Schlagwort: Permakultur

Wo eine Tür sich schließt, da öffnet sich eine neue …

Steinpyramide, Keyholebeet und Totholzzaun

Der Projektgarten „Hortus Nucis“ am Frankfurter Berg, muss einem breiten Serviceweg neben den zukünftig vier Gleisen der Main-Weser-Bahn weichen. Die wirtschaftlichen Interessen von Stadt und Bahn haben höhere Priorität als gelebter Naturschutz vor Ort.

Die Permakultur-Designerin und Wildnislotsin Julia Auer hatte 2011, nahe bei ihrem Haus am Ebereschenweg, von der Stadt Frankfurt einen verwilderten Garten mit 850 qm gepachtet, den sie seit 2017 nach den Prinzipien der Hortus-Bewegung (der Gründer der Bewegung war Markus Gastl) umgewandelt hat.

Seitdem hat sie zahlreichen interessierten Besuchern in persönlichen Führungen ihren Garten gezeigt und so ihr Wissen weitergegeben. Rund 100 Besucher pro Jahr begrüßt sie auf dem Gelände. Von den Spenden werden wieder neue Pflanzen erworben.

In dem „Drei-Zonen-Garten“ finden sich Objekte wie …

  • eine Pufferzone, die den Garten gegen schädliche Einflüsse von außen schützt mit Totholzmauer
  • eine Magerwiese, als Eldorado für Insekten
  • eine Steinpyramide neben einem Teich für kleine Tiere
  • eine Holz-Pyramide mit Keller als Käferburg
  • ein Key-Hole-Beet zum Anbau von Kürbissen
  • ein Sandarium für Bienen
  • einem Erd-Kon-Tiki, in dem die für Terra Preta wichtige Pflanzenkohle hergestellt wird.

Käferburg, Foto: J. Auer

Frau Auer gärtnert bereits seit Langem nach den Prinzipien der Permakultur. Sie hatte einige Jahre in den USA gelebt und gemeinsam mit ihrem Mann, den sie dort kennenlernte, einen Selbstversorgergarten betrieben. Der wilde Naturgarten, den die gebürtige Frankfurterin „Hortus Nucis“, lateinisch für „Nussgarten“, nennt, liegt rund 300 Meter vom Haus entfernt, direkt an den Bahngleisen. Es geht ihr darum, dass Wildtiere dort immer etwas zu Fressen finden.

Nachdem sich Bahn und Stadt durchgesetzt hatten und der Bau des breiten Servicewegs von der Oberen Naturschutzbehörde genehmigt wurde, konnte die begeisterte und überzeugte Naturfreundin in ihrem Projektgarten „Hortus Nucis“ keine Führungen mehr anbieten.

Das Gelände, auf dem ihr Gartenidyll und Rückzugsort steht, wird deutlich verkleinert. Ein aufwendig angelegtes Hochbeet sowie mehrere Bäume müssen verschwinden. Mit einem Serviceweg statt Hotspot-Zone, Sandgrübchen und Pfützenteich ist ihr Garten kein Hortus-Garten mehr – das ganze Konzept nicht mehr umsetzbar: Die Arche Noah für heimische Tiere und Pflanzen wird aufgelöst. Der Garten bleibt weiterhin in der Obhut der Familie Auer und sie werden versuchen die Strukturen so weit es geht zu retten.

Wildblumenwiese im Juni

Wildblumenwiese im Juni, Foto: J. Auer

Aber es geht weiter!

Als Permakultur Designerin wird Frau Auer im Chamisso-Garten-Projekt einsteigen. Dieses Projekt verfolgt nicht nur Naturschutz und Nachhaltigkeit, sondern auch eine Inklusion von Menschen mit Behinderung und Geflüchteten.

Sie plant den Chamisso-Garten wieder in einen Drei-Zonen-Garten, diesmal den Hortus Poeticus umzuwandeln! (Adelbert von Chamisso war Dichter und Naturforscher und der Garten liegt im Dichterviertel von Frankfurt)

Die Umwandlung in einen Hortus plant sie mit einem Kursangebot zu begleiten, bei dem alle, die Interesse haben, lernen können, wie man z. B. einen Käferkeller anlegt, eine Totholzmauer aufschichtet oder einen Lichtteich baut. Obendrein ist es dort möglich, regional typische Pflanzen zu vermehren und zu verkaufen.


