Die Gewinner des Polytechnik-Preises 2022 stehen fest

Polytechnik Preis 2022

Polytechnik Preis 2022, SPTG, Foto: Dominik Buschardt

Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft vergibt insgesamt 77.000 Euro an vier herausragende fachdidaktische Konzepte in der MINT-Bildung (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik).

Der Hauptpreis geht an Prof. Dr. Francesco Mondada von der École Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) für das Konzept »Lernroboter Thymio«. Das diesjährige Fokusthema lautete: „Digitale Werkzeuge als Gewinn für den MINT-Unterricht“.

Das Konzept fördert mithilfe eines lebensbegleitenden Lernroboters besseres Bewusstsein für die MINT-Fächer, indem die Vorteile der Robotik mit informatischem Denken auf spielerische Art und Weise miteinander verbunden werden.

»Lernroboter Thymio« überzeugte die Auswahlkommission durch seinen interdisziplinären Charakter, das einfach zu bedienende physische Objekt, die Interaktion mit der realen Welt durch Sensoren und Aktuatoren1 sowie der Möglichkeit unmittelbarer Rückmeldungen zu Designentscheidungen, Berechnungen und Hypothesen. So werden bei Schülern Freiräume für kreative Lösungswege geöffnet und das Lernen von Grundkonzepten der Informatik unterstützt.

Für seine Lehr-Lern-Plattform »ID-LOGICS«, einem digitalen System zur Bestimmung von Tier- und Pflanzenarten für Jugendliche, erhielt Biologiedidaktiker Prof. Dr. Jorge Groß, Lehrstuhlinhaber für Didaktik der Naturwissenschaften an der Philipps-Universität Marburg, den 2. Preis.

Den 3. Platz belegte Prof. Dr. Jochen Kuhn, Leiter des Lehrstuhls für Didaktik der Physik an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) für sein Konzept »Digitale Schweizer Taschenmesser«, das die Verwendung mobiler Medien zum Experimentieren in MINT-Fächern zum Gegenstand hat.

2022 wurde zudem zusätzlich ein Sonderpreis vergeben. Diesen erhielten Dr. Nadja Belova, Akademische Rätin am Institut für Didaktik der Naturwissenschaften, Abteilung Chemiedidaktik, Universität Bremen, und Dr. Moritz Krause, Lehrer für Chemie und Biologie am Schulzentrum Geschwister Scholl Gymnasiale Oberstufe Bremerhaven und teilabgeordnete Lehrkraft am Institut für Didaktik der Naturwissenschaften an der Universität Bremen, für ihr Konzept »HIQO – Das Wasser mit Leitfähigkeitsextrakt«. In ihrem Ansatz beschäftigen sie sich mit der Entlarvung falscher wissenschaftlicher Behauptungen in „Sozialen Medien“ anhand der Verwendung eines imaginären Produkts.

„Die Digitalisierung führt zu tiefgreifenden Veränderungen in nahezu allen Bereichen unseres Lebens. Junge Menschen auf die digitale Lehr-Lern-Welt vorzubereiten muss somit ein zentrales Anliegen unserer Gesellschaft sein. Die diesjährigen Preisträgerkonzepte besitzen das Potenzial, den MINT-Unterricht an Schulen in dieser Hinsicht entscheidend zu bereichern“ betont Prof. Dr. Frank E.P. Dievernich, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft.

Ziel des Polytechnik-Preises ist es, die große Bedeutung naturwissenschaftlicher Bildung hervorzuheben und Wissenschaftler, Fachdidaktiker und Lehr-Lernforscher für ihre herausragende Forschungs- und Entwicklungsarbeit zu würdigen. Alle prämierten Projekte sind praktisch erprobt, auf ihre Wirksamkeit hin untersucht worden und eignen sich für einen unmittelbaren Transfer an neue Bildungsorte.

Darum endet der Polytechnikpreis auch nicht mit der Preisverleihung: Im Anschluss bemüht sich die Stiftung Polytechnische Gesellschaft darum, die ausgezeichneten Preisträgerkonzepte nach Frankfurt am Main zu transferieren, sodass möglichst viele Kinder und Jugendliche der Stadt von den innovativen, wirksamen MINT-Vermittlungskonzepten profitieren.


1 Als Aktuator werden antriebstechnische Baueinheiten bezeichnet, die ein elektrisches Signal (vom Steuerungscomputer ausgegebene Befehle) in mechanische Bewegungen bzw. Veränderungen physikalischer Größen wie Druck oder Temperatur umsetzen und damit aktiv in den gesteuerten Prozess eingreifen.

Der von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft seit 2011 ausgelobte Preis wurde 2022 zum 5. Mal vergeben. Mit Preisgeldern in Höhe von insgesamt 77.000 Euro gehört er zu den wichtigsten Forschungspreisen für Fachdidaktik im deutschsprachigen Raum.

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