsam einen Ausweg. Sie beauftragten das renommierte Fritz-Bauer-Institut, sich dieses Themas anzunehmen. Das Fritz-Bauer-Institut hatte bereits im Jahre 2010 im Auftrag der Polytechnischen Gesellschaft die eigene Geschichte in der Zeit des Nationalsozialismus untersuchen lassen. Die traurigen Erkenntnisse wurden veröffentlicht, damit in der Zukunft aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt werden kann. Diese Entscheidung brachte dem Institut in der Öffentlichkeit breite Anerkennung.

Das Fritz-Bauer-Institut wird sich mit der Geschichte der betroffenen jüdischen Kunden der Sparkasse beschäftigen und dabei auch die Verantwortlichkeit des damaligen Trägers der Sparkasse von 1822 untersuchen. Parallel dazu wird die geplante Festschrift fertiggestellt damit sie noch im Jubiläumsjahr präsentiert werden kann. Für die Erforschung der nationalsozialistischen Vergangenheit steht nun genügend Zeit zur Verfügung, um die Arbeit gründlich durchzuführen.

Das Fritz-Bauer-Institut hat seinen Namen von dem hessischen Generalstaatsanwalt, der sich gegen viele Widerstände durchsetzte und dafür sorgte das in den Sechzigerjahren die Auschwitzprozesse in Frankfurt durchgeführt werden konnten. Im Institut läuft derzeit ein Forschungsprojekt zum Thema „Arisierung in Frankfurt“ die einherging mit dem Raub von Grundstücken und Immobilien aus jüdischem Besitz. So können die Erkenntnisse aus beiden Untersuchungen zu einem neuen Gesamtbild der Vorgänge im Dritten Reich hier in Frankfurt führen.

Ein vernünftiger Ausweg aus dem angerichteten Schlamassel. Die Öffentlichkeit darf gespannt auf die Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchungen sein. Auch wenn die Wunden der Vergangenheit heute noch weh tun, ist es gut, wenn sie ans Tageslicht gebracht werden, denn nur die Wahrheit und das was wir daraus für unsere Gegenwart lernen und umsetzen macht uns wirklich frei.


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