Wie viele Schulplätze fehlen wirklich?

Montag, 2. November, 19 Uhr. Dieter Sauerhoff vom Landesschulamt ist persönlich mit einem Team aus Schulleitern in die Aula des Gymnasiums Riedberg gekommen, um die Probleme beim Übergang in die weiterführenden Schulen, die Schul-Typen und vor allem das VERÄNDERTE Vergabe-Verfahren zu erläutern. Der diesjährige Vierklässler-Jahrgang ist noch größer als der vorhergehende. In zahlreichen Stadtteilen fehlen mal 60, mal 90 Plätze. Im Norden Frankfurts inklusive Riedberg/ Kalbach sollen 2016 deutlich über 250 Plätze vor allem im gymnasialen Bildungsgang fehlen. Davor warnen Elternvertreter seit Monaten – während die Stadt in einem aktuellen Schreiben argumentiert, dass allein das Gymnasium Riedberg 180 Plätze und damit ausreichend Kapazitäten für rund 150 erwartete Riedberg-Kinder bietet. Der leitende Direktor am Landesschulamt, Dieter Sauerhoff, hielt zu diesen Zahlenspielen gestern Distanz. Er stellte klar, dass er für die Lösung des Problems verantwortlich ist und nicht der Verursacher. Sein Anliegen ist es, dass die Plätze fair auf die Kinder verteilt werden. Sauerhoff bot sogar an, per Telefon und Mail bei Fragen da zu sein. „Das fand ich großartig“, erklärte eine Mutter gegenüber MAINRiedberg, die ansonsten ziemlich ernüchtert den Informationsabend verließ.

Fakt ist: Einige Familien, die im vergangenen Jahr Ablehnungen erhalten haben, hatten Eilanträge vor dem Verwaltungsgericht gestellt und letztlich doch noch Plätze an der Wunschschule erhalten – während knapp 500 Viertklässler im Stadtgebiet das Nachsehen hatten. Auch Kinder vom Riedberg, von denen einige wenige jetzt täglich bis nach Höchst zur Schule pendeln. Ab sofort will das Staatliche Schulamt die Vergabe um die knappen Schulplätze so ändern, dass Klagen oder Unklarheiten bis weit in die Sommerferien hinein ausgeschlossen sind. Die wichtigsten Neuerungen sind:

– Ab sofort können nur noch zwei Wunschschulen gewählt werden, in Form von „Erstwunsch“ und „Zweitwunsch“. Alle Anmeldebögen müssen bis 5. März 2016 in der Grundschule abgegeben werden.

– Diese gehen dann umgehend an die erste Wunschschule. Wenn es mehr Anmeldungen als Plätze gibt, wählt die Schule vorläufig nach ihren eigenen Kriterien aus.

– Weiterleitung der Unterlagen von Schülern, die keinen Platz bekommen haben, an die zweite Wunschschule. Dort ebenfalls Vergabe nach eigenen Kriterien.

– Weiterleitung der Unterlagen derjenigen Schülerinnen und Schüler, die in dieser Schule keinen Platz bekommen, an das Staatliche Schulamt.

– Die Verteilerkonferenz im Mai 2016 verteilt diese Schülerinnen und Schüler auf die noch freien Plätze an Schulen in Frankfurt in ihrem gewünschten Bildungsgang (kein Anspruch auf die Schulform). 
Eine Information der Eltern oder der Grundschule, welche Kinder in die Verteilerkonferenz kommen, erfolgt nicht.

31. Mai 2016: Alle Schulen versenden ihre endgültigen und verbindlichen Zusagen, aber auch Absagen. Die Versendung von Absagen ist erstmalig und muss auch unter der Angabe von Gründen erfolgen.

– Angeblich sollen die weiterführenden Schulen mehrere Grundschulen benennen, die sie grundsätzlich aufnehmen. Damit wird das Kriterium der Wohnortnähe gestärkt. Außerdem muss von der jeweiligen Schulleitung begründet werden, warum ein Kind nicht an der Erstwunsch-Schule aufgenommen wird.

„Ob diese Maßnahmen nun zu mehr Transparenz und Fairness führen, wage ich zu bezweifeln“, erklärte Barbara Günther, Elternbeiratsvorsitzende der Marie-Curie-Schule, ermattet nach einem Abend, der viele Informationen lieferte und sehr engagiert geführt wurde, aber nur wenige Unklarheiten beseitigte. Übrigens waren auch Inken Matzen, Rektorin der zweiten Grundschule, sowie die Klassenlehrerin einer vierten Klasse anwesend. „Keine Frage, sie bekommen ja die Sorgen von uns Eltern hautnah mit“, sagte Barbara Günther dazu nur.

Ein Lichtblick ist für viele Eltern die Tatsache, dass bereits zum nächsten Schuljahr das Angebot in puncto Gymnasien und Integrierter Gesamtschulen (IGS) im Stadtgebiet wächst. In einer Containeranlage am Friedhof Westhausen soll ein neues Gymnasium eröffnet werden, das seinen endgültigen Standort im Norden, möglicherweise im Neubaugebiet Bonames-Ost bekommt. Im Süden gibt es eine neue IGS. Für Riedberger interessanter dürfte aber sein, dass Gymnasiasten, die derzeit noch nach Höchst fahren müssen, ab 2018 in einen Neubau am Rand des Campus Westend ziehen. Die Schule soll einen geisteswissenschaftlichen Schwerpunkt bekommen und eventuell nach der Philosophin Hannah Arendt benannt werden. Bis 2019 soll ein weiteres Gymnasium in Nied eröffnen. Zudem möchte der Ortsbeirat erreichen, dass schon zum nächsten Sommer mehr Gymnasial-Plätze an der Otto-Hahn-Gesamtschule (Nieder-Eschbach) geschaffen werden.

Die Stadt geht davon aus, dass sich mit dem Bau einer geplanten Integrierten Gesamtschule (IGS) am Riedberg die „Übergangsquote mit hoher Wahrscheinlichkeit verschieben wird“. In Richtung IGS. Allerdings ist diese neue Gesamtschule OHNE Oberstufe geplant, was Elternvertreter seit Anfang an bemängeln. Denn Tatsache ist auch: Auch beim Übergang Richtung Oberstufe gibt es im Norden Frankfurts einen Mangel an Schulplätzen. Das bestätigte auch Dieter Sauerhoff vom Landesschulamt. „Das sind leider alles die Punkte, weswegen wir uns seit Monaten einsetzen“, erklärte eine Riedberger Elternvertreterin am Rande der Info-Veranstaltung. Es gibt im Prinzip auch einen Dialog mit dem Stadtschulamt, das ja für die Schaffung von Schulplätzen zuständig ist. Dieser Dialog verläuft aber reichlich schleppend.

Die Präsentation der geänderten Schulplatz-Vergabe ist voraussichtlich ab morgen unter www.schulamt-frankfurt.hessen.de zu finden. Dort sind auch die neuen Formulare und Termine einsehbar.

(Zusammenfassung: cd/ Foto: Fotolia)

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