Die Kalbacher Gastfreundschaft für Gestrandete

Bauwagen

Kalbach war in den vergangenen Jahren des Öfteren die letzte Rettung für Menschen, die eine temporäre Bleibe suchten, und auch bis heute ist das so geblieben.

Von 2016 bis 2021 wurden über 300 Flüchtlinge auf dem Alten Flugplatz Kalbach-Bonames beherbergt. Ende 2021, zu Zeiten der Corona-Pandemie, wurde auf dem U-Bahn-Parkplatz dem Zirkus Delmonde Zuflucht gewährt.

Mit Beginn des Überfalls der Russen auf die Ukraine Anfang 2022 mussten viele Ukrainer in Deutschland erst mal provisorisch untergebracht werden. Dabei konnte zum Glück auf die Halle im Sportzentrum „Am Martinszehnten“ zurückgegriffen werden. Inzwischen stehen die Räumlichkeiten wieder den Sportlern zur Verfügung und die Bewohner des Provisoriums konnten anderweitig untergebracht werden.

Ebenfalls Anfang 2022 stellte sich in einer Sitzung des Ortsbeirats (12) die Initiative „We need homes to stay at home FFM“ (Wir brauchen ein Heim, um in Frankfurt zu bleiben) vor. Etwa 8 Menschen leben seit Dezember 2021 in Bauwagen auf einem Gelände in der Talstraße 107.

18 Monate zuvor hatten sie sich zusammengeschlossen, um auf die drängende Wohnungsnot in Frankfurt aufmerksam zu machen. Damals besetzten sie eine Fläche im Ostend. Dort wurde nicht nur gewohnt, sondern die kleine Gruppe konnte auch Kulturveranstaltungen für Interessierte anbieten.

Das Anliegen der Gruppe ist: Leerstände zu beleben und vor Vermüllung zu bewahren. Da sie dort aber nicht bleiben konnten, wechselten sie mit Unterstützung der Bildungsdezernentin auf das Grundstück in Kalbach. Dazu wurde mit der Stadt ein Vertrag für eine vorübergehende Nutzung abgeschlossen. Dies war erforderlich, da auf diesem Gelände eventuell die Johanna-Tesch-Schule eines Tages errichtet werden soll.

Auf dem Gelände betreibt auch der Frankfurter Verein das Trainings- und Ausbildungszentrum „taz“. Auch die Reha-Werkstatt Oberrad sitzt dort und es gibt eine Firma für Elektrotechnik in den dortigen Backsteinbauten.

Doch so richtig geeignet ist der Platz für das Anliegen der Gruppe nicht. Er ist zu ruhig und anders als im Ostend gibt es hier kaum Laufkundschaft. Daher kann man hier weder Workshops anbieten noch Filmabende gestalten oder mit den Nachbarn kochen und Hausflohmärkte organisieren.

Daher haben sie der Stadtverwaltung in der Zwischenzeit schon mehr als 20 alternative Standorte vorgeschlagen. Aber bisher ohne Erfolg. Diese Ungewissheit, wie es weitergeht, zerrt an den Nerven.

Sie wollen ja nicht nur zusammenleben, sondern auch sich gemeinsam politisch und kulturell engagieren und dadurch in die Stadt hineinwirken. Mit viel Glück könnten sie jetzt sogar einen Einjahresvertrag für das derzeitige Grundstück bekommen. Aber letztlich ist das doch nur ein Aufschub für eine beschränkte Zeit. Gelöst ist das finale Unterbringungsproblem damit noch lange nicht.

Ein ähnlich gelagertes Problem ist die Wohnwagensiedlung „Bonameser Straße“ südlich der Alten Flugplatzes. Auch hier versucht die Stadt nur die Bewohner zum Verschwinden zu motivieren, hat aber keinen Alternativplatz, den sie anbieten könnte.


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