Die Welt der „Wagenburgler“ hat jetzt Unterstützung bekommen

Die Wagenburgler in der Talstraße 107

Die Bauwagen-Gruppe „We Need Homes To Stay At Home FFM“ wollte ein Zeichen setzen, als sie etwa 2020 eine Brachfläche am Frankfurter Ostbahnhof mit Bussen und Bauwagen besetzte, um dort zu leben. Den Aktivisten ging es nicht nur darum, eine Bleibe zu finden. Ziel war es von Anfang an auch, auf den Mangel an bezahlbarem Wohnraum und die Not von obdachlosen Menschen hinzuweisen – gerade in der Pandemie.

Vor zwei Jahren, als das Bauwagen-Ensemble noch am Ostbahnhof stand, kam die Kündigung vom Grundstückseigentümer, der Hotelkette Premier Inn. Die Wohnungsnot hatte wieder zugeschlagen! Jetzt, Ende 2021 sollte die Gruppe einem Hotelneubau weichen. Dem 280. Hotel in Frankfurt. Die durchschnittliche Auslastung aller Hotels liegt derzeit geschätzt bei 52 %, so die städtische Tourismus- und Congress-Gesellschaft.

Frischluftschneise, Grüngürtel-Verbindungsstück, 120-Jahre alte Bäume, urbanes Gesellschaftsleben, alles nicht mehr wichtig. Hauptsache der Investor hat seine Rendite. Die ebenfalls auf dem Gelände lebenden geschützten Mauereidechsen boten bis zuletzt einen gewissen Schutz vor einer Auflösung des Wagenplatzes. Doch auch sie wurden umgesiedelt.

Doch die Stadtverwaltung, vor allem Frau Heilig (Grüne) suchte eine neue Unterbringungsmöglichkeit. In Kalbach auf dem geplanten Grundstück für die vorgesehene Johanna-Tesch-Schule wurde sie fündig. Seit dem Umzug nach Kalbach sind inzwischen wieder anderthalb Jahre ins Land gegangen.

Von den Bewohnern werden die 10 bis 15 jungen Leute liebevoll Wagenburgler genannt. Doch ihr Verweilrecht basierte bisher nur auf dreimonatigen Kurz-Verträgen der Stadt. Keine Basis für langfristige Entscheidungen und ein hohes Maß an Unsicherheit. Sozusagen Leben „auf dem Sprung“. Dabei wollen die Menschen auf dem Wagenplatz nicht nur zusammenleben, sondern politisch und kulturell arbeiten und in die Stadt und die Nachbarschaft hineinwirken.

Jetzt hatte die Stadt ein Einsehen und hat den Wagenburglern einen Jahresvertrag übermittelt, der sich verlängert, wenn er von den Parteien nicht fristgerecht gekündigt wird. Damit hat das Projekt eine mittelfristige Perspektive und kann wichtige Entscheidungen treffen, wie weitere kulturelle Aktivitäten, Brennholzbeschaffung oder Wasserbevorratung. Der Gruppe ist ein Stein vom Herzen gefallen!

Die Wagenburgler in der Talstraße 107

Die Wagenburgler in der Talstraße 107

Eventuell ist es sogar möglich, die frei gewordenen Lagerhallen in der Nachbarschaft bis zur Wiederverwendung für Veranstaltungen zu nutzen.

Wie in einem Bericht der Frankfurter Neue Presse vom 24.09.2022 zu lesen war, soll der Umzug der Johanna-Tesch-Gesamtschule an ihren eigentlichen Standort im Frankfurter Norden, laut kürzlich veröffentlichtem Schulentwicklungsplan, erst zum Schuljahr 2029/2030 erfolgen. Aktuell wird die Luftqualität dieses Standorts gemessen und dann ausgewertet. Damit sichergestellt ist, dass die zukünftigen Schüler auch saubere Luft atmen werden.

Damit könnten die Wagenburgler noch viele Jahre auf diesem Gelände wohnen, bevor der erste Spatenstich für den Neubau der Schule erfolgt. Und die Kalbacher Nachbarn freuen sich auf die jugendliche, hilfsbereite Nachbarschaft, die auch ein wenig Abwechslung in den Alltag bringen wird.


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