Flüchtlinge haben Turnhalle verlassen

Diese Nachricht überraschte selbst Ehrenamtliche und Helfer: Bereits am Mittwoch haben rund 100 Flüchtlinge, darunter mehr als 40 Kinder, die Notunterkunft in der Turnhalle am Martinszehnten verlassen. Erst vergangenen Freitag hatte die Landesregierung bekanntgegeben, dass die Turnhallen in Fechenheim, Kalbach sowie an der Sport-Uni nicht mehr benötigt würden. Die Asylsuchenden aus der Kalbacher Notunterkunft, die überwiegend aus Afghanistan stammen, leben jetzt in der neuen großen Erstaufnahmeeinrichtung Frankfurts in der Hanauer Landstraße, im ehemaligen Neckermann-Gelände. Sie waren erst im Dezember in unseren Stadtteil gekommen. Vorher war in der Turnhalle bereits eine erste große Gruppe von Flüchtlingen untergebracht, die nach Gießen verlegt wurde.

In unserem Stadtteil hat die Zusammenarbeit von Träger, Helfern und Wachpersonal gut funktioniert und laut Ortspolitikern zu einem guten Klima in der Notunterkunft beigetragen hat. Ortsvorsteherin Carolin Friedrich (CDU): „Ich kann der Diakonie, den Mitarbeitern und allen Helfern vor Ort nur ganz herzlich danken.“

Wann die Sportvereine die Turnhalle am Martinszehnten wieder nutzen können, steht noch nicht fest. Erklärter politischer Wille ist allerdings, dass das „so schnell wie möglich geschieht“. Kommenden Mittwoch findet eine Begehung des Sportamtes statt. Dort will man begutachten, welche Reparaturarbeiten nötig sind, was aber vielleicht auch während laufender Nutzung der Vereine noch erledigt werden kann.

Das Riedberger Familienzentrum Billabong, das Sprachkurse für Frauen und Mädchen aus der Notunterkunft angeboten hat, möchte auch künftig für Flüchtlinge aktiv sein. Mit der Initiative „Frankfurt hilft!“, die das Engagement für Flüchtlinge in der Stadt koordiniert, steht man in Verbindung. Anja Hohmann von Billabong: „Wir können auf jeden Fall weiterhin einen Sprachkurs anbieten, wenn das gewünscht und auch logistisch möglich ist.“

Die Sprachkurse würde wieder ein ehemaliger Sonderschullehrer leiten, ehrenamtlich. Bereits in den Herbstferien hatte ein erster „Crashkurs“ im Infobüro der Hessenagentur im Riedbergzentrum stattgefunden (siehe Foto oben). Es dauerte, bis die Frauen Vertrauen fassten. Einige berichteten über die wochenlange Flucht. Am Ende des Kurses erklärte eine Syrerin, die vorher kein Wort Deutsch gesprochen hatte: „Sehr viel gelernt!“ Dank Betreuungsangebot konnten Mütter auch ihre kleinen Kinder mitnehmen. Darunter war ein erst drei Monate altes Baby. Es ist auf der Flucht geboren.

Für die Zukunft ist nicht ausgeschlossen, dass die Turnhalle in Kalbach eventuell wieder als Notunterkunft benötigt wird. Das kann passieren, wenn die Flüchtlingszahlen wieder stark ansteigen.

Flüchtlingsunterkunft Martinszenten_2
Die Flüchtlinge haben bereits am Mittwoch die Notunterkunft in der Kalbacher Turnhalle verlassen

(Text: cd/ Fotos: cd/ Ortsbeirat)

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