Steht der neue Sportplatz vor dem Aus? Als MAINRiedberg vor wenigen Tagen über eine neue Vorlage des Planungsdezernats berichtete, reichten die Reaktionen im Stadtteil von Unverständnis bis Entsetzen. Wegen der Feldhamster-Vorkommen östlich der Altenhöferallee könnte die gesamte “Sportflächenerweiterung” mit 400-Meter-Bahn, Funktionsgebäude, großem Spielfeld und Kleinspielflächen gekippt werden – so kann man die Magistratsvorlage M 56 verstehen. In Mittwochabend trafen sich Vertreter von Vereinen, Schulen und des Stadtteilarbeitskreises, um ein Zeichen zu setzen. Oder, wie es Alex Markert vom SC Riedberg, die Elternbeiratsvorsitzenden der Grundschulen und ein Sportlehrer formulierten: „Der Sportplatz muss kommen!“
Der geschützte Feldhamster ist Tier des Jahres 2016, gräbt seine Gänge gerne im Kornfeld, am Riedberg allerdings auch auf jener noch unbebauten Fläche, wo die dringend benötigten weiteren Sportflächen entstehen sollen. Bisher war geplant, dass die Hamster gezählt und umgesiedelt werden sollen. Mehr als vier Millionen Euro sind für den neuen Sportplatz bereits budgetiert und eingestellt. Jetzt ist in dem amtlichen Papier von der eventuellen „Unmöglichkeit der Ausführung“ der Sportanlage die Rede.
Alex Markert vom SC Riedberg und Elternvertreter der Schulen stellen klar: “Der Sportplatz muss kommen!”
Die „alte“ Anlage auf der anderen Straßenseite platzt laut SC Riedberg „schon jetzt aus allen Nähten“, die Schulen und andere Vereine dringen auf Leichtathletik-Möglichkeiten. „Man muss sich das mal vorstellen: Es gibt bald vier Schulen und keine Möglichkeit für Bundesjugendspiele“, so eine Elternvertreterin. Simone Hoppe vom Familienzentrum Billabong betont: „Wir brauchen das für die jungen Leute, aber auch für all die Familien und Senioren, die aktiv sein wollen. Jeder weiß, wie wichtig Sport und Aktivitäten für die Entwicklung und für einen lebendigen Stadtteil ist.“
Franz Biebl, Sprecher des Stadtteilarbeitskreises, setzt sich jetzt auch im Planungs- und im Sportdezernat dafür ein, dass “die Sportfeldanlage tatsächlich realisiert wird”
Auch Franz Biebl, Sprecher des Stadtteilarbeitskreises, erinnert daran: „Eine einzige Sportanlage für 16.000 bis 17.000 Menschen, zwei Grundschulen, ein Gymnasium und demnächst auch eine Integrierte Gesamtschule – das geht nicht.“ Zumal der Riedberg ein sehr junger Stadtteil mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil von Kindern und Jugendlichen ist. Langfristig werden bis zu 3000 Schülerinnen und Schülern erwartet. Der Stadtteilarbeitskreis hat sich Anfang der Woche bereits an das Planungsdezernat von Bürgermeister Olaf Cunitz (Grüne) und an das Wirtschafts- und Sportdezernat von Markus Frank (CDU) gewandt. Im Schreiben des Stadtteilarbeitskreises heißt es: „Wir gehen davon aus, dass auch der Ortsbeirat alles dafür tun wird, dass die Sportfläche tatsächlich realisiert wird.“
Am 12. Mai ist die Sitzung im Römer
Es ist nicht bekannt, ob und wie weit Mitglieder des Ortsbeirats vorab Kenntnis davon hatten. Die Sportplatz-Passage im Papier des Planungsdezernats, Seite 10, letzter Absatz, könnte man auch leicht überlesen. Zumal es in der Vorlage, die am 12. Mai im Römer beschlossen werden soll, um noch viel mehr geht: um die Aufhebung der Entwicklungssatzung am Riedberg zum 30. Juni 2016 plus die Einzelheiten für die „Abwicklungsphase“ bis 2020. Das bedeutet: Der Riedberg geht inklusive Infrastruktur, Kosten und Lasten in die Hände der Stadt über, die Hessenagentur wird aber für die Fertigstellung des Westflügels und weiterer Maßnahmen jeweils verantwortlich bleiben.
Am frühen Mittwochabend kamen auch Vertreter der Orts-CDU, von SPD und BFF. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Stefan Müller ging ins Feld und zeigte, dass der Sportplatz von der Altenhöferallee bis ungefähr zum Tempo-70-Schild an der breiten Landesstraße gen Kalbach – und auch in ursprünglich geplante Kleingärten – reichen würde. Er betonte: „Das war immer Konsens, dass die Anlage kommt.“ Die SPD nennt die zweite Sportanlage „exorbitant wichtig für die Bevölkerung“. Der Ortsbeirat will nun offenbar von seinem Anhörungsrecht vor der Abstimmung im Römer Gebrauch machen und auch die Stadt-Fraktionen für das Thema Sportplatz sensibilisieren.
Gruppenbild mit Politik: Neben Elternbeiräten und Vereinen setzten sich am Mittwoch auch zahlreiche Ortsbeiräte für die neue Anlage ein. Allerdings stößt ein aktueller CDU-Antrag bei Riedberger Akteuren auf große Skepsis
Was meint die CDU mit „Alternativ-Grundstück“?
Zudem gibt es drei Anträge für die nächste Ortsbeiratssitzung am kommenden Freitag zum Thema Sportflächenerweiterung. Dort setzt man sich klar dafür ein, allerdings steht im CDU-Antrag OF 4/12 auch: Wenn dies wegen des Feldhamsters nicht möglich sein sollte, „sollte jedoch ein geeignetes alternatives Grundstück gesucht werden, statt auf die Baumaßnahme zu verzichten“.
Die Sorge einiger Vereinsakteure ist jetzt: Rein hypothetisch könnte es sein, dass es ein Grundstück gibt, das aber vielleicht nicht am Riedberg liegt – und dass die Riedbergmittel dorthin umgeleitet werden könnten. Ortsvorsteherin Carolin Friedrich zu MAINRiedberg: „Diese allgemein gehaltene Formulierung dient einzig der Sicherheit, dass am Ende nicht gesagt wird: Das gibt’s gar nicht.“ Ein eventueller „Ausgleichsflächentausch“ sei ein allerletzter Schritt, um den Sportplatz doch noch möglich zu machen, und liege, falls überhaupt, in ferner Zukunft.
Jörg Rohrmann, stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender und Riedberger, hält es hingegen für „unmöglich“, noch ein geeignetes Areal am Riedberg zu finden. Er lasse sich diesbezüglich aber gerne belehren. Es folgt der Nachsatz: „Hier nützt uns nur ein Grundstück direkt vor Ort.“
Franz Biebl, Sprecher des Stadtteilarbeitskreises, ein ruhiger und auf Ausgleich bedachter Mann, hatte es am Mittwoch so ausgedrückt: „Artenschutz ist wichtig. Die Menschen, die hier leben, sind es aber ganz bestimmt auch.“
Claudia Detsch
(Fotos: cd (2)/ Markert/ Stadt Frankfurt)