Verschwörungs-Post im Briefkasten

In hunderten Haushalten am Riedberg steckten in den vergangenen Tagen Flyer zum Thema Corona im Briefkasten, die auf bundesweit bekannte Pandemie- und Impfgegner zurückzuführen sind. Frankfurts Gesundheitsdezernent Stefan Majer spricht von einem „allgemeingefährlichen Quatsch“. Auch die Vorsitzende des Ortsbeirates ist empört.

Die Flyer wirken seriös, auf den ersten Blick scheinbar voller Fakten – die sich auf den zweiten Blick und mit etwas Recherche schnell als eine Mischung aus Halbwahrheiten und Verschwörungstheorien entpuppen. Besonders der Name im Kleingedruckten, der umstrittene Arzt Bodo Schiffmann, „Querdenken“-Wortführer und Gründer der Partei „wir2020“, sollte nachdenklich machen. Zuletzt machte er unter anderem mit Behauptungen von sich reden, in Schweinfurt sei ein Mädchen wegen Maskentragens gestorben – was die Polizei überprüfte und als Falschmeldung kennzeichnete. Nach Teilen von Bayern und Baden-Württemberg ist jetzt offensichtlich auch Frankfurt Ziel einer groß angelegten Desinformations-Kampagne.

„Das ist allgemeingefährlicher Quatsch und das Letzte, das wir in der derzeitigen Situation brauchen“, erklärte der Frankfurter Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne) auf MAINRiedberg-Anfrage. „Ich frage mich, wer so was am Riedberg verteilt. Der Inhalt ist an vielen Stellen falsch. Studien werden umgedeutet und das Robert-Koch-Institut falsch zitiert“, betonte auch Carolin Friedrich (CDU), Vorsitzende des Ortsbeirates Kalbach/Riedberg. Sie habe noch keinen dieser Wurfzettel erhalten, kenne den Inhalt aber von Bürgern, die sich sie gewandt haben.

Friedrich weiter: „Natürlich kann man die Corona-Maßnahmen hinterfragen und gegebenenfalls kritisieren, aber hier wird mit Ängsten gespielt und bewusst falsch informiert.“ Wenn man sich die Lage in unseren Nachbarländern anschaue, „kann unsere Strategie so schlecht nicht sein, zumindest haben wir deutlich niedriger Fallzahlen und ich hoffe, dass das so bleibt“.

In Frankfurt gab es in den vergangenen sieben Tagen 950 bestätigte Corona-Fälle, was einen Inzidenz-Wert von 124 pro 100.000 Einwohner bedeutet. Bisher galt schon ab einem Wert von 70 pro 100.000 Einwohner die höchste Warnstufe. Seit Beginn der Pandemie gab es in Frankfurt 81 Todesfälle, 590 in Hessen und knapp 9900 im Bundesgebiet – in Frankreich allerdings fast 34.000.

Weitere Informationen und aktuelle Statistiken unter soziales.hessen.de/gesundheit/corona-hessen/taegliche-uebersicht-der-bestaetigten-sars-cov-2-faelle

Foto: privat

Teile diesen Beitrag mit Freunden