Kalbach-Riedberg hat trotz seiner großen Einwohnerzahl nur eine Stadtbezirksvorsteherin!
Frankfurt hat 46 Stadtteile. Diese Einteilung dient aber nur statistischen Zwecken. Aber sie ist im Bewusstsein der Bevölkerung tief verankert.
1973 wurde politisch entschieden, die Stadt in Stadtbezirke (Ortsbezirke, derzeit 16) aufzuteilen und dafür Bezirksvorsteher zu ernennen. „Zur Festigung des Vertrauens der Bevölkerung in die Stadtverwaltung und zur Förderung der Beziehungen zwischen der Bevölkerung und der Verwaltung“, so hieß es damals.
Für jeden durch einen Stadtbezirksvorsteher zu verwaltenden Bezirk kann [noch] ein Stellvertreter bestellt werden. Die Bezirksvorsteher und ihre Stellvertreter sind Ehrenbeamte der Stadt Frankfurt und erhalten eine Anstellungsurkunde. Sie sind dem Oberbürgermeister dienstlich unterstellt. Es handelt sich um ein (unbezahltes) Ehrenamt. Allerdings gibt es eine Aufwandsentschädigung von 409 Euro1.
Das Aufgabengebiet ist erheblich:
- Beratung vorsprechender Bürger
- Weiterleitung von Anträgen, Anregungen und Beschwerden
- Mithilfe bei der Vorbereitung und Durchführung von Wahlen
- Mithilfe bei der Vorbereitung von Informationsveranstaltungen des Magistrats
- Ehrung von Ehe- und Altersjubilaren
- Beglaubigung von Unterschriften in Ruhegehalts- und Rentenangelegenheiten (Lebensbescheinigung)
- Melden von Mängeln im Stadtbezirk
Etwas willkürlich scheint die Zahl der Plätze für Stadtbezirksvorsteher
19 Stadtteile haben nur einen Stadtbezirksvorsteher. Leider gehört auch Kalbach-Riedberg mit über 22.000 Einwohnern dazu. Der kleinste Stadtteil mit Stadtbezirksvorsteher hat dagegen nur 3.700 Einwohner.
Werfen wir einen Blick auf das andere Ende der Versorgung mit Plätzen: Es gibt zwei Stadtteile mit 6 Plätzen. Pro Stadtbezirksvorsteher werden dort etwa 10.000 Bürger betreut. Umgerechnet auf Kalbach-Riedberg währen daher auch hier 2 Plätze mindestens angemessen.
Alles auf eine Karte
Derzeit ruht die Betreuung von über 22.000 Einwohnern auf den Schultern einer Stadtbezirksvorsteherin. Fällt sie aus, gibt es zum Glück eine Stellvertretung.
Auch das Amt der Stadtbezirksvorsteherinnen ist zeitlich beschränkt. Rechtzeitig Nachwuchs zu finden und auszubilden scheint aber nicht die höchste Priorität zu genießen. Die „Amtszeit“ läuft mit Ende der Kommunalwahlperiode aus und es muss ein neuer Ehrenbeamter für diese Funktion gefunden und berufen werden. Wie dann eine ordentliche Übergabe des umfangreichen Arbeitsgebietes, im Falle eines Wechsels aussehen soll, bleibt ein Rätsel.
Und noch ein Arbeitspaket …
Um zu prüfen, wie viele Arbeitspakete eine Stadtbezirksvorsteherin schultern kann, wurde dann noch entschieden, ein weiteres Wahllokal, immerhin das elfte des Stadtteils, auf dem Riedberg zu eröffnen. Weil es so viele Neubürger gibt.
Die Bundestagswahlen finden dieses Jahr schon am 23.02.025 statt. Am 5.03.2025 ist Aschermittwoch. Während der Faschingssaison freiwillige Wahlhelfer zu finden, um ein neues Wahllokal auszustatten, wird sicherlich anspruchsvoll sein!
Zum Glück kann die amtierende Stadtbezirksvorsteherin auf ein gut ausgebautes Netzwerk zurückgreifen, das in solchen Situationen natürlich „Gold wert ist“.
1 Satzung über die Entschädigung von ehrenamtlich Tätigen