Riedberg: Schulleiter kritisiert neues Losverfahren

Rund 300 Viertklässler aus Riedberg und Kalbach wechseln im Sommer auf die weiterführenden Schulen. Doch die Verunsicherung ist groß. Denn aufgrund einer Neuregelung wird mehr und mehr das Los über die Platzvergabe entscheiden. Helmut Kühnberger, Schulleiter des Riedberg-Gymnasiums, kritisiert gegenüber hessenschau.de das neue Verfahren und erklärt: „Nun verbietet uns das Staatliche Schulamt, die Wünsche der Eltern zu berücksichtigen.“

Das Gymnasium Riedberg, inzwischen eine der beliebtesten Schulen Frankfurts, hat das sich vor Jahren für den sogenannten MINT-Schwerpunkt (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) in Verbindung mit zweisprachigem Unterricht entschieden. Das gilt ab sofort nicht mehr als Auswahlkriterium. Ebensowenig der Sprachschwerpunkt der IGS Kalbach-Riedberg, die Französisch und Spanisch ab der sechsten Klasse anbietet. Als einzige Gesamtschule im Norden. 

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum neuen Losverfahren

Was ändert sich ab sofort bei der Platzvergabe?

Bei der Vergabe von Plätzen an die weiterführenden Schulen wird das Los eine viel größere Rolle als in den vergangenen Jahren spielen. Melden sich zu viele Schüler für eine Schule an, werden die meisten Plätze verlost – nur wenige gesetzliche Kriterien, die Härtefallregelung und die Geschwisterkindregelung können vorab zu einer Auswahl von Schülern führen.

Welche Kriterien zählen beim Auswahlverfahren? 

Härtefälle oder Inklusionskinder erhalten den Vorzug. Bevorzugt werden auch Kinder, wenn sie eine Fremdsprache (außer Englisch) wählen, die mit der Sprachenfolge der Schule übereinstimmt. Daneben gelten derzeit nur zwei zertifizierte Schwerpunkte, nämlich „Sport“ und „Musik“, wie sie beispielsweise die Wöhlerschule (Musik) oder die Carl-von-Weinberg-Schule (Sport) anbieten. Der Schwerpunkt Naturwissenschaften zählt nicht mehr. Hat die Schule die gesetzlichen Kriterien unter allen Anmeldungen geprüft, kann die Schule entscheiden, ob sie Geschwisterkinder bevorzugt aufnimmt.

Welche Kriterien zählen nicht mehr?

Wohnortnähe, Schulkooperationen und Bewerbungsschreiben der Eltern werden nicht mehr berücksichtigt.

Wann und wie entscheidet das Los?

Alle Schulplätze, die nicht nach den oben genannten Kriterien vorab vergeben wurden, werden verlost. Das Losverfahren findet an den einzelnen Schulen statt, dabei gilt das 6-Augen-Prinzip. Wenn es mehr Anfragen als Plätze gibt und die Losverfahren an den möglichen Erst- und Zweitschulen durchgeführt wurden, kommt das Staatliche Schulamt ins Spiel und ruft die sogenannte Verteilkonferenz ein. Hier treffen sich die Schuldirektoren der gewünschten Schulform mit freien Plätzen, um die verbliebenen Kinder zu „verteilen“.

Warum gibt es diese Neuregelung?

Das Staatliche Schulamt will mehr Rechtssicherheit bei der Schulplatzvergabe schaffen. Beim bisherigen Verfahren kam es regelmäßig zu rechtlichen Widersprüchen und Gerichtsverfahren. Es gab sogar eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht.

Wird das neue Losverfahren bleiben oder sind in Zukunft weitere Auswahlkriterien denkbar?

Das Gymnasium Riedberg und vier weitere Frankfurter Schulen haben beim Kultusministerium bereits beantragt, dass der MINT-Schwerpunkt als Auswahlkriterium staatlich anerkannt wird. Dann könnte man zur bisherigen Praxis zurückkehren und vor einem Losverfahren die Schülerinnen und Schüler bevorzugt aufnehmen, die das naturwissenschaftliche Profil konkret wünschen.

Foto: MAINRiedberg

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