Vor 50 Jahren wurde Kalbach im Zuge der hessischen Gebietsreform zusammen mit drei anderen Gemeinden (Harheim, Nieder-Erlenbach und Nieder-Eschbach) nach Frankfurt eingemeindet. Kalbach hatte dabei den Ruf des gallischen Dorfes im Norden, an der Grenze zu Frankfurt.
Statt mit Stadtmauern befestigt, ist Kalbach von 2 Autobahnen umgeben (A5 & A661). So blieb die dörfliche Struktur bis heute erhalten, wenn man einmal von dem Neubaugebiet „Riedberg“ absieht. Der Fusionsprozess mit Frankfurt wurde begleitet von massiven Protesten. „Der neue Herr heißt Frankfurt“ lautete 1972 die Überschrift in einer Zeitung.
In Harheim fuhren Landwirte, aus Protest einen mit dampfendem Mist und Jauche beladenen Wagen vor das Harheimer Rathaus und drohten, ihre Ladung abzukippen. Im Ort stand ein Traktor mit einer Strohpuppe, die ein Transparent hielt: „Wer Harheim verkauft oder verschenkt, gehört gehenkt!“
Die Kalbacher waren im Vergleich dazu eher friedlich. Den Bewohnern war klar, dass mit rund 3.500 Einwohnern eine dauerhafte Selbstständigkeit eine Illusion ist. Man hatte auch eine Fusion mit Oberursel geprüft. Doch Frankfurt hatte schnell reagiert und auch für Kalbach einen verlockenden Grenzänderungsvertrag entworfen.
Eine Buslinie etwa wurde zugesagt, eine Bürgerstelle im alten Rathaus, keine Erhöhung der Steuern und Gebühren für 5 Jahre, das Versprechen, dass sich die Stadt beim Land für die Umgehungsstraße einsetzt und ein Hallenbad am Riedberg baut. Letzteres wurde leider nie eingelöst.
Doch Kalbach zögerte und so drohte Frankfurt mit einer Zwangseingemeindung ohne die genannten Bonuspunkte. Und so willigte man zähneknirschend ein. 50 Jahre später sind viele Bürger indes überzeugt, dass die Eingemeindung sinnvoll war. Doch die Kalbacher sehen sich erst in zweiter Linie als Frankfurter.
Aus alten Zeiten gibt es in Kalbach noch die Geschichte des Kalbacher Bären:
Version 1: Der vor vielen Jahren von einem Bauern im Bommersheimer Feld gesichtete Bär wurde von zu Hilfe gerufenen heldenhaften Kalbacher Bauern gejagt und erlegt. Seither nennen sich die Kalbacher auch Kalbacher Bären und seit 2019 gibt es eine Bärenskulptur am Eingang zum örtlichen Fußballverein FC Kalbach.
Version 2: Der angebliche Bär war ein großer Hund und die Bommersheimer beschimpften die Kalbacher seitdem als Bären, was diese wiederum zu einem Ehrentitel ummünzten.
Ein Highlight der Freizeitgestaltung ist in Kalbach das Gelände des ehemaligen US-Amerikanischen Hubschrauberlandeplatzes, der jetzt Teil des Grüngürtels ist. Das Gelände wurde zu einem pädagogischen Naherholungsort gestaltet, den viele Frankfurter als Ausflugsziel nutzen.
Für Geschichtsinteressierte und Gläubige ist von besonderem Interesse, dass im 8. Jahrhundert nach Christus der Leichnam des Hl. Bonifatius von Mainz nach Fulda überführt wurde. Dabei machte der Leichenzug eine Rast auf Kalbacher Gemarkung und die Legende sagt, dass just an dieser Stelle danach die Bonifatiusquelle entsprang, die im Zuge der Bebauung des Riedbergs neu gefasst, zum Teil des Bonifatiusparks wurde. Trotz der Voraussagen, dass nach der Bebauung des Gebietes die Quelle versiegen werde, sprudelt sie munter weiter. Der Grundriss der ehemals dort befindlichen Crutzenkirche ist heute nur noch – durch Pflasterung markiert – erkennbar.
Im Dorfkern von Kalbach, in einem Freizeitpark, findet sich auch ein Erzählstein. Eine Steinsäule, zusammengesetzt aus einem Sockel und 6 unterschiedlich hohen und breiten Quadern, die Szenen aus der hiesigen Geschichte zeigen.
Zusammengefasst kann man sagen, dass die Eingemeindung beiden Kontrahenten zum Nutzen gereichte und dass Kalbach eine Reihe von sehenswerten Punkten in das bunte Frankfurt mit einbrachte.