In Kürze findet hier die Kinderbuchmesse statt, bald auch der Weihnachtsmarkt und ständig nutzen verschiedenste Vereine die alte Turnhalle am Grubweg. Übrigens auch der Riedberger SV mit neun Gruppen. Doch der in den 20er Jahren errichtete und in den 60ern erweiterte Bau sieht nicht nur von außen marode aus, sondern ist es auch in der Substanz. Lüftungsanlage und Boden sind asbesthaltig, die Holzverkleidungen mit Holzschutzmittel belastet. Wasserleitungen, Elektro, Dach, Beleuchtung, Sanitäranlagen und Heizung müssen erneuert werden. Damit ist noch nicht einmal das Ende der Mängelliste erreicht.
Fest steht: Die Nutzung ist nur noch befristet möglich. Das hat in der vergangenen Sitzung Baudezernent Jan Schneider klargestellt. Am Freitag wird die Debatte im Ortsbeirat weitergehen. Denn im Stadtteil fehlt es an Alternativen und es gibt derzeit folgende Optionen: Sanierung, Abriss, Neubau oder ein Neubau an anderer Stelle. Was am sinnvollsten oder auch kostengünstigsten ist – darüber herrschen höchst unterschiedliche Ansichten.
Ist eine mobile Heizung eine Übergangslösung?
Nur in einem Punkt scheinen sich zumindest im Ortsbeirat alle Fraktionen einig zu sein: Die Alte Turnhalle muss erst einmal weiter nutzbar bleiben. Mindestens zwei bis drei Jahre. Aber wie soll das im Winter ohne Heizung funktionieren? Grüne fordern jetzt eine mobile Heizungsanlage bis zur Renovierung, die SPD eine schnelle Instandsetzung der bestehenden Heizung und die CDU fordern in einem allgemeiner gefassten Antrag, dass eine Nutzung für die Vereine möglich bleiben muss, bis es einen neuen Versammlungs- und Veranstaltungsraum gibt. Denn derartige Räume sind „essentiell für das gesellschaftliche, kulturelle und sportliche Angebot im Stadtteil“. Gaby Nagel vom Riedberger SV stellte in der Bürgersprechstunde der September-Sitzung klar: „Wir wissen nicht, wohin wir mit unseren Sportgruppen gehen sollen.“
Eine Renovierung kostet mindestens 1,3 Millionen Euro
Natürlich ist die Größe der Turnhalle nicht zeitgemäß, über einen Schwingboden verfügt sie ebenfalls nicht. Viele Angebote, von der Tanzgruppe bis zum Faschingsball, sind dennoch möglich.
„Eine Halle, die für alles geeignet ist, werden Sie nicht kriegen“, erklärte der Kalbacher Baudezernent – und legte eine erste „vorsichtige“ Kostenschätzung auf den Tisch. Mindestens 1,3 Millionen Euro würde eine Sanierung der alten Halle kosten, 1,4 Millionen ein Neubau. Eine Turnhalle in zeitgemäßer Größe würde etwa 3,5 Milllionen kosten. Von den erforderlichen Stellplätzen ganz abgesehen. Der springende Punkt aber ist: Vermutlich wäre keinerlei Neubau an dieser Stelle und auf diesem begrenzt großen Grundstück mitten im Ortskern heute genehmigungsfähig.
Baudezernent schlägt Mehrzweckraum bei neuer Kita vor – Ortspolitiker sind teilweise skeptisch
SPD und Grüne stellen deshalb Anträge auf Renovierung. Dezernent Schneider hat bereits im September für eine andere Möglichkeit geworben: Für einen neuen großen Mehrzweckraum im Rahmen eines Kita-Neubaus am Hasensprung am Rande von Kalbach. Das wäre ein „Riesen-Synergieeffekt“, nicht nur finanziell.
Skeptiker sprechen von einer „schwer zu lösenden zeitlichen Konkurrenz in den frühen Nachmittagsstunden“, auch die zusätzlichen Pkw-Anfahrten in dieser ruhigen Wohngegend könnten zum Problem werden. Hinzu kommt: Manche fürchten, dass die Stadt damit liebäugeln könnte, das attraktive Turnhallen-Grundstück zu verkaufen. „Wir haben keine Absicht, das zu verkaufen“, beeilte sich deshalb Jan Schneider bei der letzten Sitzung zu betonen.
Zurück zu den unmittelbar notwendigen Maßnahmen. Womöglich wird die Debatte auch von einem weiteren Umstand beschleunigt: Am Freitag findet die Ortsbeiratssitzung in der alten Turnhalle statt. Da wird es allen Anwesenden im Laufe der Zeit ziemlich sicher kalt.
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Die nächste Ortsbeiratssitzung findet am Freitag, 26. Oktober, um 20 Uhr in der alten Turnhalle am Grubweg 6 in Kalbach statt. Die Sitzung ist öffentlich.
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Fotos: Archiv