Was das für eine Stadtverwaltung bedeutet, wenn das Oberhaupt sich mit allen Führungskräften zerstritten hat, haben wir ja jetzt über viele Jahre hinweg erlebt. Kein Wunder, dass im November hier einen klaren Schlussstrich von den Wählern gesetzt wurde. Bei den Neuwahlen im März stehen 20 Kandidaten zur Verfügung, davon 8 parteilose Kandidaten.
Sich als parteiloser Kandidat für dieses Mandat zu bewerben erfordert viel Optimismus und eine engagierte Mannschaft, die einem eine eigene Partei ersetzt. Dass Frau Maja Wolff aus Niederursel diese Herausforderung annimmt, hat sie bei ihrer Auftaktveranstaltung im „Lahmen Esel“ vor Kurzem unter Beweis gestellt. Die Zahl der Menschen, die ihre Kandidatur finanziell und mit Rat und Tat unterstützen, war beeindruckend.
Bei der Vorstellung ihres Wahlprogramms überraschte sie ihr Publikum mit einer prägnanten, gesungenen Vorstellung ihres Programms (Mensch Maja, Maja mach‘s. Ohne eigene Partei ist sie für uns alle frei. Mensch Maja, Maja mach‘s.) von einer befreundeten Musikerin (Sabine Fischmann). Klar, dass sie für die zahlreichen Konfliktzonen in der Stadt keine Musterlösungen parat hat. Aber sie zeigte Wege auf, wie Fachleute aus den verschiedensten Disziplinen, wenn man sie in Arbeitsgruppen Lösungen entwickeln lässt, oft erstaunliche Alternativen erarbeiten können.
Als Motivator kann ein Oberbürgermeister die vielfältigen Talente einer Stadtverwaltung erwecken und ihnen den benötigten Freiraum verschaffen. Danach kommt dann der ebenso wichtige Schritt: Test und Umsetzen. Pläne die in den Schubladen liegen gibt es in Frankfurt zu Genüge. Aber das „Hier müsste mal was gemacht werden“ ist oft der Grabstein von Konzepten die wieder in den Schubladen verschwinden, aus Angst mal einen Fehler zu machen.
Also auch hier ist ein Dirigent gefragt, der eine Arbeitsatmosphäre schafft, in der das Lernen aus gemachten Fehlern zulässt zugunsten eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses. Was in der Wirtschaft schon lange bekannt ist, sollte auch in der Verwaltung wieder verstärkt Einzug halten. Sei es bei Themen wie Digitalisierung, Schulbildung oder Nachwuchsförderung oder bei so heißen Themen wie bezahlbarer Wohnraum, Erreichung der Klimaziele oder Wassermangel im Sommer.
Dass Frau Maja Wolff hier eine ernst zu nehmende Kandidatin ist, hat sie in ihrem beruflichen Leben schon mehrfach unter Beweis stellen müssen. Ihr zwei herausforderndsten Projekte waren in den letzten Jahren neben der Erhaltung des „Grüne Soße Festivals“ in Pandemie-Zeiten der Aufbau einer schwimmenden Knast-Theaterbühne für die Aufführung von Carmen (von Georges Bizet) mit Gefängnisinsassen und Freigängern als Resozialisierungsprojekt.
Dazu mussten nicht nur mehrere Schiffe (mit den dazu notwendigen Sponsoren) besorgt werden, sondern auch ein Platz im Osthafen, ein Umbau des Theaterschiffes (MS Carmen), die logistische Versorgung der Schauspieler und Crewmitglieder mit Essen und Trinken inclusive Entsorgung.
Gerade der Umgang mit Menschen, die eine ganz andere Lebensbiografie hatten und denen es oft nicht gut gegangen ist, hat Frau Wolffs Fähigkeiten als Moderatorin und Motivatorin sehr geschärft. Vielleicht gelingt es ihrem Talent auch, die Stadtgesellschaft mit ihrem Dauerbrennpunkt „Bahnhofsviertel“ einer Verbesserung zuzuführen.
Auch ihre anderen Fähigkeiten wie Belastbarkeit und Humor konnte Frau Wolff kurz zeigen, denn bei einem solchen Event läuft nicht immer alles rund. Dass sie sich ihr eigenes Wahlkampfteam zusammenstellen musste, und nicht auf die Organisationsstrukturen einer etablierten Partei zurückgreifen konnte, mag ein Nachteil sein. Aber daher hat sie den Rücken frei und muss sich keinem Parteizwang unterwerfen.
In der Politik und Verwaltung können Akteure ihre Ideen oft nicht umsetzen, da ihnen – wie es so schön heißt -, die Hände gebunden sind (Vorschriften, Rücksichtnahmen, Traditionen, …). Vielleicht kann eine „Fesselsprengerin“ in verkrustete Strukturen wieder etwas Bewegung bringen. Zumindest macht die Arbeit wieder mehr Spaß, wenn man Hoffnung und Ziele hat.
Zur Person
Frau Maja Wolff, (* 07.12.1964 in FFM), ist Künstlerin, Unternehmerin und seit 2009 Geschäftsführerin der Grüne Soße Festival GmbH. Als Veranstalterin und Gastgeberin leitet sie das jährlich stattfindende Festival gemeinsam mit ihrem Partner Torsten Müller. Als Vorstandsvorsitzende des Kulturvereins Art-Q e. V. setzt sie seit 2011 Kulturprojekte in Frankfurt unter anderem für sozial benachteiligte Menschen um. Sie ist ausgebildete Arzthelferin, Schauspielerin und Sängerin, Therapeutin und studierte Sozialarbeiterin.
Weiterführende Links
- Gesungenes Wahlprogramm von Sabine Fischmann & Ali Neander
- Frau Maja Wolffs Homepage