Weiterführende Links

Nachtrag:
Nur die Hotspotzone und somit der ökologisch wertvollste Teil, also 90 % der Wildblumenwiese, der Lichtteich und das Sandarium müssen weichen. In der Pufferzone stehen das Ziegel/Schlüssellochbeet und die Totholzmauern im Weg. Da es ein Drei-Zonen-Garten ist und nun fast eine ganze Zone wegfällt, kann der Garten danach nicht mehr als Lehrgarten dienen, wird aber weiterhin ein Rückzugsort für die Wilde Natur bleiben.
Frau Auer werid versuchen mit den Baggerfahrern die Wiese umzusetzen und die Totholzzäune und Totholzmauern wird sie hoffentlich an der neuen Grenze wieder aufbauen können. Dann wird man weitersehen …

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Der Chamissogarten – als Ausflugsziel gar nicht so weit

Logo Chamissogarten

Wer am Unicampus Riedberg einsteigt und an der U-Bahn-Haltestelle Lindenbaum wieder aussteigt, kann in 7-10 Gehminuten in die Chamissostraße 38 gelangen, wo der gleichnamige Garten untergebracht ist. Sei es zum Pflanzenkauf oder zu kulturellen Veranstaltungen.

Der Chamissogarten ist eine Initiative für Mensch & Natur. Er ist gemeinnützig, inklusiv und nachhaltig. Die Initiatoren bringen das Gelände zum Blühen! Hier treffen sich Menschen, um sich für Artenreichtum und ein lebendiges Miteinander im Stadtteil zu engagieren.

Bei kulturellen Veranstaltungen die Seele baumeln lassen, miteinander lernen, feiern, gärtnern und imkern – hier wird Vielfalt lebendig!  Die gärtnerische und soziale Grundlage spiegeln die Prinzipien der Permakultur wider: „Earth Care – People Care – Fair Share“.

An jedem Donnerstag im Juni von 11:00 Uhr bis 14:30 Uhr können Sie bienenfreundliche Jungpflanzen und frisch geschleudertem Honig erwerben und den Garten bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen genießen!

Bei dem Garten handelt es sich um einen ökologischen, artenreichen Lehr- und Lerngarten, der nach den Prinzipien der Permakultur gestaltet ist. Die Erträge werden solidarisch geteilt.

Erfahrungen können zum Beispiel auf folgenden Gebieten gesammelt werden:

  • Gemüse und Obstanbau
  • Stauden und Rosenbeete
  • Blumenwiese und Kräuteranbau
  • Themengärten als Inspiration für den eigenen Garten

Der Garten verfügt über eine barrierefreie Toilette sowie rollstuhlgerechte Hochbeete für den Gemüseanbau. Es werden Projekttage und Kurse angeboten, auch für inklusive Gruppen aus Kitas und Schulen.

Hier ist ein Ort für kulturelle Veranstaltungen: Seminare, kleine Konzerte, Lesungen und Puppentheater finden ganzjährig statt. Ein Platz der Freude, der Begegnung, der Bildung, des Genusses und des respektvollen Miteinanders.

Festival ChamissoGarten

Vagabound, Festival im ChamissoGarten

 

Festival

Während der Sommermonate Juni und Juli findet im Chamisso-Garten das Festival „Vagabond“ statt. (Termine siehe Terminkalender)

Eine wandernde Geschichten-Erzählerin, die sonntags durch die Straßen Ginnheims, Dornbuschs und Eschersheims zieht, trifft auf märchenhafte Figuren. Im Laufe des Finalabends geraten die Dinge auf der Bühne mehr und mehr aus den Fugen. Was macht die Puppe im Klavier? Und was passiert, wenn das Instrument zur Puppe wird?

Musikalisch dreht sich die Auswahl der Stücke um das Dunky-Trio von Antonín Dvořák, folkloristische Musik aus dem slawischen Raum von Sulkhan Tsintsadse, die Rumänischen Volkstänze von Béla Bartók, Leoš Janáček „Pohádka“ und weitere.

Es ist den künstlerischen Leitern Anna-Lena Perenthaler und Nicolai Bernstein gelungen, klassische Musik mit Elementen des Figurentheaters zu verweben. Und so einen spannungsreichen Bogen vom ersten Auftaktkonzert bis zu den Final-Konzerten zu spannen. Jeder Sonntag ein Genuss für Groß und Klein!


Permakultur (dauerhafte Landwirtschaft)
Ursprünglich ein nachhaltiges Konzept für Landwirtschaft und Gartenbau, das darauf basiert, natürliche Ökosysteme und Kreisläufe in der Natur genau zu beobachten und nachzuahmen. Die Permakultur ist inzwischen eine Kultur der nachhaltigen Lebensweise und Landnutzung geworden. In Europa wird sie in privaten Hausgärten ebenso wie auf mittelgroßen Bauernhöfen praktiziert.

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