Bauvorhaben östlich der A 5
Die Frage nach der Umsetzung des Neubaugebiets „Stadtteil der Quartiere“ im Frankfurter Nordwesten ist noch nicht ausdiskutiert. Am Donnerstag, 26. Juni, erläuterte Planungsdezernent Marcus Gwechenberger (SPD) den aktuellen Planungsstand des Projekts und stellte sich im Saalbau Titus-Forum den Fragen der Bürger. In der Sitzung des Ortsbeirats 8 nahm Form an, wie künftig rund 6.800 Wohneinheiten entlang der A 5 ein neues Zuhause für 17.000 Menschen schaffen können, wohlgemerkt unter Berücksichtigung ökologischer Faktoren.
Bei der aktuellen Fassung des Projekts handelt es sich um eine Überarbeitung. Im Februar dieses Jahres hatte die Regionalversammlung Südhessen dem „Zielabweichungsantrag“ der Stadt Frankfurt zugestimmt. Dieser strich die geplanten 12.000 Wohneinheiten auf rund die Hälfte zusammen und beschnitt die zu bebauende Fläche um den gesamten Westanteil: Nicht beidseitig der A 5, sondern ausschließlich im Osten der Autobahn sollen sich die nunmehr drei statt vier Quartiere erstrecken. Anstelle der Schaffung eines Ballungsraums soll im Westen Platz für eine „koproduktive Landschaft“ entstehen – ein multifunktionaler Grünraum unter Erhalt der dort angesiedelten landwirtschaftlichen Flächen.
Zwischen Umweltschutz und Wohnungsnot
Mit dem abgeänderten Entwurf reagierte die Stadt Frankfurt auf Sorgen von Nachbarkommunen und Naturschützern: Der Umweltverband BUND befürchtete durch die Bodenversiegelung eine signifikante Beeinträchtigung der Kaltluftproduktion sowie die Vergeudung des fruchtbaren Lehmlössbodens im Frankfurter Nordwesten. Die Kommunen Oberursel, Eschborn und Steinbach sahen durch die geplante Bebauung an der A5 eine Zerstörung von Erholungsgebieten und eine Überlastung der Infrastruktur auf sich zukommen: Eine gesteigerte Lärm- und Schadstoffbelastung verringere die Lebensqualität vor Ort.
Befürworter des Projekts dagegen hoben von Beginn an die Bedeutung des Neubaugebiets für die Beruhigung des angespannten Frankfurter Wohnungsmarktes hervor. Das Stadtplanungsamt Frankfurt geht davon aus, dass allein bis 2030 rund 68.000 neue Wohnungen gebraucht werden, denn die Bevölkerung der Main-Metropole wächst beständig. Die Neubebauung entlang der A 5 soll dem Wohnungsmangel in der Region aktiv entgegenwirken. Unter anderem soll der Stadtteil der Quartiere sozial verträgliches Wohnen durch Förderprogramme für Auszubildende, systemrelevante Gruppen und einkommensschwache Familien ermöglichen.
Schrittweise Entwicklung
Ob der vorgenommenen Änderungen, die Gwechenberger bereits Ende Februar als „besseres Ergebnis“ konstruktiver Gespräche mit der Regionalversammlung lobte, ist das Thema weiter debattenfähig. Kritik kommt nach wie vor von Seiten der Kommunen, die sich auch am Donnerstag mit ihren Anliegen nicht ausreichend berücksichtigt sahen. Wie die Frankfurter Rundschau berichtete, herrscht vor allem Unmut hinsichtlich des vorliegenden Mobilitätskonzepts: Es überlaste die Heerstraße (Oliver Schulte, CDU) und sei zu autofreundlich (Yvonne Gondolf, Grüne).
Wie Stephanie Mohr-Hauke (SPD), die ein „übergreifendes Mobilitätskonzept Nord-West“ fordert, zeigen sich die Mitglieder des Ortsbeirats aber lösungsorientiert und werfen bereits neue Ideen in den Raum. Schon die Jury zur vorbereitenden Untersuchung zum Stadtteil der Quartiere aus dem Jahr 2020 hatte den Wert des Diskutierens, Verbesserns, Änderns und Konkretisierens betont (wir berichteten). Schrittweise wird sich der neue Stadtteil auch heute im Dialog weiterentwickeln. Das 2018 ins Leben gerufene Projekt hat bereits eine 7-jährige Planungsgeschichte hinter sich und dürfte die Region noch einige Jahre beschäftigen: Vor 2029 soll der Bau der Quartiere nicht starten. Bis dahin wird die schrittweise Erarbeitung des Stadtteils weiter für Redebedarf im Frankfurter Nordwesten sorgen.