Nicht weit vom Eingang entfernt ist ein Kräuterhügel, an dem sich schon Wildbienen eingenistet haben. Eine Wildhecke plus Wildblumenwiese sollen noch mehr Insekten anlocken (wenn Wetter und Temperaturen endlich mehr Wachstum zulassen). 58 einheimische Tomaten-Sorten, alte Äpfelsorten, ein „Bienenhotel“, ein Teich, der sich dank Pflanzen und Organismen in spätestens drei Jahren selbst reguliert, und reichlich „Grabeland“ für Schulungen – das alles wird bald zum neuen Biotop-Garten der Goethe-Universität auf dem Campus Riedberg gehören. Hier werden Schulklassen aus dem Großraum Frankfurt „ökologisches Wissen lebensnah erfahren können“. Auch Lehramtsstudenten werden davon profitieren. Close to Science – Schule im Wissenschaftsgarten heißt das heute vorgestellte Projekt der Abteilung für Didaktik der Biowissenschaften, das die Fraport AG mit 165.000 Euro unterstützt. Die Projektverantwortliche Tina Braun fasst Arbeit und Konzeption mit den Worten zusammen: „Da steckt viel Herzblut drin.“
Eine ihrer Kolleginnen hat bereits am Anfang skizziert, dass es „hier nicht darum geht, Blumen zu bestimmen und Tiere anzugucken“. Sie erklärt den wartenden Journalisten anschaulich, was ursprüngliche Flora und Fauna bewirken. Warum Bienen und Schmetterlinge bei Blumen mit weniger Pracht und Blütenblättern sich „besser ernähren und entfalten können“, also auch mehr Nektar bekommen. Wie sehen Bienen die Welt, wie locken Blumen sie gezielt an? Welche Rolle spielen – für uns unsichtbare – UV-Male in den Blüten? Das will man den Schülerinnen und Schülern ebenfalls vermitteln. Vielleicht werden sich dann, wie Paul Dierkes, Professor für Didaktik der Biowissenschaften, erhofft, auch schon einige Amphibien am Wasser angesiedelt haben. Kleine Echsen etwa. Dort, wo derzeit nur ein paar Wasserpflanzen, Algen und ein trockenes Bachbett mit Kieselsteinen zu sehen sind.
Studierende können im neuen Biotop-Garten Umweltbildungskonzepte mit Schulklassen in der Praxis erproben sowie Lehrerfahrungen sammeln. An einem “außerschulischen Lernort”, vorzugsweise mit Schülerinnen und Schülern ab der 7. Klasse. „Dieser Brückenschlag zwischen fachdidaktischen Theorien und Praxiserfahrungen im Unterrichtshandeln ist ein wesentlicher Faktor beim Aufbau ökologischen Handlungswissens, das in den späteren Schulalltag Eingang finden sollte“, erklärt Paul Dierkes, zugleich Leiter des Schülerlabors Goethe BioLab.
Das Garten-Projekt ist bereits preisgekrönt
Im Rahmen des Anfang 2016 abgeschlossenen Projekts „Ökologisches Handeln lernen“ entstand über drei Jahre ein innovatives, praxisorientiertes Lehrformat, bei dem Studierende Umweltbildungskonzepte erarbeiteten und mit Schulklassen erprobten. Die Konzepte wurden in Form einer Bildungsmappe zusammengestellt und sind kostenfrei für Lehrkräfte erhältlich. Projektverantwortliche Tina Braun: „Ich habe in keinem anderen Seminar so viele prägende und bereichernde Lehr- und Lernerfahrungen gemacht.“ Seit 1. Mai ist die ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin im Schuldienst. Dank ihrer Erfahrung fühlt sie sich sicher vor der Klasse. Für ihre Arbeit erhielt sie von Dr. Thomas Hartmanshenn, Abteilungsleiter Umweltvorsorge und Leiter der Projektgruppe GrünGürtel der Stadt Frankfurt, die Anerkennung Ausgezeichnetes Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt.
Die Wegbereiter der “Schule im Wissenschaftsgarten”: Dazu gehören Projektleiterin Tina Braun (mit Auszeichnung), Paul Dierkes, Professor für Didaktik der Biowissenschaften (5. v. l.) und Michael Müller, Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor der Fraport AG (2. v. l.). Auch die Vizepräsidentin der Goethe-Universität, Prof. Tanja Brühl (im Bild links), betonte die Bedeutung dieses “außerschulischen Lernorts”
Michael Müller, Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor der Fraport AG, betont: „Kommende Generationen gilt es für die Zusammenhänge, Abläufe und Bedürfnisse der Natur zu sensibilisieren. Dieser Biotopgarten und die Umweltbildungsprojekte der Abteilung für Didaktik der Biowissenschaften tragen nachhaltig dazu bei, dieses Ziel zu verfolgen.“ Später fügt er hinzu: „Alleine schon die Lage hier ist sensationell.“
Der Biotop-Garten ist Teil des großen Wissenschaftsgartens der Goethe-Universität, der südlich des Campus entsteht und sozusagen „unseren“ Riedberg nach Süden mit einem grünen Band abschließt. Mit Blick auf die Skyline. Derzeit sind erst drei von acht Hektar Garten realisiert. Der Freilandbereich ist in den Sommermonaten Montag bis Freitag von 9 bis 14.30 Uhr öffentlich zugänglich. Wir Riedberger sind auch am kommenden Sonntag von 11 bis 17 Uhr willkommen – zum Frühlingsfest mit Führungen, Infoständen, Musik, Essen und Trinken. Plus der offiziellen Eröffnung der neuen „Schule im Wissenschaftsgarten“.
Text & Fotos: cd/ Informationen der Goethe-Universität Frankfurt