Losverfahren: Schulleiterin warnt vor „Panikmache“

Es ist ein derzeit heißdiskutiertes Thema, das viele Eltern verunsichert: Ab sofort spielt beim Übertritt an die weiterführenden Schulen das Los eine entscheidende Rolle. Die Neuregelung wurde vom Staatlichen Schulamt eingeführt, um Rechtssicherheit zu schaffen, da es in der Vergangenheit regelmäßig zu Widersprüchen und Gerichtsverfahren kam. Es gab auch eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht. Helmut Kühnberger, Direktor des Riedberg-Gymnasiums, kritisiert das neue Verfahren scharf, da der naturwissenschaftliche und bilinguale Schwerpunkt der Schule nicht mehr als Auswahlkriterium gilt. Elternwille und Wohnortnähe zählen ebensowenig. Dr. Susanne Gölitzer, Schulleiterin der benachbarten IGS Kalbach-Riedberg, warnt im MAINRiedberg-Gespräch aber vor „Panikmache“.

„Es ist nicht so, dass jetzt kein Kind mehr in seine Wunschschule gehen kann“, sagt Gölitzer, die das neue Auswahlverfahren mit Blick auf die erst 2017 eröffnete Gesamtschule erläutert. Sie spricht auch von einem „Gerechtigkeitsfaktor“, nennt die neue Regelung „beinahe radikal demokratisch“. So werden weiterhin Härtefälle und Inklusionskinder bevorzugt, in der Regel auch Geschwisterkinder. Die übrigen Schulplätze aber werden unter allen Anmeldungen verlost.

Warum das Losverfahren für mehr Gerechtigkeit sorgen könnte

Bisher nahm man Kinder aus den Grundschulen im Stadtteil auch gruppenweise auf. Das ist nun nicht mehr möglich, „begünstigt aber Kinder, die außerhalb des Riedbergs wohnen und die bisher oft das Nachsehen hatten, ein bisschen mehr, während es für Kinder hier vor Ort vielleicht ein bisschen schwieriger wird“. Für die IGS insgesamt sei es aber kein so gravierender Unterschied, weil die Frankfurter Gesamtschulen immer schon alle Kinder ungeachtet der jeweiligen Empfehlung aufgenommen haben.

Susanne Gölitzer geht davon aus, dass die meisten Kinder, die mit Erstwunsch die Gesamtschule Kalbach-Riedberg wählen, hier einen Platz bekommen werden. Deshalb liegt sozusagen der Ball bei den Eltern, die eine bewusste Auswahl treffen sollten. Am liebsten würde sie ihnen mit auf den Weg geben: „Machen Sie sich keine so großen Sorgen. Wir haben 100 Plätze und die werden wir natürlich vergeben.“

Ärgerlich sei allerdings, dass man keine Gruppen aus Grundschulen, mit denen man kooperiere, mehr aufnehmen könne. Hinzu kommt, dass das besondere Profil, das alle hessischen Schulen angehalten sind zu entwickeln, kein Auswahlkriterium mehr ist. Das Sprach- und Kommunikationsprofil der IGS, „in das wir viel Zeit und Mühe investiert haben“, darf bei der Platzvergabe kaum noch eine Rolle spielen. Das beliebte Französisch- und Spanischangebot an der Schule wird aber definitiv bestehen bleiben.

Foto: Archiv 

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