Vom 17.08. bis 19.08.2024 fand die Kalbacher Gickelkerb auf dem Kalbacher Kerbeplatz statt
Organisiert wurde das dreitägige Fest vom Kalbacher Kerbeverein, der damit auf eine alte Tradition des Kirchweihfestes zurückgreift.
Der Verein wurde im Jahr 2016 gegründet. Bis in das Jahr 2015 richteten unterschiedliche Veranstalter die Kerb aus, darunter der Kleintierzuchtverein, der FC Kalbach und – ab 2013 – die Metzgerei Kaiser. Mit dem Kerbeverein konnte das Fest auf eine breite personelle und damit stabile Basis gestellt und gezielt die Verbundenheit mit der Kalbacher Bevölkerung gesucht und gepflegt werden. Bis auf die beiden Corona-Jahre hat der Kerbeverein seitdem die Kerb alljährlich auf die Beine gestellt.
Der Kerbebaum
Der weithin sichtbare Mittelpunkt jedes Kirchweihfestes ist der Kerbebaum. Am Samstag wurde die etwa 15 Meter hohe Rotfichte gegen 14:00 Uhr auf den Kerbeplatz gebracht.
Die Kerbelies wurde während des Transports vom Präsidenten der Kerbeburschen Denis Goltcsche und seinem Vize Tim Levi sicher festgehalten.
Mitunter etwas unkoordiniert, aber mit viel Manpower und festem Willen gelang es, den Baum Meter für Meter in die Senkrechte zu hieven.
Die Aufstellung des Baums erwies sich als echtes Spektakel und begeisterte ein großes Publikum.
Mit drei Böllerschüssen wurde die die Kerb offiziell durch den Kerbevadder Günter Betz eröffnet. Später wurde noch die Kerbelies am Kerbebaum befestigt.
Das Kerbemädchen 2024
Jedes Jahr wird ein neues Kerbemädchen durch die Kerbeburschen gewählt. Die Zustimmung der jungen Frau wird selbstverständlich vorab durch eine formelle Anfrage (mit Blumenstrauß) erbeten. Die Wahl fiel in diesem Jahr auf Stefanie Eichborn.
von links: Kerbevadder Günther Betz, Vizepräsident Tim Levi, Kerbemädchen Stefanie Eichborn, Präsident Denis Goltcsche
Erste Amtshandlung des Kerbemädchens war der Anstich des Apfelweinfasses. Der Bembelwart versorgte anschließend die Kerbeburschen mit dem Stöffche.
Frauen und Mädchen spielen im Kerbeverein ansonsten keine gewichtige Rolle: die Teilnahme bei den Kerbeburschen ist traditionell reine Männersache. Auch die Helfer auf dem Kerbeplatz und im Festzelt waren überwiegend Männer.
Im Verein können Frauen natürlich Mitglied werden und selbst Vorstandsaufgaben übernehmen – letzteres ereignet sich allerdings nur selten.
Die ehemaligen Kerbemädchen ließen es sich jedoch nicht nehmen, an der offiziellen Eröffnung der Gickelkerb teilzunehmen und während der Kerb Präsenz zu zeigen.
Zu guter Letzt das gesamte Samstags-Team vor dem Festzelt.
Die Anzahl der Schausteller war angesichts der Größe des Kalbacher Kerbeplatz sehr übersichtlich und die Stände waren in der Hauptsache auf Kinder ausgerichtet.
Kirchweih-Hochamt
Der Besuch der Vorabendmesse in der St. Laurentius-Kirche gehört zum festen Programm der Kalbacher Kerb.
Pater Siby Abraham begrüßte zu Beginn des Gottesdienstes die Kerbeburschen und
-mädchen. Er sprach über weite Teile seiner Predigt von der Bedeutung, die das Gotteshaus für Kalbach hatte und hat. Eingeweiht wurde die Kirche am 11.August 1765 durch den Mainzer Weihbischof; hier liegen die Ursprünge des Kalbacher Kirchweihfestes und der Kerb.
“Heute hat unsere Kirche Geburtstag”, so der Pater.
Die Kerbeburschen sind, ob katholisch oder nicht, zur Teilnahme am Kirchweih-Hochamt verpflichtet.
Kerbeburschen können nur Kalbacher werden und sie müssen mindestens 17 Jahre alt sein. Die große Anzahl junger Männer, die sich aktiv an dieser Kerb beteiligten, lässt darauf schließen, dass der Kerbeverein keine ernsthaften Nachwuchsprobleme hat.
Das bestätigten im Gespräch auch der Vereinsvorsitzende Thomas Schmidt und der Kerbevadder Günther Betz. Schwieriger sei die Situation im Verein allerdings bei den verantwortlichen Positionen im Vorstand: den erheblichen Arbeitsaufwand (allein bei der Organisation einer Kerb) scheuen viele – ein Problem, dass gewiss so manch anderer Verein ebenso kennt.
Gickelschmiss
Ein weiters mal spielt das Kerbemädchen die Hauptrolle während der Kerb. Beim „Gickelschmiss“ (auf hochdeutsch: Hahnenschlagen) geht es keinem lebenden Gefieder an den Kragen: vielmehr wird symbolisch ein mit Stroh gefüllter Bembel zerschlagen.
Dem Kerbemädchen wurden vorher die Augen verbunden und es musste dann mit einem Dreschflegel den auf dem Kerbeplatz abgestellten Bembel zerschlagen. Mit den Hinweisen der umstehenden Kerbeburschen gelang das auch nach einigen Versuchen. Das Stroh wurde angezündet und anschließend forderte der Präsident der Kerbeburschen das Kerbemädchen zum Tanz auf, dem sich die übrigen Kerbeburschen und ehemalige Kerbemädchen anschlossen.
Die Kerbelies
Während die Strohpuppe über die Festtage einsam über dem Kerbeplatz thronte, durfte sie sich am letzten Abend der Aufmerksam aller und der Zuneigung der Kerbeburschen sicher sein, wenngleich auch ihr letztes Stündlein schlug. Das Ende der Kerb wurde mit einer Beerdigungszeremonie für die Kerbelies begangen – sie wurde feierlich und mit „geistlichem Beistand“ verbrannt.
Wehmut kommt angesichts des nahen Endes unter den Kerbeburschen auf
Der Diebstahl der Kerbelies von Kerbeburschen der Nachbarorte ist – so war vom Kerbevadder zu erfahren – zum Glück aus der Übung gekommen: das ersparte den Kalbachern die schmachvolle Auslösung der Strohpuppe.
Das Festzelt
Zentraler Ort auch dieser Kerb war das Festzelt.
Abendliche Livemusik am Samstag und Montag, Kreis-Kerbeburschen-Treffen, Cheerleading des Turnverein Kalbach, VI. Kerbe-Olympiade (“ein Spektakel für die ganze Familie”) am Sonntag, Tombola am Montag bildeten ein rundes Programm, das den Kalbachern, Jung und Alt, vom Kleinkind bis zu den Großeltern gefallen hat. Das Festzelt war an allen Tagen und zu jedem Anlass sehr gut besucht, mitunter rappelvoll.
Links:
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