Ladenöffnungen: Zwischen Neustart und Existenz-Sorgen

Ab morgen werden Läden bis zu 800 Quadratmetern Verkaufsfläche wieder öffnen, natürlich mit den entsprechenden Corona- und Abstands-Regeln. Im Riedbergzentrum können Buch- und Modegeschäfte neu starten  – während die Gastronomie geschlossen bleibt und selbst kleine Betriebe nur TO GO verkaufen dürfen. MAINRiedberg hat bei Leonell-Kindermode und dem „House of Waffles“ in der Altenhöferallee nachgefragt, was die ersten Lockerungen und die bestehenden Beschränkungen für sie bedeuten.

„Die Unterstützung durch unsere Stammkunden hat mich gerettet“

„Der April ist normalerweise mein umsatzstärkster Monat im Jahr, weil die Kunden Frühjahrs- und Sommerkleidung für ihre Kinder kaufen. Jetzt hatte ich den Laden voller Ware, durfte aber einen Monat lang nicht öffnen“, berichtet Katerina Hirsch, Inhaberin von Leonell-Kindermode – und betont zugleich: „Umso dankbarer bin ich meinen Stammkunden, die unser Konzept schätzen und den Bestell- und Abholservice in Anspruch nahmen. Diese Unterstützung hat mich gerettet.“

Katerina Hirsch war in den vergangenen Wochen von Montag bis Freitag ab 10 Uhr in ihrem Laden, nahm Bestellungen auch per Mail oder Telefon entgegen, hängte  die bestellte Ware abholbereit vor die  Eingangstüre und kam trotz der räumlichen Trennung vielleicht sogar intensiver als sonst mit den Kundinnen und Kunden ins Gespräch. Denn Aufgeben war für sie keine Option. Sie sagt: „Diese Wochen haben uns auf die Probe gestellt, nicht nur als Unternehmer oder als Elternteil oder Partner, sondern vor allem als Mensch.“ Gerade Initiativen wie die Facebook-Gruppe #Support our local dealer/ Riedberg hat dazu beigetragen, dass die kleinen Geschäfte unterstützt werden, „dafür bin ich unglaublich dankbar“. Das hat sogar neue Kunden gebracht. Katerina Hirsch hat auch viele liebe Durchhalte-Emails bekommen. „Ich war so gerührt. Bin fast in Tränen ausgebrochen.“

Jetzt ist sie mehr als dankbar, dass sie am morgigen Montag wieder öffnen kann. Sie hofft, dass die große Solidarität in unserem Stadtteil und die neuen Kontakte auch über die schwere Corona-Zeit bestehen bleiben. „Wir im Textil-Einzelhandel sind ohnehin wie Dinosaurier und müssen uns Tag für Tag gegen den Online-Handel behaupten. Aber ich werde weiterkämpfen.“

Die Gastronomen sagen: „Zeitnahe Lockerungen sind existentiell!“

„Natürlich hat die Tatsache, dass wir Gastraum wie Terrasse schließen mussten, zu einem erheblichen Umsatzeinbruch geführt“, berichten Heike und Tim Brockmeier, die mit viel Liebe und Engagement das „House of Waffles“ in der Altenhöferallee aufgebaut haben und auch der Corona-Krise trotzen wollen.

Sie waren ständig mit dem Gewerbe- und Ordnungsamt in Kontakt, haben die sich ständig ändernden Verordnungen der Landesregierung gelesen und studiert, um immer up to date zu sein. „Wir sind aber sehr froh, dass wir unsere Ware wenigstens TO GO anbieten und verkaufen dürfen. So haben wir, im Vergleich zu vielen anderen, die komplett schließen mussten, wenigstens einen Grundumsatz.“ Und so mussten sie nicht alle Mitarbeiter „nach Hause“ schicken, sondern können dem ein oder anderen noch ein Minimum an Einkommen bieten und so etwas gegen deren Existenzängste tun. Und daher ist es den beiden ganz wichtig zu sagen: „Wir sind jedem einzelnen Kunden und Gast sehr sehr dankbar, dass er vorbeikommt und uns trotz der widrigen Umstände, die Treue hält. Das hat uns eine Menge Mut gemacht “

Klar ist aber: „Zeitnahe Lockerungen sind für uns wie für alle anderen Gastronomen existentiell.“ Zu den großen Umsatzeinbußen kommt nämlich auch hinzu, dass trotz der vielen Solidaritätsaktionen in den sozialen Netzwerken oder den „Zusammenhalten“-Kampagnen in der Öffentlichkeit, „wir vom Großteil unserer Lieferanten etc. nur sehr wenig Solidarität, etwa in Form von Rechnungsstundungen oder Zahlungszielverlängerung erfahren.“ Die hohen Fixkosten blieben.

Doch der hoffnungsvolle Blick nach vorne bleibt ebenso: „Wenn wir unsere großen und kleinen Kunden wieder an die Tische bitten können, damit sie in Ruhe genießen und entschleunigen können, wenn auch nur eingeschränkt und mit Abstand und Vorschriften, würde wir uns wirklich sehr freuen. Das würde nicht nur uns wieder ein Stück Normalität zurückgeben.“

Fotos: MAINRiedberg

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